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Nachspiel

FC-Frauen: “tragische” Niederlage in Meppen

Platzverweis, verschossener Elfer, Last-Minute-Siegtor der Meppenerinnen: Die 0:1-Niederlage der FC-Damen hatte viele tragische Momente.

© effzeh.com

Als Fan des 1. FC Kölns gibt es so bestimmte Niederlagen, die empfindet man als geradezu archetypisch für den eigenen Verein. Meistens beinhalten sie beste Gelegenheiten auf der eigenen Seite, ein doofes Gegentor auf der anderen und vor allem eines: jede Menge Tragik. Das Internet spricht dann davon, man habe “einen FC gebaut”. In diesem Sinne muss man sagen, am zweiten Advent haben die Frauen tatsächlich einen FC gebaut.

Der Spielfilm

Die erste Halbzeit verlief noch eher unspektakulär. Zwar begann der FC die ersten zehn Minuten durchaus drangvoll und näherte sich durch eine Hereingabe Wildes (4.) auch dem Tor an, die erste richtig zwingende Chance hatte aber Meppen in der 25., als die für Manon Klett ins Tor gekommene Jasmin Pal einen Ball der nach einem abgewehrten Freistoß völlig blank stehenden Meppenerin Schulte erst unmittelbar vor Einschlag kurz vor der Linie entschärfen konnte – viel fehlte hier nicht, allerdings entschied das Schiedsrichterinnengespann ohnehin auf Abseits. Unmittelbar zuvor sah Weronika Zawistowska gelb – was noch weitreichende Konsequenzen haben sollte. Doch auch der FC hätte in Halbzeit eins in Führung gehen können, als Meppens Torhüterin Sieger einen Freistoß nur klatschen lassen konnte, allerdings keine FC-Spielerin zwingend genug an den Ball gelangen konnte.

Die dickste Chance bis dato hatte dann Mandy Islacker in der 56., als sicherlich viele FC-Sympathisanten den Torschrei schon auf den Lippen hatten, Weiss allerdings noch klären konnte. Später  sollte Islacker noch zur tragischen Figur werden.

Die Tragik ab der 65.

Die besonders große Tragödie begann in der 65. Minute mit einer eigentlich harmlose Szene: Meppen bekam irgendwo im Nirgendwo des Spielfeldes einen Freistoß zugesprochen. Zawistowska stand noch vom vorherigen Zweikampf dort und natürlich nahm sie damit auch das Verhindern einer schnellen Ausführung des Freistoßes in Kauf, allerdings bewegte sie sich sehr schnell vom Ball weg und hatte insgesamt den Ball nur für 1-2 Sekunden blockiert. Eine Szene, wie sie vorher schon zigfach auf dem Platz zu sehen war und in jedem Fußballstadion deutschlandweit passiert. Der insgesamt eher unsicheren Schiedsrichterin Christine Weigelt genügte dies für eine gelbe Karte. Anschließend schien es so, als habe sie gar nicht auf dem Schirm gehabt, dass Zawistowska bereits vorbelastet war – sonst gibt man als Referee eine solche gelb-rote Karte auch eher nicht – und die Polin musste das Feld verlassen. Trainer Sascha Glass kritisierte diesen Platzverweis später im Fernsehinterview wie auch die gesamte Schiedsrichterinnenleistung scharf, warf der Unparteiischen vor, auf Zuruf der vierten Offiziellen gepfiffen und Karten verteilt zu haben und sprach von mangelnder Professionalisierung an dieser Stelle. Aussagen, die gegebenenfalls in einer Strafe münden könnten. Insgesamt muss man als verantwortlicher Cheftrainer allerdings auch selber professionell genug sein, sich nicht an der Schiedsrichterinnenleistung abzuarbeiten, wenn die Baustellen ganz woanders liegen.

Denn in Unterzahl geschah Überraschendes: Der FC war plötzlich die dominante Mannschaft und drückte Meppen phasenweise hinten rein: Sieger konnte einen guten Schuss der eingewechselten Laura Donhauser jedoch ebenso gut parieren (71.). Diese Phase mündete in einem Elfmeter für den FC, als Schulte der ansonsten völlig freien Alena Bienz das Standbein wegzog und Weigelt direkt auf Strafstoß entschied (78.). Islacker trat – angesichts von Klasse und Erfahrung der Stürmerin freuten sich so manche Fans schon über die drei Punkte. Doch – es ist ja eine Tragödie, keine Komödie – die ehemalige Torschützenkönigin schoss am von ihr aus gesehen rechten Pfosten vorbei. Nichts war es mit der Führung. Und wie das eben so ist im Fußball: dieser bestraft das Auslassen solcher riesigen Chancen meist postwendend. Ein weiter, hoher Ball aus der Abwehr genügte, um Andrade völlig frei auf die Reise zu schicken, die die linke Seite runterwetzte und nicht an der Hereingabe gehindert werden konnte. Die frisch eingewechselte Kardesler setzte sich in der Mitte ab – auch weil Andrea Gavric zu lange ein mögliches Abseits reklamierte, anstatt durchzulaufen und dann auch noch Kardesler übersah – und schob zum Siegtreffer ein (84.). An der gelb-roten Karte hat dies übrigens nicht gelegen, denn der FC war in der fraglichen Szene in einer 3:2-Überzahl.

Ausblick

Bislang konnten sich die FC-Frauen immer darauf verlassen, auswärts die nötigen Punkte zu holen – diese Serie ist nun gebrochen. Im letzten Heimspiel des Kalenderjahres (11. Dezember, 13 Uhr, Franz-Kremer-Stadion) wartet nun mit dem SC Freiburg ein unangenehmer Gegner. Will man nicht, ähnlich wie die Herren, mit drei Niederlagen in Folge in die Winterpause gehen, so muss man das erste Heimspiel der Saison gewinnen. Durch das Unentschieden zwischen der SGS Essen und Werder Bremen sind es aktuell 2 bzw. 6 Punkte Vorsprung auf eben diese beiden Teams auf Platz 10 und dem Abstiegsplatz 11, allerdings spielt man 2023 auch als erstes gegen die SGS. Insofern wird der FC gegen Freiburg alles daran setzen, das Jahr positiv ausklingen zu lassen und vor allem – keinen FC zu bauen.

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