Schon vor dem Anpfiff war klar: Heute würde es um viel gehen. Die Niederlage in Berlin hatte bei der Mannschaft Spuren hinterlassen. Simon Terodde bestätigte nach dem Spiel, dass die Stimmung unter der Woche angespannt war und der Druck spürbar gewesen ist. Würde erneut ein so schwacher Auftritt wie in Berlin folgen, wäre es sehr wahrscheinlich ungemütlich in der Domstadt geworden.
Doch der effzeh hielt dem Druck stand und zeigte gegen die Hamburger, wozu er in der Lage ist. Mit einer der besten Leistungen der laufenden Spielzeit wiesen die Kölner ihren Gegner in die Schranken. Auch wenn Alex Meier sein obligatorisches Tor erzielte, interessierte das hinterher niemanden. Im Mittelpunkt stand ein anderer Stürmer.
Jhon Cordoba – wie Phönix aus der Asche
Mit drei Treffern zerlegte Jhon Cordoba die Kiezkicker quasi im Alleingang. Der Kolumbianer war extrem lauf- und zweikampfstark und eigentlich nie in den Griff zu bekommen. Seit dem 8:1-Sieg gegen Dresden ist Cordoba nicht mehr wiederzuerkennen. In den acht Spielen seit dem Heimsieg gegen die Sachsen erzielte der 25-jährige neun Treffer und bereitete ein Tor vor. Ligaweit ist nur Simon Terodde mit zehn Toren in diesem Zeitraum treffsicherer gewesen. Cordoba zerstreut die eher negativen Eindrücke der letzten Saison und scheint auch dank Markus Anfang endgültig in Köln angekommen zu sein.
Überzeugen konnte beim effzeh auch Neuzugang Johannes Geis. Nach einem eher schwachen Auftritt in Berlin zeigte er gestern die Qualitäten, die ihn auch lange Zeit zu einem guten Bundesligaspieler machten: Eine starke Technik, präzises Passspiel und eine gute Ausführung bei Standardsituationen. Hat Geis Nebenleute, die seine läuferischen Defizite kompensieren können (so wie gestern etwa Jonas Hector), kann er seine Spielweise gewinnbringend einbringen. Auch ihm dürfte der gestrige Auftritt gut getan haben.
Und sonst? Christian Clemens zeigte ein dynamisches Spiel und legte das 2:1 perfekt auf, Florian Kainz benötigt noch Anlaufzeit. Timo Horn parierte drei Mal stark, Rafael Czichos hatte Glück, dass sein fataler Stellungsfehler in der ersten Halbzeit nicht von Sami Allagui bestraft wurde und Jonas Hector spulte sein unauffälliges, gleichwohl starkes Programm ab. Die konstant starken Leistungen von Jorge Meré und Simon Terodde finden inzwischen kaum noch Erwähnung. Während Meré inzwischen der unumstrittene Abwehrchef mit herausragender Qualität ist, hat Simon Terodde gestern im 19. Saisonspiel seinen 23. (!) Treffer erzielt. Eine solche Quote hatte kein Stürmer des effzeh in den letzten Dekaden.
Kann der effzeh diese Leistung bestätigen?
Entscheidend ist nun, ob der effzeh die gegen St. Pauli gezeigte Leistung bestätigen kann oder nicht. Immerhin ist es nun zum zweiten Mal (erst nach der Niederlage gegen den HSV, nun nach dem Spiel bei Union Berlin) gelungen, eine echte Krise abzuwenden. Mit Paderborn und Sandhausen gibt es nun zwei Gelegenheiten dazu. Dass die Mannschaft das Potential zum Dominieren der zweiten Liga hat, zeigte sie gestern jedenfalls. Mit St. Pauli wurde auch erstmals eine Mannschaft dominiert, die zu den stärkeren der Liga zählt.
Und wer weiß, vielleicht stößt im Laufe der nächsten Tage ja wirklich Anthony Modeste dazu. Die Frage, welcher Stürmer dann wo spielen soll, wird dann Markus Anfang beantworten müssen. Allerdings gäbe es bestimmt auch unangenehmere Fragen.