Im Oktober hatte der effzeh zuletzt zuhause gewinnen können, seit Nikolaus nicht mehr mit den eigenen Fans jubeln dürfen. Letzteres konnten unsere „Geißböcke“ beim Samstagsabends-Topspiel gegen Hannover 96 ablegen, den ersehnten Dreier im Müngersdorfer Stadion lässt allerdings weiter auf sich warten. Auch gegen strauchelnde Niedersachsen (im Jahr 2015 noch ohne Sieg) reichte es für die Stöger-Elf nicht zum erwünschten Erfolg. Für den effzeh bleibt damit die Erkenntnis: Angesichts der kommenden Auswärtsaufgaben in München und Dortmund scheint beim nächsten Heimspiel gegen Frankfurt ein Sieg schon Pflicht.
Ausgangslage
Das bittere 0:1 in Mönchengladbach inklusive Tor eines Spielers, der mit Gelb-Rot vom Platz gehört hätte, nach einem Freistoß, der keiner war, steckte dem effzeh ebenso in den Knochen wie die unwürdigen Ausschreitungen, die auf die Last-Minute-Pleite folgten. Ob das spurlos an der Mannschaft vorbeigehen würde, war nicht abzuschätzen. Jedenfalls stand die Stöger-Elf angesichts der Heimschwäche nun noch mehr unter Druck, sollte doch gegen die direkte Konkurrenz um den Klassenerhalt endlich gewonnen werden.
Auf den Rängen zeigte sich ein ungewohntes Bild: Die Ultragruppierungen zogen es nach dem Boyz-Ausschluss vor, nicht als Gruppen im Stadion aufzutreten. Die Atmosphäre in Müngersdorf war mit Spannung erwartet worden: Gibt es Proteste? Und wenn ja: Gegen wen? Die Ultras? Den effzeh? Vorab sei verraten: Es wurde eine Mischung aus beidem. Und die Stimmung glich der in englischen Stadien. Nicht ganz so lautstark wie gewohnt, aber sehr situativ und ohne Dauergesänge. Die Unterstützung des Teams war jedenfalls gewährleistet.
Hannover kam dagegen mit einer veritablen Ergebniskrise nach Müngersdorf. Ein Punkt aus vier Spielen nach der Winterpause lies die Niedersachsen wieder zu einem echten Kontrahenten im Rennen um den Klassenerhalt werden. Für Trainer Tayfun Korkut stand jedenfalls fest: Eine Niederlage in Köln würde sein Team endgültig in den Abstiegskampf befördern.
Personal
Peter Stöger musste erneut auf den erkrankten Yannick Gerhardt verzichten, während wiedergenesene Abwehrchef Dominic Maroh von der Tribüne in die Startelf zurückkehrte. Ansonsten hatte der effzeh-Trainer die Qual der Wahl (oder etwa die Wahl der Qual?) – und entschied sich für nur eine weitere Änderung. Slawomir Peszko begann für Daniel Halfar, Yuya Osako stürmte erneut mit Anthony Ujah zusammen.
Bei den Gästen änderte Korkut seine Mannschaft nach der Niederlage gegen Paderborn auf drei Positionen. Maurice Hirsch, Ceyhun Gülselam und Leonardo Bittencourt rückten für den gesperrten Schulz (5. Gelbe Karte) sowie Hiroshi Kiyotake und Manuel Schmiedebach in die Startelf. Taktisch erwartete den effzeh ein Hannoveraner 4-2-3-1 mit Joselu als einzige 96-Spitze.
Spielverlauf
Hannover begann offensivstark und setzte den effzeh früh unter Druck. Eine erste Annäherung wagten die Gäste nach einer Ecke, doch Joselus Kopfstoß war kein Problem für Timo Horn (3.). Zwei Minuten später machte es der Spanier besser: Stindl setzte Linksverteidiger Albornoz ein, dessen Flanke Joselu an den Pfosten köpfte. Von dort aus prallte der Ball zu Horn und ins Tor (5.). Ein bitterer Rückstand, wie schon im Hinspiel nach fünf Minunten und durch Hannovers Spanier.
Nur kurz waren die „Geißböcke“ geschockt. Kapitän Matthias Lehmann wagte die erste Offensivaktion, doch sein Distanzschuss verfehlte das Hannoveraner Tor, gehütet durch den gebürtige Kölner und Ex-effzeh-Spieler Ron Robert Zieler, deutlich. In der 17. Minute rappelte es dann endlich wieder: Wimmers Pass fälschte Hirsch unglücklich per Hacke ab, Sané verlängerte per Kopf genau auf Anthony Ujah, der Zieler durch eine Kopfball-Bogenlampe keine Abwehrchance ließ. Müngersdorf tobte – nach 363 Minuten das erste Heimtor für den effzeh!
Danach versuchten es die Geißböcke weiter, doch Ujah konnte zweimal per Kopf nicht genug Druck hinter den Ball bringen. Von den Gästen, die so dominant begonnen hatten, war dagegen nichts mehr zu sehen. Auch nach dem Seitenwechsel startete der effzeh deutlich besser: Osako verzog jedoch aus halbrechter Position deutlich (47.). Die Kölner näherte sich so langsam dem Hannoveraner Tor an: Hectors Freistoßflanke grätschte Maroh um ein Haar über die Linie (55.).
Es entwickelte sich nun ein offener Schlagabtausch: Horn parierte Gülselams Freistoßkracher glänzend (65.), auch gegen Stindl war der Kölner Schlussmann erst per Fußabwehr und dann als mitspielender Keeper auf dem Posten. Auf der Gegenseite stand allerdings ein ebenso guter Torwart: Zieler hielt gegen Peszko und Osako und verhinderte die effzeh-Führung. Eine Viertelstunde vor Schluss legte Sané dann Ujah an der Strafraumgrenze: Das Stadion forderte Elfmeter, doch der insgesamt schwache Schiedsrichter Perl entschied zurecht auf Freistoß. Dieser brachte nichts ein: Lehmann feuerte das Spielgerät genau auf Zieler.
In der Schlussphase scheuten beide Mannschaften das letzte Risiko, auch der Unparteiische sorgte dafür, dass kaum Spielfluss aufkam. Hannovers Rechtsverteidiger Joao Pereira flog noch in der Nachspielzeit mit einer berechtigten Ampelkarte vom Platz (90.+1), danach war Schluss.
Spieler im Fokus
Timo Horn: Auf den effzeh-Schlussmann war erneut Verlass. Sah zwar beim Gegentor unglücklich aus, war aber gegen Joselus platzierten Kopfball machtlos. In der hektischen Phase in der zweiten Hälfte der Fels in der Brandung: Parierte stark gegen Gülselam und Stindl und war bei einem Hannoveraner auf dem Posten. Versuchte auch öfters das Spiel per Abwurf schnell zu machen.
Yuya Osako: Noch nicht gut genug, aber mit seinem besten Auftritt im Geißbock-Dress. Hatte dreimal den Treffer auf dem Fuß, doch war in der Ballverarbeitung nicht konsequent genug. Ansonsten mit einer engagierten Leistung, im Zweikampf bleibt der Japaner dennoch ein Fliegengewicht.
Anthony Ujah: Der Aktivposten in der Offensive! Wollte seinem Trainer und allen Kritikern beweisen, wie wichtig er für das Team. Ackerte, wuselte, kämpfte und spielte. Reagierte beim Tor blitzgescheit und hatte Pech, dass das Foul an ihm keinen Elfmeter nach sich zog.
Fazit
Endlich wieder ein Heimtor, doch wieder kein Sieg vor den eigenen Fans. Der effzeh verpasst auch gegen den dritten strauchelnden Gegner in Serie den ersehnten Befreiungsschlag in Müngersdorf. Den Jungs ist allerdings kein Vorwurf zu machen: Sie haben alles in die Waagschale geworfen, mitunter mangelt es einfach an der nötigen Qualität. Ärgerlich sind allein die Standardsituationen: Die Freistöße und Ecken sind (bis auf eine Ausnahme) eine Frechheit. Wieso Hector nach seiner guten Hereingabe auf Maroh nicht stetig angetreten ist, bleibt ein Rätsel.
So hat der effzeh erneut den Druck, auswärts zu punkten. Leider kommt mit den Bayern eine fast unlösbare Aufgabe auf die Stöger-Elf zu. Auch ein Blick auf das Restprogramm macht nicht allzu viel Mut. Sollte der effzeh nicht langsam im eigenen Stadion zu siegen beginnen, könnte die Luft im Abstiegskampf sehr, sehr dünn werden. Hoffentlich wird den verschenkten Gelegenheiten gegen Stuttgart, Paderborn und Hannover am Ende der Saison nicht noch nachgetrauert werden!