Auch in Großbritannien rollt der Rubel
Superlative gibt es auch aus Großbritannien zu vermelden: Eine Analyse des Guardian ergab, dass die Premier League im Geschäftsjahr 2015/2016 einen Gesamtumsatz von 4,2 Milliarden Euro erwirtschaftet haben (Anm. d. Verf.: Alle Beträge werden fortan der Einfachheit halber in Euro angegeben, Grundlage ist der Wechselkurs vom 8. Juni 2017). Auch hier gibt es im Vergleich zum Vorjahr einen Rekord zu verzeichnen. Die Premier League liegt also noch ungefähr eine Milliarde vor der Bundesliga. Ein Ende des rasanten Wachstums ist nicht in Sicht: Durch den neuen, ab der gerade abgelaufenen Saison greifenden TV-Vertrag wird die Premier League bis 2019 die stolze Summe von 9,5 Milliarden Euro einnehmen.
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Umsatzstärkster Verein auf der Insel ist Manchester United, das im Geschäftsjahr 2015/2016 mehr als 586 Millionen Euro umsetzte. Der zweitstärkste Umsatz wurde bei Manchester City registiert: Der Lokalrivale hatte in jenem Jahr einen Umsatz von 447 Millionen Euro und damit etwa 140 Millionen Euro weniger als United. Acht der 20 Premier-League-Vereine verzeichneten jedoch einen Verlust vor Steuern, der teilweise erhebliche Summen ausmacht: Aston Villa beispielsweise verlor mehr als 90 Millionen Euro und stieg trotz des siebthöchsten Etats für die Lizenspielerabteilung ab. Bei Chelsea fiel kaum ins Gewicht, dass ebenfalls ein Verlust von 97 Millionen Euro zu Buche stand – Besitzer Roman Abramowitsch kommt schließlich dafür auf. So konnte ohne Probleme der Vertrag von José Mourinho vorzeitig aufgelöst werden, auch das Ende der Zusammenarbeit mit Adidas ließ sich Chelsea jede Menge Geld kosten (mehr dazu findet sich hier).
Premier League: Das Geld kommt meist aus dem Ausland
Doch es gab auch Gewinner: Die beiden Clubs aus Manchester verzeichneten einen Gewinn von 56 Millionen Euro (United) und 22 Millionen Euro (City). Auch an der White Hart Lane wurde ein positives Ergebnis bejubelt: Geschäftsführer Daniel Levy präsentierte stolz einen Gewinn von 43 Millionen Euro. Rückt man diese Zahlen in das Verhältnis zu den deutschen Vereinen, verdeutlicht sich die Diskrepanz. Während deutsche Mittelklasseverein wie Frankfurt oder Köln das außergewöhnliche Überschreiten der 100-Millionen-Marke beim Umsatz bejubeln, können englische Vereine darüber nur schmunzeln. Selbst Stoke oder Norwich schaffen dies jedes Jahr ohne große Probleme.
Hilfreich ist es in einem solchen Zusammenhang natürlich, wenn potente Geldgeber aus fernen Ländern bereit sind, Geld zur Verfügung zu stellen. Arsenals Haupt-Anteilseigner Stan Kroenke ist US-Amerikaner. Der Besitzer von Aston Villa ist Chinese. Der russische Geschäftsmann Maxim Demin besitzt 75 % des AFC Bournemouth über eine Firma, die im Steuerparadies der Virgin Islands gemeldet ist. Abramowitschs Wirken bei Chelsea ist bekannt. Haupt-Anteilseigner bei Everton ist Farhad Moshiri, der in Monaco gemeldet ist.
Leicester Citys Besitzer Vichai Srivaddhanaprabha kommt aus Thailand. Die Fenway Sports Group, die den Liverpool FC ihr Eigen nennen kann, ist in den USA registriert. Manchester City gehört einem Scheich, Manchester United der amerikanischen Glazer-Familie. Tottenhams Eigner heißt Joe Lewis, der offiziell im Steuerparadies der Bahamas gemeldet ist. Watford gehört einer in Luxemburg registrierten Investment-Firma. Diese Auflistung ließe sich auch mit Vereinen aus der zweitklassigen Championship beliebig fortsetzen.
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