Fies op et Föttche jefalle: Bitterbös bestraft die Eintracht einen halbstündigen Tiefschlaf in der effzeh-Defensive. Beim deutlichen 6:2 glänzt vor allem ein Frankfurter Rückkehrer.
Keine 200 Sekunden dauerte es, da sahen sich die Unkenrufer im Kölner Gästeblock bestätigt. Flanke Ignjovski, Kopfball Meier – 1:0 Eintracht. Was wurde vorher nicht alles über Alex Meier, den Langen im Frankfurter Sturm geschrieben? Rechtzeitig zum Topspiel am Samstagabend war der Köln-Schreck, der in der vergangenen Saison gleich viermal gegen die Stöger-Elf genetzt hatte, fit – und es schienen alle vor dem kopfballstarken Hünen zu zittern. Der effzeh-Fan weiß als gebranntes Kind leider: Es gibt sie eben, diese Spieler, die gegen den glorreichen 1. FC Köln auch rückwärts umkippen, den Ball mit der Hacke streifen und trotzdem treffen können. Peter Wynhoff ist in meiner Erinnerung der Prototyp dessen, was später Arie van Lent und Claudio Pizarro fortsetzten. In diese Reihe gehört spätestens seit dem 12. September auch Alexander Meier.
#Ultras #Frankfurt bei #SGE– #Effzeh: „Ausländer rein–Rheinländer raus!“: #Frankfurt #sgekoe http://t.co/HSUvgXTwg1 pic.twitter.com/5ZfFWxEvsm
— Faszination Fankurve (@FasziFankurve) September 13, 2015
Dass diese Entwicklung drohen könnte, schienen auch alle im Stadion zu wissen – außer zwei unbeteiligt wirkenden jungen Männern, die sonst für gewöhnlich die effzeh-Innenverteidigung bilden. Denn: wirklich unter Bedrängnis geriet Meier, der zuvor fast ein halbes Jahr wegen Patellasehnenproblemen pausiert hatte, bei seinem Kopfballtreffer nach handgestoppten 191 Sekunden nicht. Dominique Heintz tauchte unter dem Ball her, Frederik Sörensen (O-Ton meines Nebenmanns vor dem Spiel: „Ich bin entspannt wie nie trotz Alex Meier, wir haben ja unseren Dänen!“ – schöne Grüße, Tim!) konnte nicht entscheidend eingreifen. Und so kamen die mitgereisten effzeh-Fans in den Genuß der „Leichten Kavallerie“ von Franz von Suppé – und den schallenden „Fußballgott“-Rufen nach der Nennung des Torschützen. Alex Meier, Fußballgott! AMFG? OMG!
Es kam allerdings noch schlimmer, da in der ersten Halbzeit das Abwehrverhalten des effzeh-Teams wohl in den frühzeitigen Derbymodus geschaltet hatte. Beim 2:0 hätte nur noch gefehlt, wenn Vorbereiter Marco Russ wie Vollstrecker Luc Castaignos auf ihrem Weg zum Kölner Tor noch Kaffee und Kuchen gereicht bekommen hätten. Kein Druck auf den Ballführenden, kein Zweikampf für den Torschützen. Beim dritten Gegentreffer bekam dieser Meier erneut Geleitschutz, diesmal durch Matthias Lehmann. Die kurze Hoffnung auf ein traumhaftes Comeback im Waldstadion flackerte auf, als Anthony Modeste zum 1:3 einköpfte. Doch der Wunsch hielt nicht einmal zwei Minuten: Hasebe auf Castaignos. So einfach, so effektiv. „Signature Move“ würde man im Basketball wohl dazu sagen – doch man hätte es auch „Kranz Kölsch“ nennen können, der effzeh hätte es an diesem Samstagabend nicht verteidigen können. Es wirkte in der ersten Halbzeit wie ein Schwergewichtskampf zwischen Wladimir Klitschko und Axel Schulz: Egal, was man auch mit großem Willen versuchte, der andere hatte die passend-krachende Antwort auf alle Situationen. Mit der Führhand vorbereitet, die Kombination eiskalt abgeschlossen. Meier & Co prügeln effzeh K.o.!
Hatten wir "#Effzeh erhält #Eintracht Prügel" schon?
— Tapio Liller back in town (@tapioliller) September 12, 2015
Nach 45 Minuten war das Spiel gelaufen. Und das nicht einmal, weil die Stöger-Elf offensiv nichts auf die Kette kriegte. Nein: Es wirkte einfach zu jeder Zeit so, als müsste Frankfurt nur einen Gang hochschalten, um Tore nachzulegen. So schalteten die Gastgeber vor erstaunlich ruhigem Anhang schnell in den Schongang, den den effzeh nicht auszunutzen wusste. Teils durch die gute Eintracht-Achse um Keeper Hradecky und Mittelfeldmotor Hasebe, teils durch umstrittene Schiedsrichter-Pfiffe, aber größtenteils aus eigener Unfähigkeit. Was der effzeh hektisch und/oder umständlich verdaddelte, nutzte die Eintracht in eiskalter Klarheit. Nach Kölner Ballverlust ging es schnell, Castaignos bediente Seferovic – bumm, 5:1. Nach Heintz’ Ergebniskosmetik war der Schlusspunkt dann wieder dem „Fußballgott“ vergönnt: Per Kopf machte der effzeh-Schreck das halbe Dutzend der Eintracht, sein Traum-Comeback mit Hattrick und die erste Saisonniederlage unserer Jungs mit dem Geißbock auf der Brust perfekt. Und wieder schallte die „Leichte Kavallerie“ durch das Waldstadion, gefolgt von ALEX MEIER FUSSBALLGOTT! In meinem Kopf brüllte eine Comicstimme „Des is a Meier“ dazwischen. Ich war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon unterwegs nach Korsika, Flachköpper machen.
Un fällt ens einer op de Nas, die Bühle un Schramme, die fleck m'r zosamme,
dann es et vorbei. #effzeh— Werbebock (@werbebock) September 13, 2015
Wusstet Ihr schon…
…dass dem effzeh der Samstagabend-Termin offensichtlich nicht zu liegen scheint? In 15 Partien um 18.30 Uhr gelang nur ein einziger Sieg (3:0 gegen Werder Bremen 2010/11), insgesamt holten unsere „Geißböcke“ lediglich acht Zähler zur ungewohnten Anstoßzeit.
…dass der effzeh im Waldstadion eine neue Vereinsbestmarke aufgestellt hat? Erstmals hat das Team in der ersten halben Stunde vier Gegentore bekommen. Vor fast genau zehn Jahren (am 22. Oktober 2005) schoss die Eintracht erstmalig sechs Tore gegen den effzeh. Beim 6:3-Heimsieg glänzte übrigens ein gewisser Alex Meier (ein Treffer, drei Vorlagen!).
…dass Alex Meier durch seine Treffer acht, neun und zehn gegen den effzeh mit Bernd Hölzenbein gleichgezogen hat? Die Eintracht-Legende traf unter anderem beim höchsten Frankfurter Heimsieg der Geschichte gegen den effzeh (5:0, 19. Mai 1973). Bei unseren „Geißböcken“ ist übrigens Bundesliga-Rekordschütze Johannes Löhr (ebenfalls zehn Tore) der beste Knipser gegen die Hessen.
@DaRyborz Respekt an die #effzeh-Fans, die nach dem 1:4 (30.) immer noch für eine Top-Stimmung gesorgt haben! #SGEKOE pic.twitter.com/D6yMNwHOkN
— David Ryborz (@DaRyborz) September 12, 2015
Statistik des Spiels
Eintracht Frankfurt: Hradecky – Ignjovski, Russ, Abraham, Oczipka – Reinartz – Hasebe, Stendera (90. Medojevic) – Meier (88. Kadlec) – Seferovic, Castaignos (81. Flum)
1. FC Köln: Horn – Olkowski, Sörensen, Heintz, Hector – Lehmann – Risse, Zoller (49. Hosiner), Vogt, Bittencourt (49. Osako) – Modeste (78. Svento)
Tore: 1:0 Meier (4.), 2:0 Castaignos (15.), 3:0 Meier (23.), 3:1 Modeste (28.), 4:1 Castaignos (30.), 5:1 Seferovic (73.), 5:2 Heintz (81.) 6:2 Meier (87.)
Gelbe Karten: Stendera, Reinartz – Hector
Schiedsrichter: Marco Fritz
Zuschauer: 51.500