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Nachspiel

Unentschieden gegen Mainz: Zufriedenheit und Nachholbedarf beim 1. FC Köln

Im ersten Spiel nach der Zwangspause in der Bundesliga trennt sich der 1. FC Köln 2:2 vom 1. FSV Mainz 05. Die Kölner zeigen sich trotz der zwischenzeitlichen Führung zufrieden mit dem Ergebnis.

Foto: Holger Schmidt/Pool via Getty Images

Die Sonne strahlte, der Himmel über Köln war in ein zartes Hellblau getaucht, milde 18 Grad sorgten für eine angenehme Temperatur. All dies hätte zu idealen äußeren Bedingungen für eine spannende Partie zwischen den beiden Clubs aus den Karnevalshochburgen Köln und Mainz geführt, wenn nicht das Coronavirus für ein Geisterspiel und damit für ein gähnend leeres Müngersdorfer Stadion gesorgt hätte.

Der Betrachter musste sich an vieles gewöhnen, an verwaiste Stehplätze, an leere Sitzschalen, an Schutzmasken tragende Ersatzspieler und Offizielle. Vor allem aber an die Abwesenheit von Fans, von Stimmung und Atmosphäre. Auf dem grünen Rasen entwickelte sich dagegen – dem misslichen äußeren Rahmen zum Trotz – ein flottes Spiel, in dem auf Mittelfeldgeplänkel weitestgehend verzichtet wurde, weil beide Teams den direkten Weg zum gegnerischen Tor suchten.

Nach früher Führung war der FC zu passiv

Die Schützlinge von Markus Gisdol waren um eine frühe Führung bemüht, ein Unterfangen, das bereits nach fünf Minuten mit Erfolg gekrönt wurde. Jhon Cordoba leitete einen weiten Ball von Toni Leistner per Kopf an Mark Uth weiter, der den Ball gekonnt mitnahm und im Strafraum vom ungeschickt agierenden Niakhaté zu Fall gebracht wurde. Den fälligen Elfmeter verwandelte die Schalker Leihgabe zur Kölner 1:0-Führung.

Wer glaubte, dass die frühe Führung den Geißböcken zu großer Sicherheit und souveräner Spielkontrolle verhelfen würde, sah sich getäuscht. Besonders die Abwehr um Bornauw und Leistner hatte ihre liebe Mühe mit der wuseligen Mainzer Offensive. Vor allem Karim Onisiwo entpuppte sich als ständiger Unruheherd.

Foto: Lars Baron/Getty Images

Die Mainzer Großchance durch Boëtius in der 12. Spielminute bereitete er vor, eine Viertelstunde später musste Timo Horn sein ganzes Können aufwenden, um den abgefälschten Schrägschuss des Österreichers noch so gerade um den Pfosten zu drehen. Kleinere Chancen blieben hüben wie drüben ungenutzt, und so ging es mit einer knappen Führung für den FC in die Halbzeit.

Schneller Anschlusstreffer nach dem 2:0

Im zweiten Durchgang ersetzte Dominick Drexler den unauffälligen Jan Thielmann. Einen schnell ausgeführten Freistoß verschaffte dem früheren Kieler reichlich Platz auf der rechten Außenbahn, den er zu einer perfekten Flanke auf Florian Kainz nutzte, der per Kopf zum 2:0 einnetzte (53.).

Wer weiß, wie die Begegnung ausgegangen wäre, wenn nur kurz danach Ellyes Skhiris Schuss aus 12 Metern den Weg ins Tor gefunden hätte. So führte jedoch Drexlers Stellungsfehler dazu, dass Baku dem eingewechselten Awoniyi den Ball zum 1:2-Anschlusstreffer auflegen konnte (61.).

Die Kölner benötigten einige Zeit, bis sie den Schock verdaut hatten. Doch just, als man den Eindruck haben konnte, dass sie wieder Zugriff auf das Spielgeschehen gefunden hatten, schnappte sich Pierre Kunde das Leder kurz hinter der Mittellinie und marschierte auf das Kölner Tor zu. Er schüttelte Jonas Hector und Benno Schmitz ab, stieß durch die von Leistner und Bornauw alleine gelassene Abwehrzentrale und spitzelte den Ball an Horn vorbei zum 2:2-Ausgleich (71.).

Foto: Lars Baron/Getty Images

In der Schlussphase spielten beide Teams auf Sieg. Leistner und Cordoba vergaben für den FC, der schlussendlich froh sein musste, dass Leistners beherzte Grätsche gegen Quaison den Punkt rettete (88.). Nach dem Schlusspfiff sanken zahlreiche Akteure beider Mannschaften zu Boden, eine über zweimonatige Spielpause hatte hinsichtlich Kondition, Kraft und Konzentration ihren Tribut gefordert.

Die Stimmen nach dem Spiel

Markus Gisdol war nicht unzufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft: „Es war ein interessantes Spiel mit vielen Offensivaktionen und einer Reihe unterschiedlicher Phasen. Nach unserer frühen Führung waren wir etwas zu passiv, dadurch bekam der Gegner mehr Spielkontrolle und einige gute Chancen. In der 2. Halbzeit führen wir dann 2:0, bekommen aber den Anschlusstreffer viel zu schnell. Von der Mentalität her haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht. Aber wir werden in der nächsten Woche viel zu arbeiten haben.”

Der Kölner Trainer hatte gleichzeitig aber auch Defizite bei seiner Mannschaft ausgemacht: „Die Abstimmung und die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen haben mir nicht gefallen. Andererseits ist dies nach nur 8 oder 9 Tagen Mannschaftstraining auch ein Stückweit normal. Insgesamt können wir mit dem Punkt ganz gut leben.”

„Von der Mentalität her haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht. Aber wir werden in der nächsten Woche viel zu arbeiten haben. Die Abstimmung und die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen haben mir nicht gefallen.”

Kölns Torschütze Mark Uth ärgerte sich über die verspielte Führung: „Wenn du 2:0 zu Hause führst, musst Du das eigentlich über die Zeit bringen. Die Partie stand mit den vielen Offensivaktionen zum Schluss auf des Messers Schneide. Trotz allem war es aber für das erste Spiel schon ganz gut, auch läuferisch.”

Horst Heldt erläuterte den Wortwechsel, den er kurz vor Schluss mit Achim Beierlorzer hatte: „Es ging darum, dass die Mainzer drei Spieler auf einmal einwechseln wollten, was auch regelkonform ist. Allerdings hatten alle Bundesligisten ein Agreement vereinbart, wonach nicht mehr als zwei Spieler zeitgleich eingewechselt werden können. Schlussendlich war es aber kein Problem.” Zum Spiel selber sagte er: „Wir hatten Phasen, wo wir besser waren, aber auch welche, in denen wir Glück hatten. Der Punkt ist wichtig für uns. Wir haben teilweise den Abstand auf Mannschaften um einen Punkt vergrößern und einen direkten Konkurrenten auf Abstand halten können.”

Ausblick auf das Heimspiel gegen Düsseldorf

Am nächsten Sonntag trifft der 1. FC Köln um 18 Uhr auf Fortuna Düsseldorf. Möglicherweise steht dann Ismail Jakobs wieder zur Verfügung, dessen Tempo dem Kölner Spiel heute gut getan hätte. Es wird abzuwarten sein, inwieweit die von Markus Gisdol erkannten Defizite bis dahin aufgearbeitet werden können. Eine stabile Defensive wird gegen die Landeshauptstädter vonnöten sein, auch wird man daran arbeiten müssen, Kontersituationen besser auszuspielen, als dies gegen Mainz der Fall war. Damit die drei Punkte in Köln bleiben und das Abstiegsgespenst trotz Geisterspiels endgültig vertrieben wird.

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