Sie verdeutlicht in erster Linie, dass die deutsche 50+1-Regelung den Wettbewerb bis auf einige Ausnahmen einigermaßen reguliert. Beispiel dazu gefällig? Bitteschön: In der Premier League wurden in der Saison 2015/2016 insgesamt 2,5 Milliarden Euro an Personalkosten für Mannschaft, Trainer und Staff ausgegeben. Dies entspricht einem Anteil von etwa 61 % am Gesamtumsatz der Premier League. Laut dem Guardian und einigen Experten gilt diese Prozentzahl als “einigermaßen nachhaltig”. In Deutschland sieht das Ganze etwas anders aus: Mit 1,06 Milliarden Euro war die Kostenstelle “Personal” zwar unter allen Ausgaben auch die größte. Die Personalausgaben für Spieler, Trainer und Staff macht jedoch nur einen Anteil von 34,9 % am Gesamtumsatz aus.
Erhebliche Unterschiede bei der Personalkostenquote
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Der Umsatz-Koloss Manchester United kann es sich dementsprechend leisten, laut der Global Sports Salaries Survey aus dem Jahr 2016 ein durchschnittliches Jahresgehalt von 6,5 Millionen Euro zu bezahlen. Zum Vergleich: Der 1. FC Köln zahlt durchschnittlich 700.000 Euro an seine Spieler. Manchester United ist laut der GSSS damit auf Rang vier der Sportunternehmen, die die höchsten Gehälter zahlen. Davor liegen zwei Teams aus der NBA (Cleveland Cavaliers, LA Clippers) und eines aus der MLB (New York Yankees). Deutschlands Branchenprimus Bayern München folgt auf Rang 37.
Warum genau ist das jetzt interessant? In der Betriebswissenschaft gibt es die Kennzahl der Personalkostenquote. Sie setzt den Gesamtumsatz in Relation zum Personalaufwand eines Unternehmens.Sie ermöglicht den Vergleich zwischen Unternehmen derselben Branche, was ja im weitesten Sinne für die Clubs aus der Premier League und der Bundesliga gilt. Daraus lässt sich schließen, dass deutsche Wettbewerber ihre Leistung mit deutlich weniger Personalaufwand erzielen. Das Lohnniveau in der Bundesliga ist deutlich geringer, die Fixkosten für die Vereine somit auch. Und da im Profifußball wohl kaum das teuerste Stadion, die schönsten Trikots oder der geringste Schuldenstand für Erfolg sorgen, muss man zwangsläufig den Blick auf das Personal richten. Was zieht man jedoch nun heran, um eine gewisse Vergleichbarkeit herzustellen?
Sportliche Leistungsfähigkeit lässt sich nicht in Euro messen
Die Wettbewerbe an sich lassen sich nur schwerlich vergleichen. Es ist nicht möglich, einigermaßen treffend zu bestimmen, wie beispielsweise der 1. FC Köln in der Premier League abschneiden würde. Somit muss also ein internationales Maß angelegt werden: In der Fünf-Jahres-Wertung der UEFA liegt Deutschland seit der Saison 2015/2016 auf Platz zwei hinter Spanien – und damit vor England. Aufwand und Ertrag stehen dort also im kurzfristigen Rückblick in keinem produktiven Verhältnis – zumindest auf den ersten Blick.
Dies scheint Richard Scudamore allerdings egal zu sein – der CEO der Premier League ist wie sein deutscher Kollege Christian Seifert in erster Linie darauf aus, den Profit zu maximieren. In einem Interview mit dem Telegraph betonte der Engländer, dass eine “Sättigung des Marktes” nicht zu erwarten sei. Vielmehr richtet er seinen Blick auf Länder wie China und Indien, um dort noch mehr Erlöse zu erzielen. Auch er betont die Vorzüge der Digitalisierung, die es möglich macht, noch mehr Menschen zu erreichen. Ein Transfer wie der von Paul Pogba, der vor der Saison für etwa 100 Millionen Euro nach Manchester wechselte, stellt für ihn “keine seismische Verschiebung” dar – so etwas sei einzig und allein “Teil der Weiterentwicklung der Premier League”.
effzeh: Wirtschaftliche Konsolidierung in Zeiten des Booms
Umsatzrekorde, neue TV-Verträge, Internationalisierung: Mit diesen drei Thematiken beschäftigt sich derzeit auch der 1. FC Köln. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte wurde die 100-Millionen-Euro-Marke geknackt, was den Umsatz angeht – die Qualifikation für die Europa League dürfte dafür sorgen, dass der Umsatz in Zukunft weiterhin steigt. Die langfristig bessere Platzierung in der TV-Tabelle wird ebenfalls für Mehreinnahmen sorgen. Auch für Sponsoren wird der 1. FC Köln durch die größere internationale Präsenz interessanter, schließlich müssen nächstes Jahr neue Veträge abgeschlossen werden – es geht um die Trikotwerbung, den Stadionnamen und den Ausrüster.
Glänzende Perspektiven also für den Verein aus der Domstadt, der nach dem Fast-Kollaps im Jahr 2012 auf einem sehr guten Weg zu sein scheint. Im zweiten Teil unserer Serie zu “Fußball und Finanzen” widmen wir uns etwas detaillierter der finanziellen Situation des 1. FC Köln.