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Vorspiel

1. FC Köln empfängt Bayer 04 Leverkusen: Hoffnung auf schludrige Offensivkünstler

Im Spiel gegen Leverkusen möchte der 1. FC Köln den nächsten Anlauf unternehmen, um den Negativtrend zu stoppen. Das Unterfangen gegen die offensivstarke Werkself könnte schwierig werden.

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Derby, Nachbarschaftsduell, was auch immer – am Wochenende spielt der 1. FC Köln gegen Bayer Leverkusen. An Spieltag 15 bietet sich der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol dabei erneut die Chance, ein Erfolgserlebnis zu sammeln und den Abwärtstrend zu stoppen. Zur Erinnerung: Der letzte Kölner Sieg liegt fast zwei Monate zurück, damals gelang ein 3:0-Erfolg gegen Paderborn. Die Ostwestfalen sind aufgrund des besseren Torverhältnisses mittlerweile an den Kölnern vorbeigezogen, sodass vor dem Start in den nächsten Spieltag der FC die rote Laterne innehat. Nach den beiden durchwachsenen bis dürftigen Auftritten gegen Augsburg und Union Berlin wartet nun ein Gegner anderen Kalibers auf den 1. FC Köln: Mit Bayer Leverkusen stellt sich eine der talentiertesten und offensivstärksten Mannschaften der Bundesliga in Müngersdorf vor.

In der Einschätzung der Leistungen des Trainers Peter Bosz gehen die Meinungen auseinander: Nach seiner Zeit in Dortmund schien er verbrannt für den unruhigen Trainer-Markt in der Bundesliga. Zu starr in seiner Denke, zu wenig flexibel und vor allem mit zu wenig Wirkmöglichkeiten auf die schwache Defensive – so lauteten die meisten Urteile über den Niederländer, der die Oranje-Fußballschule verkörpert wie kein anderer. Vorweg: Es ist gut, dass solche Trainer in der Bundesliga aktiv sind, weil sie zeigen, dass es jenseits von Gegenpressing und schnellem Umschaltspiel noch andere Wege gibt. In den bisherigen 31 Spielen, bei denen der 56-Jährige die Verantwortung bei Bayer trug, erzielte seine Mannschaft überragende 66 Tore. Verlassen kann er sich dabei auf arrivierte Kräfte wie Kevin Volland oder Charles Aranguiz, die von den aufstrebenden Spielern Kerem Demirbay und Kai Havertz (neben Julian Brandt dem wohl aufregendstem jungen deutschen Spieler derzeit) unterstützt werden.

Erst gegen Cristiano Ronaldo, dann gegen den 1. FC Köln

Am Mittwochabend war aber auch bei ihnen die Enttäuschung greifbar: im letzten Spiel der Champions-League-Gruppenphase unterlag Leverkusen mit 0:2 gegen Juve und stieg damit in die Europa League ab. Das Weiterkommen wäre noch möglich gewesen, wenn das Ergebnis im Parallelspiel gepasst hätte. Schlussendlich präsentierten sich die Italiener aber zu abgezockt und nahmen die drei Punkte mit über die Alpen. Die Torschützen waren Cristiano Ronaldo und Gonzalo Higuain – alleine an diesen beiden Namen wird deutlich, dass sich die Werkself am Wochenende auf andere Kaliber wird einstellen müssen. Vielleicht liegt darin auch eine kleine Chance für den 1. FC Köln, der nur wenige Tage nach dem Spiel in der Königsklasse ein wenig darauf hoffen könnte, dass bei den Gästen ein paar Prozentpunkte an Leistung und Konzentration fehlen – schließlich geht die Bosz-Truppe als klarer Favorit ins Spiel.

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Gerade die jüngste Form in der Bundesliga lässt auf den ersten Blick aus Kölner Sicht wenig Hoffnung auf ein positives Erlebnis. Leverkusen gewann zuletzt gegen Schalke und in München jeweils mit 2:1 und hievte sich durch diesen kleinen Zwischensprint auf Rang sechs. Gerade der Erfolg beim FCB war zwar relativ glücklich in der Entstehung, setzte aber dennoch positive Gefühle bei den Chemiefabrikanten frei – mit ihren schnellen Offensivkräften rund um Doppeltorschütze Leon Bailey stellte die Mannschaft unter Beweis, dass sie an guten Tagen jeden schlagen kann. Gerade in der Transition nach Ballgewinn demonstrieren Volland und Co. regelmäßig, dass sie jeden erdenklichen Raum, und sei er noch so klein, für eine zielstrebige Offensivaktion nutzen können. Die Steilpässe von Demirbay und Aranguiz aus dem Mittelfeld sind dabei ein beliebtes Stilmittel.

Ungeschlagen gegen die eigene U21: 1. FC Köln mit Selbstvertrauen?

Unfehlbar ist Bosz’ Team aber auch nicht: Im defensiven Umschaltmoment gab es in dieser Saison aufgrund mangelnder Balance schon mehrere Szenen, in denen die Gegner die offensivstarken Leverkusener bestrafen konnten. Auch in Sachen Chancenverwertung tut sich die Werkself schwer: der xG-Wert liegt bisher bei 4,9. Das heißt übertragen, dass Leverkusen normalerweise fünf Tore mehr haben müsste. Zusammengefasst müsste also schon sehr viel zusammenkommen, dass der FC am Samstag etwas Zählbares holt – die Hoffnung auf Leverkusener Schludrigkeit stirbt aber zuletzt.

COLOGNE, GERMANY - MARCH 18: Vincent Koziello of 1.FC Koeln and Julian Brandt #10 of Bayer Leverkusen during the Bundesliga match between 1. FC Koeln and Bayer 04 Leverkusen at RheinEnergieStadion on March 18, 2018 in Cologne, Germany. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Immerhin unter der Woche blieb das Tabellenschlusslicht aus der Domstadt ungeschlagen: Im vereinsinternen Testspiel-Doppelpack gegen die eigene U21 sprangen je ein Sieg und ein Unentschieden heraus. Markus Gisdol strich überdies den freien Tag und bekannte, dass der Mannschaft aktuell wohl große Spielformen gut tun würden – individual- wie gruppenbezogenes Training hätte seine Elf aber genauso nötig. Aber vielleicht boten ihm die beiden Spiele auch Erkenntnisse, die er für das Spiel am Samstag nutzen kann. Zuletzt war dabei immer auch wieder über die Fitness der Mannschaft diskutiert worden. Zu Beginn der Woche hatten sowohl Gisdol als auch Heldt offen von personellen Konsequenzen aus den beiden letzten Auftritten gesprochen.

Rückkehr zur Fünferkette beim 1. FC Köln?

Auf der Pressekonferenz sagte der Cheftrainer: „Wir versuchen, nicht nur in die Köpfe reinzukommen, sondern auch körperlich an uns zu arbeiten. Wir haben deshalb diese Woche einen Tag mehr trainiert.” Dem Vorwurf, sein Team nicht genug zu fordern, muss sich der frühere Hamburger Trainer dabei also nicht mehr stellen. Die Frage ist, ob in dieser Trainingswoche ein Fortschritt dahingehend stattgefunden hat, dass die Mannschaft zur Stabilität zurückfindet. Eine Option für ein Tabellenschlusslicht ist hier natürlich die Devise, erst einmal die eigene Defensive zu stärken – gerade gegen Leverkusen erscheint es wahrscheinlich, in der letzten Linie drei Innenverteidiger aufzubieten, um die Zwischenräume für Steilpässe so gering wie möglich zu halten.

Die Rückkehr von Jorge Meré als zentralem Abwehrspieler (diese Position besetzte der Spanier zuletzt ganz gut gegen Hoffenheim) könnte ein Hebel sein. Auch Ellyes Skhiri, zuletzt nicht berücksichtigt, könnte wieder in die Startelf zurückkehren – der Tunesier bringt mit seiner Lauf- und Zweikampfstärke genau diejenigen Attribute mit, die Marco Höger zuletzt in der Mittelfeldzentrale abgingen. Unabhängig von den Personalien erwartet die Mannschaft des 1. FC Köln am Samstag aber ein Publikum, das nach und nach die Geduld verliert – mit einem weiteren schwachen Auftritt könnte der Haussegen vor der Winterpause dann so richtig schief hängen.

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