Natürlich kann man jetzt auch zur Sprache bringen, dass Grischa Prömel bei seiner Balleroberung gegen Hauptmann ein Foulspiel beging und das Gegentor bei einem Pfiff dann gar nicht erst entstanden wäre. Dann müsste man fairerweise aber auch darüber reden, dass Prömel vor dem Kölner Führungstreffer den Ball von Sobiech (dessen Idee, den Ball auf Clemens zu spielen, war bereits frühzeitig zu erkennen) eigentlich schon abgefangen hatte – einzig und allein ein technischer Fehler brachte Clemens wieder ins Spiel und dazu, Tempo aufzunehmen und das Tor zu erzielen. Ähnlich wie in Bochum brachte also ein eigentlich schlechter Pass dem effzeh die Führung.
Union Berlins Matchplan ging auf – der des 1. FC Köln nicht
Ob das jetzt ein Zeichen dafür ist, dass die offensiven Abläufe noch nicht reibungslos funktionieren, sei dahingestellt – über die gesamten 90 Minuten zeigte sich jedoch, dass der 1. FC Köln durchaus so seine Schwierigkeiten hatte, den Ball in torgefährliche Situationen zu bekommen. Die nackten Zahlen an sich sprachen für den Bundesliga-Absteiger: 19 zu 9 Torschüsse, 65 zu 35 Prozent Ballbesitz mit einer besseren Passquote als Union. Der Gast hatte jedoch auch einen klaren Plan, dessen Umsetzung besser funktionierte als beim effzeh: Urs Fischer hatte eine mutige Ausrichtung angekündigt und wurde darin bestätigt. Seine Mannschaft verteidigte mit vielen intensiven Läufen gegen das Aufbauspiel des effzeh, der insbesondere über die Außen wenig ins Spiel kam. Immer wieder schoben Unions Spieler aus dem Zentrum nach, um die Außen der Berliner zu unterstützen. Den effzeh-Spielern blieb dann nur der Rückpass.
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Unions äußere Mittelfeldspieler (Hedlung und Redondo) hatten überdies den Auftrag, die Kölner Außenverteidiger Jannes Horn und Risse im Spielaufbau zu pressen, was überwiegend ebenfalls gut gelang. Dass mit Jonas Hector ein “neuer” Spieler auf der Sechs agierte, brachte zwar ein wenig mehr Ballsicherheit als noch in Bochum, doch die entscheidenden Impulse gingen von dieser Position auch nicht aus. Gerade in Markus Anfangs System kommt den Außenverteidigern eine spielmachende Funktion zu – warum nicht Jonas Hector dort belassen?
In jedem Fall war die Versorgung der Offensive in den wirklich gefährlichen Räumen beim effzeh sehr schwierig. Jhon Cordoba war wie immer stets bemüht, kam jedoch kaum in Abschlussaktionen. Die Außenspieler Schaub und Clemens sahen sich durch die intensive Verteidigungsarbeit Unions immer wieder in engen Räumen und wurden unter Stress gesetzt. Dieser Stress ist etwas, das naturgemäß entsteht, wenn der Gegner so mutig agiert wie die Berliner an diesem Tag. Es wird jedoch auch Mannschaften geben, die sich gegen den effzeh einigeln und dem Favoriten das Spielfeld überlassen – dann wird sich die Mannschaft von Markus Anfang einer weiteren Aufgabe stellen müssen.
“Ans Siegen gewöhnen” – Armin Vehs Auftrag
Geschäftsführer Armin Veh formulierte den Auftrag an seine Mannen dann etwas anders: Er sagte, dass man sich nach einer schwierigen Saison “erst wieder ans Siegen gewöhnen” müsse, was natürlich relativ direkt und forsch daher kommt. Klar ist, dass der 1. FC Köln in den verbleibenden 30 Spielen (ohne die gegen den HSV) als hoher Favorit ins Rennen gehen wird – vielleicht wäre es besser gewesen, bis dahin auf eine diplomatischere Formulierung zu gehen. Ein Satz wie “Wir müssen uns wieder daran gewöhnen, Dominanz auszustrahlen” würde vielleicht denselben Zweck erfüllen.
Alles in allem bleibt nach diesem Montagabend also das Fazit, dass in der zweiten Liga also auch durch den Gegner bestimmt wird, wie das Spiel endet – eigentlich keine Überraschung. Für den 1. FC Köln verbleibt dieselbe Aufgabenstellung wie noch vor Wochen: die richtige Abstimmung finden, die Automatismen perfektionieren und Punkte holen. Daran sollten sich auch die Erwartungen anpassen.