Die bessere Mannschaft war der effzeh dann ja doch nicht wirklich in Stuttgart. Gewonnen hat man trotzdem. Die Einzelkritik zeigt, dass Bedarf nach Privatunterricht in München besteht, Yuya Osako der beste Mann ist und Miso Brecko an allen Ecken und Enden fehlt. Klingt eigentlich ziemlich logisch, oder?
Timo Horn: Gegen Meppen war der Keeper noch komplett beschäftigungslos, gegen den VfB sah die Situation ein klein wenig anders aus. In der ersten Viertelstunde guckte er dank feinster Toni-Schumacher-Psychokinese zwei sichere Tore ans Aluminium, im Anschluss parierte er gleich mehrfach glänzend und schlich so wohl vor allem in die Alpträume von Martin Harnik. Sollte eventuell nur noch in der Manuel-Neuer-Fußballschule einen Kurs für Beidfüßigkeit bei Torhütern belegen. Ansonsten war Horns Leistung mal wieder bockstark.
Pawel Olkowski: Der Pole wirkt ein wenig von der Rolle. Offenbarte schon gegen Meppen Probleme, die gegen starke Stuttgarter nicht weniger wurden. Die meisten VfB-Angriffe wurde über seine Seite eingeleitet. Olkowski verstand sich gerade in der Rückwärtsbewegung überhaupt nicht mit Risse, so erhielt Kostic immer wieder Raum für seine Vorstöße. Erschreckend waren vor allem Olkowskis Geschwindigkeitsdefizite. Das ist man sonst nicht von ihm gewohnt. Ein Unding, dass dieser Miso Brecko jetzt in Nürnberg kickt.
Jonas Hector: Auch der Nationalspieler war nicht immer souverän und zeigte sich gerade im Spielaufbau teilweise ungenau, dafür verhinderte er aber gleich zwei sichere Tore mit Glanztaten auf der Linie. Dafür gibt es die Thomas-Cichon-Ehrenmedaille. Ansonsten machte der Linksverteidiger seine Sache aber wesentlich besser als der Kollege auf der anderen Seite.
Frederik Sörensen: Was den Skandinavier so ausgezeichnet hat? Steht im Nachspiel.
Dominique Heintz: Der Pfälzer war nicht ganz so auffällig wie sein Nebenmann, machte aber auch ein solides Spiel und wehrte sich standhaft gegen den Stuttgarter Druck. Konnte deswegen aber seine Stärken im Spielaufbau kaum einbringen, gerade einmal 69 Prozent der Pässe fanden den eigenen Mitspieler, zudem gewann Heintz nur die Hälfte seiner Zweikämpfe. Wirklich grobe Schnitzer leistete sich der Innenverteidiger trotz des Dauerdrucks aber nicht.
Matthias Lehmann: Der Kapitän hatte einen schweren Stand als alleiniger Sechser und offenbarte gerade gegen den enorm dynamischen Didavi einige Male Geschwindigkeitsnachteile. Allerdings erhielt Lehmann gerade im ersten Durchgang auch zu wenig Unterstützung sowohl hinsichtlich der Anspielstationen in der Offensive wie auch der Mitspieler in der Defensive. Dafür wies er aber die beste Passquote aller effzeh-Spieler auf, die über 90 Minuten auf dem Feld standen.
Milos Jojic: Wer dachte, dass Schmadtke und Stöger den Serben mit ihrer öffentlichen Kritik wachgerüttelt hatten, der sah sich getäuscht. Jojic wirkte gehemmt und war überhaupt kein Faktor Kölner Spiel. Seine auffälligste Szene war ein direkter Freistoß mitten hinein in die Cannstätter Kurve. Jojic kam nicht in die Zweikämpfe, kam nicht ins Passspiel und war auch in der Rückwärtsbewegung keine große Hilfe. Daher verwunderte es auch, dass Stöger Yannick Gerhardt in der Halbzeit anstelle des Serben herausnahm. Da ist noch viel Luft nach oben.
Yannick Gerhardt: Das Zusammenspiel mit Nebenmann Jojic funktionierte überhaupt nicht, wenn auch Gerhardt wesentlich aktiver, auffälliger und engagierter war. Das hauseigene Talent tat sich allerdings auch schwer den richtigen Zugriff ins Spiel zu finden. Vor allen Dingen gelang es ihm nicht dem Stuttgarter Gegenpressing effektiv und beruhigend entgegenzuwirken. Das ist meckern auf hohem Niveau. Nichts Anderes machen aber Geißböcke, die im Kölner Zoo von hinten bis vorne verwöhnt werden.
Leo Bittencourt: Der deutsche U-21-Nationalspieler hatte für das Spiel in Stuttgart extra eine Packung Seife mitgebracht, die er sich scheinbar unter die Schuhe geschmiert hatte. Etliche Male rutschte er aus. Lag er aber gerade nicht auf dem Boden, war er einer der auffälligsten Kölner. Bittencourt lief viel, er kämpfte viel und er spielte den entscheidenden Pass vor dem Elfmeter, der zum 1:0 führte. Zudem zeigte der Deutsch-Brasilianer, dass er nicht nur Meppener Abwehrspieler austanzen kann, sondern dies auch in der Bundesliga umsetzen kann. Anders als sein Kollege auf der rechten Seite…
Marcel Risse: Es war eigentlich ein Spiel nach dem Gusto von Risse. Es kam nicht auf technische Lösungen auf engem Raum an, sondern auf ein gutes Umschaltspiel mit viel Tempo. Doch Risse war neben der Spur. Wie gewohnt schaffte er es nicht Eins-gegen-Eins-Situationen zu seinen Gunsten zu nutzen, bezüglich seiner Flanken sollte er vielleicht mal in Einzelunterricht bei Douglas Costa. Erst als Risse eine Position weiter zurückgezogen wurde, konnte er wieder überzeugen. Ansonsten liest sich seine Bilanz aber ernüchternd: Gerade einmal 23,5 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen (Mit Abstand schlechtester Wert aller Spieler auf dem Feld), dazu 21 Ballverluste (die meisten aller effzeh-Spieler).
Anthony Modeste: Ein Scheißspiel für eine einzige Spitze. Bekam fast keinen Ball und war wenn dann von mehreren Abwehrspielern umstellt. Doch was Modeste aus den schlechten Umständen machte, war aller Ehren wert. Attackierte immer wieder in vorderster Front, führte die meisten Zweikämpfe aller Kölner, holte den Elfmeter raus, den er schließlich selbst in brutal souveräner Art und Weise verwandelte und leitete schließlich das 3:1 grandios ein. Viel besser kann man ein Scheißspiel nicht beenden. Ein Bonuspunkt dafür, dass er am Ende uneigennützig auf Osako ablegte, was mein Comunio-Team sehr freut.
Kevin Vogt: Wer sagt, dass der defensive Mittelfeldspieler bei einem guten Angebot ruhig gehen kann, sollte seine Meinung vielleicht noch einmal überdenken. Vogt verfügt nämlich über Qualitäten, die es im Kader nicht so oft gibt. Groß, zweikampfstark, gute Übersicht. Das alles half dem effzeh in der zweiten Halbzeit. Vogt zeigte große Präsenz in der Mitte und leitete das mitentscheidende 2:0 ein. Gute Einwechslung.
Yuya Osako: Der Japaner kam für Jojic ins Spiel und agierte etwas offensiver als zuletzt in Meppen. Wobei: Agierte Osako eigentlich so richtig? Der Japaner war kaum zu sehen, außer als er Stuttgarts Keeper Tyton sein Knie ins Gesicht rammte und diesen zu einer Behandlungspause zwang und als er in der Nachspielzeit nach der tollen Vorarbeit von Modeste lässig für die Entscheidung sorgte. Der Comunio-Manager in mir sagt: Klare Einsplus mit Sternchen.
Simon Zoller: Der Gewinner der Vorbereitung ist auch so etwas wie der heimliche Gewinner des ersten Spieltags. Erst seine Hereinnahme brachte Entlastung auf der rechten Seite und in der Folge zwei schnelle Tore, von denen er eines selbst in bester Torjägermanier einnetzte. Zwar grätschte er auch völlig unnötig Kostic im eigenen Strafraum um, aber das wollen wir ihm mal verzeihen.