Vor der Englischen Woche fragte ein Journalist Peter Stöger, ob er nach der Woche mit sieben Punkte zufrieden sei. Dem stimmte der Erfolgstrainer zu, wahrscheinlich nicht ahnend, dass die zwei Punkte im Heimspiel gegen den VfR Aalen liegen gelassen würden.
Dennoch: in der Summe steht der effzeh ausgezeichnet da. Nach einem Sieg in München, durch ein spätes Tor von Bard Finne, der nur durch die ersten 15 Minuten etwas in Gefahr geriet, bleiben unsere Helden souverän Tabellenführer und haben auf Platz 4 mittlerweile zwölf Punkte Vorsprung. Die Luftschlangen dürfen schon mal ausgepackt werden, nehmen sich Paderborn und Greuther Fürth noch gegenseitig die Punkte weg.
Man kann die Sektkorken also eigentlich schon einmal knallen lassen, denn der effzeh müsste schon zweieinhalb Spiele ziemlich hoch verlieren, während Paderborn und Fürth alles gewinnen müsste in den letzten sechs Spielen. Ziemlich unwahrscheinlich. Wen interessiert da jetzt eigentlich noch wie verdient der Sieg bei Sechzig war, oder wie fehlerbehaftet die ersten zwanzig Minuten waren? Wie dämlich die fünfte Gelbe Karte von Miso Brecko herausgegrätscht wurde und warum Ujahs Tonys Fallrückzieher nicht in den Winkel ging, zum Futter für die Presse.
Realistisch betrachtet hätte der 1.FC Köln gestern 5:2 gewinnen müssen, so dominant war das Spiel nach der Pause. Seien wir froh, dass es nicht so kam, immerhin hat der FC in seiner Vereinsgeschichte noch nie vier Spiele hintereinander zu Null gespielt – weder in der ersten noch in der zweiten Liga. RESPEKT. Das wussten wir auch noch nicht!
Ausgangslage
Greuther Fürth kam beim FC ST. Pauli nicht über ein 2:2 hinaus. Paderborn siegte hingegen eindrucksvoll beim FSV Frankfurt mit 3:1 und ist nun punktgleich mit den Kleeblättern . Der Sieg der Ostwestfalen setzte den effzeh etwas unter Druck, was unseren Helden aber egal gewesen sein dürfte, das das Spiel zeitgleich stattfand und die Jungs vom Geißbockheim eh das ganze Jahr Druck haben. Von daher: Scheiß drauf! Genug Selbstbewusstsein tankte man ja beim souveränen Sieg gegen den KSC.
Der TSV 1860 München hingegen stolpert so ein wenig durch die 2.Liga. Spielerisch ist das alles prima was Funkels ambitionierte Truppe da macht, allerdings springen in den seltensten Fällen Siege heraus, auch wenn man zuletzt beim wiedererstarkten FC Energie 2:1 gewann. Um noch den letzten Funken Hoffnung für den Relegationsplatz aufrechtzuerhalten, brauchte es schon einen Sieg gegen den effzeh.
Personal
Peter Stöger begann mit einem 4-2-3-1 System und änderte nur auf einer Position die erfolgreiche Mannschaft vom Mittwoch. Der wiedergenesene Marcel Risse durfte sich auf der rechten Seite für Bard Finne beweisen. Nagasawa und Halfar bildeten das kreative Zentrum und als Doppelsechs durfte sich nach seinem starken Auftritt gegen die Badener erneut Adam Matuschyk neben Matthias Lehmann versuchen. Patrick Helmes bekam erneut den Vorzug vor Anthony Ujah.
Gegenüber dem 2:1 Erfolg in der Lausitz musste und wollte Friedhelm Funkel zweimal umstellen. Für Ludwig sowie Adlung (Gelbsperre) kamen Bierofka und Weigl zum Zug. Der ewige Benny Lauth scheint beim Ex-FC-Trainer keine wirkliche Lobby mehr zu haben, hat man doch mit Osako einen jungen aufstrebenen Japaner, der ab und an sogar die Bude trifft, gegen den effzeh allerdings nicht.
Spielverlauf
Okay, die ersten 20 Minuten in der Allianzarena waren aus FC-Sicht zum vergessen. Viele leichte Ballverluste und völlig überhastet agierte die Mannschaft von Peter Stöger. Sinnbildlich war allein schon die vierte Minute, als Timo Horn das Spiel aufbauen wollte und den Ball auf Daniel Halfar passte. Der ansonsten feinste Techniker in den Reihen der Rot-Weißen, verstolperte den Ball und leitete so den ersten vielversprechenden Angriff der Löwen ein. Allein Timo Horn war es zu verdanken , dass es nicht klingelte. Den Flatterball von Osako parierte er solide, Stoppelkamps Kopfball dann in der Manier eines herausragenden Torwarts.
Das war wohl das Signal für Funkel seine Mannschaft noch früher angreifen zulassen und den FC in der eigenen Hälfte zu attackieren. Es sollte funktionieren, jedoch kreierten die Blauen keine Großchancen mehr.
Ab der zwanzigsten Minute bekam der effzeh das Spiel besser in den Griff, außer ein paar Weitschüssen brachte das Team von Stöger jedoch nichts gefährliches auf das Tor von Kiraly. Zu kompakt verteidigten die Löwen.
Spielerisch hatte der FC mit Halfar und Nagasawa ein kleines Übergewicht, insgesamt aber hing die Partie doch ab der Mitte der ersten Hälfte sehr durch. Einen Aufreger gab es dann doch noch. In der 36 Minuten griff Weigl Matuschyk im Mittelfeld das Leder ab und brachte Osako halblinks in Position. Der Japaner umdribbelte Maroh und Wimmer und schoss aus elf Metern links an Horn vorbei (36.). Das war eine Hundertprozentige und so ging es dann torlos in die Pause.
Die zweite Hälfte sollte ein komplett anderes Bild aufzeigen.
Stöger brachte mit Wiederanpfiff Finne für Risse und stellte auf ein 4-4-2 um, womit die Münchner überhaupt nicht mehr klarkamen. In der 50. Und 53. Minuten hatte Bard schon das Tor auf dem Fuß verzog aber jeweils knapp,. Auch Helmes (53.) und Matuschyk, der mit zwei Fernschüssen in Kiraly seinen Meister fand (55., 59.), schafften die nun verdiente Führung nicht. Der Sechziger Strafraum glich des öfteren einem Hühnerhaufen und es war nur noch eine Frage der Zeit wann der Ball im Netz von Kiraly landen würde.
Funkel reagierte nach einer Stunde auf den zunehmenden Druck der Kölner. Ludwig und Hertner kamen für Bierofka und Wojtkowiak. In der 67. Minute holte sich Brecko dann seine fünfte Gelbe ab und ist nun für das Spiel gegen Arminia Bielefeld gesperrt. Saudumm.
In der Folge nahm der FC das Tempo etwas raus um dann die Schussviertelstunde einzuläuten.
Die beging der effzeh mit Ujah statt Helmes. Kiraly war bei einem sehenswerten Fallrückzieher des Nigerianers noch auf dem Posten (81.), wenig später aber sollte es dann klingeln: Finne nahm Breckos Steilpass halbrechts klasse an, setzte sich glücklich gegen Schwabl durch und schoss aus elf Metern ins kurze Eck ein (85.). Die Schwierigen macht der Norweger. Anschließend machte Sechzig auf, kam jedoch nur noch zu einem Kopfball, den Horn locker parierte, der effzeh hingegen konterte eine Chance durch Peszko noch ans Außennetz.
Das wars dann.
Spieler im Fokus
Bard Finne /Patrick Helmes: Finne brachte sofort Leben in die Bude, stand aber zu oft im Abseits – sonst hätte der junge Norweger noch mehr Chancen vorgefunden. Sein Einwechslung belebte das Offensivspiel und ließ Patrick Helmes auch nicht mehr alleine vorne so alt aussehen. Pat -als Einzelspitze – zermürbte sich vorne in der dichtgestaffelten Abwehr der Löwen. Sah dabei auch stellenweise unglücklich aus. Mit Bard Finne und der Umstellung auf 4-4-2 war das gesamte Offensivspiel der Kölner geordneter.
Kazuki Nagasawa / Daniel Halfar: Der FC hatte lange nicht mehr so eine kreative Schaltzentrale im Mittelfeld, wobei Kazuki zumeist den Part des zentraleren Spielers gibt und Halfar öfter auf die Flügel ausweicht. Letzterer hatte gestern nicht seinen besten Tag im FC Dress steigerte sich aber nach anfänglicher Unkonzentriertheit . Kazuki scheint hingegen gerade voll Adrenalin zu sein. Leichtfüßig ordnet der junge Japaner das Spiel unserer Helden und ist dabei kaum vom Ball zu trennen. Stärkster Spieler auf dem Platz, hat das Zeug zum Publikumsliebling.
Fazit
Für mich ein mehr als verdienter Sieg des effzeh. Allein die zweite Hälfte war mit das Stärkste was der FC in diesem Jahr auswärts gezeigt hat. Da lass ich mir auch nicht reinreden. Ja Sechzig hatte zwei klare Chancen im Spiel, und? Der FC Hatte acht! Acht Chancen, die normal versenkt werden. Das war eine reife Leistung, gerade wenn man bedenkt welch holprige erste Hälfte gespielt wurde und man dann aber Lösungen gefunden hat. So gewinnt ein Aufsteiger und ganz unrealistisch ist dieser Traum seit dem Wochenende ja auch nicht mehr.
Stimmen zum Spiel
Daniel Halfar: „Wenn man sieht, dass Paderborn auch wieder gewonnen hat, war das heute ein sehr wichtiger Sieg. Gerade in der zweiten Halbzeit haben wir eine sehr gute Partie gemacht, ständig nach vorne gespielt und waren dem Tor um einiges näher als 1860. Wir haben mit dem Sieg den Abstand auf Fürth erhöht und den auf Paderborn gehalten. So fahren wir glücklich und zufrieden nach Hause. Bard erarbeitet sich immer Chancen. In den letzten Wochen war er vor dem Tor leider etwas unglücklich, es freut uns ungemein für ihn, dass heute der Knoten bei ihm geplatzt ist. Es gibt sicherlich unwichtigere Tore.“
Bard Finne: „Es ist ein fantastisches Gefühl, mein erstes Tor für den FC geschossen zu haben. Die heutigen drei Punkte waren sehr wichtig. So halten wir den Abstand auf unsere Verfolger. Wir müssen aber weiterhin unsere Spiele gewinnen. Wenn man mal eine Chance nicht nutzt, darf man nicht zu lange nachdenken. Ich weiß, dass wir viele Spieler haben, die uns Stürmer immer wieder in Position bringen und da ist es klar, dass die nächste Gelegenheit nicht lange auf sich warten lässt. Dann ein Tor zu schießen und so der Mannschaft zu helfen ist das Schönste.“
Peter Stöger: „Wichtiger Sieg. Zwar knapp am Ende aber verdient. Wir sind noch nicht die Mannschaft, die so in die Zweikämpfe kommt. Das ist nicht unser Spiel und das hat man in der ersten Hälfte gemerkt. Zweite war dann viel besser, wir haben das System umgestellt und hätten bis zur 60. Minute schon klar führen müssen.”
1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector – Lehmann – Risse (46. Finne), Matuschyk, Halfar, Nagasawa (89. Peszko) – Helmes (79. Ujah)
TSV 1860 München: Kiraly – Steinhöfer, Vallori, Schwabl, Wojtkowiak (64. Hertner) – D. Stahl, Y. Stark (69. Wood) – Bierofka (58. Ludwig), Weigl, Stoppelkamp – Osako
Gelbe Karten: Brecko
Tore: 0:1 Finne (85.)
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
Zuschauer: 33.600