Folge uns
.

Geißbockheim

Grüß Gott Herr Stöger

Peter Stöger stellte sich heute als Trainer vom 1.FC Köln vor. Es wehte ein Wind des Wiener Schmähs rund um das Geißbockheim.

© effzeh.com
© effzeh.com

© effzeh.com

Als Spieler und Mittelfeldstratege der Wiener Austria dreimal Meister und dreimal Cupsieger. Nationalspieler Österreichs in 65 Partien, in denen er 15 mal einnetzte.
Als Trainer sammelte er Erfahrungen über die Stationen First Vienna FC, wo er den Aufstieg schaffte, Grazer AK, SC Wiener Neustadt und FK Austria Wien, wo er im letzten Jahr – zur Überraschung aller – die österreichische Meisterschaft gewann mit einem Punkterekord.
Seit heute trainiert er den effzeh. Sein Vertrag läuft bis zum 30.6.2015.
Wir heißen Peter Stöger herzlich Willkommen in der schönsten Stadt Deutschlands.

Da saß er nun, der neue Trainer des 1.FC Köln Peter Stöger. Sichtlich beeindruckt vom Medienaufkommen, stand er der Presse seelenruhig Rede und Antwort und hatte zwischenzeitlich noch Zeit an seine Facebook Wall die neuesten Wasserstandsmeldungen abzugeben. „Liebe Fans, habe heute meinen ersten offiziellen Tag beim FC – und ich bin überwältigt vom Medieninteresse und von den Vorschusslorbeeren. Unglaublich positiv und ermutigend! Danke vielmals, und jetzt lasst uns anfangen, für den Erfolg des Effzeh!“ Beeindruckend auch, dass er schon den „Hashtag“ des besten Vereins der Republik verinnerlicht hat.
Irgendwie anders als sonst war das ganze. Irgendwie wohlwollend anders ist dieser Peter Stöger.

Toni Schumacher war von Anfang an fasziniert schon beim ersten Gespräch, fasziniert von Stögers Philosophie und wie er den Fußball lebt – welches System er in den Verein hineinbringen will. Sein absoluter Wille unbedingt den effzeh trainieren zu wollen und mit ihm eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten war das I-Tüpfelchen warum der Club alles daransetzte diesen Trainer zu verpflichten.
Er ist dem Verein sogar entgegen gekommen bei den Gehaltsverhandlung, weil er unbedingt am Geißbockheim trainieren wollte, ließ Geschäftsführer Alexander Wehrle verlauten. In der jüngeren Vergangenheit war das noch anders, da musste man die sportlichen Leiter teils überreden den glorreichen FC zu trainieren. Oder man brachte den Verein in existenzielle Nöte, um ehemalige zu verpflichten deren Gehalt das gesamte Wirtschaftsunternehmen sprengte.

Stögers Idee vom Fußball richtet sich in der Regel nach dem Kader, in Richtung Spielsystem und Spielanlage. Das Ziel des FC wird sein vorne dabei zu sein, das heißt für Stöger einen offensiven Fußball spielen zu lassen, den die Fans honorieren werden. Das System ist da eher sekundär und auch stark vom Kader abhängig – ob es nun ein 4-1-4-1 wird, wie bei Austria Wien oder ein 4-3-3 mit zwei Außenstürmern und einer zentralen Spitze. Naturgemäß kann sich der Coach hier noch nicht festlegen. Aber es wird  definitiv offensiv orientiert sein, denn das Ziel wird immer sein Tore zu schießen und dem Publikum auch etwas zu bieten.

Respektvoller Umgang

© effzeh.com Screenshot : FC-TV

© effzeh.com Screenshot : FC-TV

Stöger sagte einmal in einem Interview dem  Österreichischen Online Portal „Format“: „[…] Ein ganz wichtiger Punkt ist Respekt, und zwar Respekt vor dem Schiedsrichter und dem Gegner bis hin zum Platzwart. „Vertrauen“ gehört auch dazu. Vertrauen in alle Richtungen, in die Kollegen, in den Trainer. „Verantwortung“ steht dort auch, und zwar jeder Einzelne für sich, aber auch für den Verein. Austria hat einige Angestellte, und die Leistung des Spielers sichert deren Arbeitsplätze. Auch das zählt also zu ihrer Verantwortung. […]“ – den respektvollen Umgang miteinander hat sich der Coach auf die Fahne geschrieben und eben so kam er auch bei seiner ersten Pressekonferenz als Cheftrainer des 1.FC Köln rüber. Und auch hier betonte er den Respekt– man hätte ein Blaupause darüberlegen können: „Ich bin ein ehrgeiziger Trainer, das wird man auch hier schon vernommen haben. Meine Aufgabe wir es sein aus dem Kader das herauszuholen was drinnen ist. Ich lege viel Wert auf den Zugang zu jedem einzelnen Spieler. Es heißt ja auch Fußballlehrer und genau so sehe ich auch meine Aufgabe. Spieler in ihren Möglichkeiten wahrzunehmen und diese auch weiterzuentwickeln. Die Geschlossenheit im Team ist ein ganz wichtiger Faktor, die Wertschätzung und der respektvolle Umgang miteinander.“
In diesem Zusammenhang wird auch hier von Stöger das Wort „Verantwortung“ des öfteren benutzt. Auch die Verantwortung dem Verein gegenüber.

Irgendwie wird in den 40 Minuten der Pressekonferenz klar, dass hier ein etwas anderer Trainer an den Rhein gekommen ist. Vergebens wartet man auf rhetorische Monotovcocktails des „brutalen Marschierens“. Die ganze PK ist sehr in Moll gehalten. Angenehm ruhig. So macht der Österreicher auch keinen wahren Favoriten in der kommenden Saison der 2. Liga aus. Sechs Mannschaften scheinen für ihn das Potenzial zu haben oben dabei zu sein, darunter auch der FC. Auch wenn dieser Club noch nicht in voller Besetzung auf dem Trainingsplatz steht und die Transferperiode weiterhin zur Verstärkung der Mannschaft genutzt werden soll.  „ Was die Personalpolitik betrifft führen Jörg Jakobs und ich sehr gute Gespräche. Auch die Art und Weise wie wir das Fußballspielen für den FC anlegen wollen gefällt mir sehr gut und hier sehe ich hohe fachliche Qualität beim 1.FC Köln. Das macht Spaß!“

Mit diesem Umfeld Schritt halten

Stöger schmeichelte das rege Interesse an seiner Person. Es scheint einen Quantensprung zu sein aus der Österreichischen Liga in die Bundesliga zu kommen, wenn es auch nur die Zweite ist, aber Köln und der FC gehören für den Wiener ja eh nach Oben. Da will er hin und daraus macht er auch keinen Hehl. „Ich weiß wofür dieser Verein steht und welche Tradition er hat, welche Möglichkeiten er bietet, welch großes Zuchauerinteresse er hat und welch tolles Stadion. Meine Aufgabe sehe ich darin mit diesem ganzen Umfeld Schritt halten zu können.“  Der Trainerverschleiß in Köln macht Stöger keine Sorgen, im Gegenteil. Man muss respektieren, dass der 1.FC Köln in der Wahrnehmung vieler ein Erstligist ist mit Qualität. Der Anspruch des Vereins wieder ins Oberhaus zu kommen ist dem neuen Coach klar. Die Erwartungshaltung rund um den Dom ist nun mal hoch und da kann es zu einem hohen Trainerverschleiß kommen. „Dieser Aufgabe muss man sich stellen. Ich bin der ideale Mann dafür, da ich solche Herausforderungen suche. Ich glaube, dass wir hier ein gutes Team haben und ich habe gespürt und gefühlt wie der FC sich um mich bemüht hat. Wir wissen, dass wir diesen schweren Weg nun gemeinsam gehen wollen! Ich denke ich bin gefestigt. Ob wir nun in diesem Jahr aufsteigen oder im nächsten – wichtig ist, dass die Entwicklung der Mannschaft vorangetrieben werden muss.“

Ziel Bundesliga?

Von vielen Medien wurde schon in den vergangenen Wochen das Ziel Bundesliga kolportiert, so wurde es vom Verein wohl ausgegeben. Hier bremst Toni Schumacher die Erwartungen. In dem Moment wo noch gar nicht der neue Kader steht könne man keine Ziele ausgeben. In die selbe Kerbe schlägt Alexander Wehrle, man würde auch ein weiteres Jahr 2. Liga finanziell überleben. Das alles tangiert Peter Stöger nicht. „Ich bin ein ehrgeiziger Trainer. Ich bin einer der sich reizvollen Aufgaben stellt. Irgendwann wird es mein Ziel sein mit dem 1.FC Köln in der Bundesliga zu spielen.“
Dieses Vorhaben will Stöger umsetzen ohne Austria Wien weiter zu schwächen. Denn Spieler des österreichischen Meisters zu holen steht nicht auf seiner Agenda.

© effzeh.com

© effzeh.com

Erste Trainingseinheit

Um 15 Uhr ging es es dann für den Österreicher zum ersten Aufgalopp mit der Mannschaft. Eine Vielzahl an Schaulustigen sahen die erste Trainingseinheit mit der dezimierten Mannschaft. Wimmer, Clemens, Schnellhardt und McKenna sahen dem Treiben von Außen zu. Weitere Spieler sind noch auf Länderspielreise und im Urlaub. Sie alle werden in den nächsten Wochen langsam zu der Mannschaft dazu stoßen.

Peter Stöger machte einen sehr sympathischen, abgeklärten Eindruck . Er wirkt jedoch nicht wie der Kumpeltyp Stanislawski. Etwas distanzierter und doch kommunikativ, gar transparent – wie man auch an Hand seines Facebook Auftritts erkennen kann. Es bleibt abzuwarten wie die Mannschaft diesen Trainer annehmen wird. Stöger  weiß was auf ihn zukommt und er nimmt die Herausforderung gerne an. Ohne große Sprüche und ohne den Zampano raushängen zu lassen stellte er seine Vorstellungen am heutigen Tage dar. Vorstellungen die Sinn machen und die Tatsächlich dazu führen könnten den FC wieder auf die Gewinnerstraße zu führen.
Nun gilt es abzuwarten. Stöger muss die Mannschaft und sein Umfeld schnell kennenlernen. In den nächsten Tagen werden seine Assistenztrainer präsentiert, die definitiv nicht Andre Trulsen und Kape Nemet heißen werden. Einzig Alexander Bade bleibt weiterhin dem FC erhalten.
Das ganze braucht wieder etwas  Zeit. Das kann schlimmsten Falls sogar wieder zu einem verkorksten Start führen, den man in Köln ja schon kennt. Hier gilt es wieder einmal ruhig zu bleiben.
Peter Stöger hat es verdient mindestens so viel Zeit zu bekommen wie Holger Stanislawski in der letzten Saison. Geben wir sie ihm, er wird es dann hoffentlich zurückzahlen.
Einst wurde ein Österreicher Namens Tony Polster zum Kult rund um den Dom. Warum sollte das nicht Peter Stöger schaffen. Zu wünschen wäre es.

Mehr aus Geißbockheim

.