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Ehrentribüne

Harald “Toni” Schumacher wird 65: “Wo der Tünn ist, da ist etwas los”

Harald “Toni” Schumacher wird heute 65 Jahre jung. Anlässlich des Ehrentags erinnert sich Ralf Friedrichs an eine Karriere, die beim 1. FC Köln holprig begann und abrupt endete.

Foto: Edition Steffan

Nun begann Schumachers steiler Aufstieg, nachdem sich der geplante Turnier-Torwart namens Norbert Nigbur (!) verletzte, wurde Schumacher auch die Nummer 1 in der DFB-Elf und prompt wurde der Tünn in seinem ersten Turnier Europameister. Dass er dabei im Finale mit gebrochenen Mittelhandknochen spielte, wurde zu einer der zahllosen Legenden rund um sein Ignorieren von Verletzungen und Schmerz allgemein.

1981 sollten sich unsere Wege wieder persönlich kreuzen. Meine Schulzeit ging zu Ende und neben den üblichen Festivitäten sollte es noch einen spontanen Besuch eines prominenten Nachbarn der Schule geben. Niemand anderes als Toni Schumacher wohnte in der direkten Nachbarschaft zur Bildungsstätte.

Der Europameister in der Schule

Oft genug hatten wir Schüler den Nationaltorwart beobachten können, unter anderem beim Streichen seines Zauns, welches er akribisch, aber ohne große Begeisterung durchführte. Von unserem Lehrer, einem Gladbach-Fan, angesprochen, ließ er sich spontan darauf ein, zu einer Art Fragestunde in die Klasse zu kommen. Der Pinsel flog in die Ecke und der Nationaltorhüter Deutschlands machte sich gemeinsam mit dem Lehrer auf dem Weg in unseren Klassenraum.

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Da saß er nun, mit Minipli und Goldkette behangen (es waren die 80er!!!) mitten auf dem Lehrerpult, ließ die Beine baumeln und schaute grinsend-herausfordernd, aber freundlich in unsere Runde: „Unn, ihr habt et jetzt also hinter euch? Schön … wat wollt ihr dann wissen?“ nahm Schumacher selbst das Heft in die Hand und forderte uns zu Fragen heraus. Nun ja, die Fragen der Schulklasse waren nichts, was journalistisch reizvoll war, das meiste habe ich vergessen.

Foto: Millennium-Geißböcke

Nur meine eigene, einzige Frage ziemlich zum Schluss nicht. „Was war der Grund dafür, dass Bernd Schuster nach Barcelona ging?“ hatte ich mir zurechtgelegt, was Toni zunächst routiniert beantworten wollte, doch bevor er ausholen konnte, komplettierte ich meine Frage: „Also … den wirklichen Grund, meine ich natürlich!“ Natürlich zog die Art der Fragestellung ein gewisses Gelächter nach sich, aber mir war es ernst. Und der Toni antwortete auch sehr offen, dass es um Bezahlung ging, die Chance namens FC Barcelona und dass vor allem seine Frau Gaby großen Einfluss ausübte.

Finals und Turniere

Nach diesem persönlichen Erlebnis folgte wieder die Beobachtung als FC-Fan und Beobachter der DFB-Elf. Toni Schumachers weiterer Weg ist bekannt, vor allem die WM 1982. Da sowieso jeder nun auch die sattsam bekannte Battistion-Kiste auspackt, lasse ich diese ganz bewusst mal weg und verweise lediglich auf seine Leistung in diesem phantastischen Match gegen Frankreich. Toni Schumacher war wohl nie „bösartiger“ als in diesem Spiel, aber er war auch selten besser. Ein Umstand, der oft vergessen wird.

Foto: STAFF/AFP/Getty Images

1983 gewann der 1. FC Köln das Pokalfinale gegen Fortuna Köln. Bis heute ein wunder Punkt, denn der „Briefkopftitel“ bedeutet den Beteiligten nicht sonderlich viel, dies habe ich bei Gesprächen beim „FC-Stammtisch Talk“ immer wieder feststellen müssen. Ausgerechnet der bis dato letzte ernsthafte FC-Titel hat aufgrund der Vorfälle (Pfiffe der eigenen Fans, viel Beifall für die Fortuna) erhebliche Schattenseiten. Mehrfach deutete Schumacher damals an, den Cup verärgert ins Publikum zu schmeißen. Er tat es natürlich nicht.

1986 war sicher noch mal ein ganz besonderes Jahr für Schumacher, mit dem 1. FC Köln erreichte man erstmals das UEFA-Cup-Finale gegen Real Madrid, in den beiden Endspielen aber zog man gegen die „Königlichen“ den Kürzeren. Bei der WM lief es für den Tünn hervorragend, mit seinen Leistungen brachte er ein eher mittelprächtiges Team bis ins Finale.

Glanzparade gegen Mexiko

Herausragend dabei seine Glanztat gegen Mexiko. Kurz vor Schluss der regulären Spielzeit entschärfte er einen Gewaltschuss aus kürzester Distanz und bewahrte Deutschland vor dem überraschenden Viertelfinal-Aus. Im späteren Elfmeterschießen entschärfte Schumacher gleich zwei Elfmeter – der Kölner ist der einzige Torhüter, dem dies übrigens in zwei aufeinander folgenden Weltturnieren gelang (1982 im Halbfinale gg. Frankreich).

Auf der nächsten Seite: Das abrupte Ende beim 1. FC Köln und die späte Rückkehr

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