In einer über weite Strecken hochwertigen Zweitligapartie schenkten sich die Bundesligaabsteiger aus Kaiserslautern und Köln nichts. Mit dem 3:3 bleibt der effzeh im fünften Spiel in Folge ohne Niederlage.
Ausgangslage
Das „Wunder von Regensburg“ in der Vorwoche hatten Spieler, Verantwortliche, Fans und vor allem die Vertreter der Medien vor dem Spiel noch immer nicht komplett verarbeitet. Sechs Minuten mittelmäßiger Fußball nach 85 Minuten Arbeitsverweigerung reichten aus, um aus einem 0:2 Rückstand einen 3:2 Sieg zu machen und drei Punkte mitzunehmen.
Einig war man sich trotzdem darüber, dass eine solche „Leistung“ gegen Kaiserslautern ein völlig anderes Ergebnis zur Folge hätte. Immerhin kam mit den Teufeln vom Betzenberg eines der Topteams der zweiten Liga nach Müngersdorf. Ein Punktgewinn in diesem Duell wäre für die Moral vielleicht genauso hilfreich, wie der glückliche Sieg gegen Regensburg und würde den neu errungenen Platz im Mittelfeld der Tabelle festigen.
Kaiserslautern hingegen liebäugelte mit einem zumindest zwischenzeitlichen Sprung auf Platz 2, vorbei an Hertha BSC Berlin und dicht heran an Tabellenführer Eintracht Braunschweig. Anders als der effzeh sind die Lauterer hervorragend in die Saison gestartet, bislang haben sie noch kein einziges Spiel verloren.
Personelle Lage
Im Gegensatz zum Spiel gegen Jahn Regensburg veränderte Holger Stanislawski seine Mannschaft auf zwei Positionen: Im Mittelfeld erhielten Christian Clemens und Daniel Royer den Vorzug vor Adam Matuschyk und Thomas Bröker. Sascha Bigalke, der in der Vorwoche den Siegtreffer in der dritten Minute der Nachspielzeit erzielt hatte, musste erneut als Joker auf der Bank Platznehmen.
Bei den roten Teufeln aus Kaiserslautern rutschten Alexander Baumjohann, Leon Jessen, Mathias Abel und Denis Lynsmayer in die Mannschaft. Sie ersetzten Torrejon, Alexander Bugera, Hendrick Zuck und Albert Bunjaku, die beim 3:1 Sieg gegen Sandhausen in der Startaufstellung gestanden hatten.
Spielverlauf
Kaum auf dem Platz wollten die Kölner die schlechte Leistung aus der Vorwoche vergessen machen. Gegen Regensburg hatten die Geißböcke in den ersten 85 Minuten keinen Fuß auf die Erde bekommen, im heimischen Stadion zeigten sie gegen den Tabellendritten aus der Pfalz sofort, warum sie trotz des schlechten Saisonstarts weiter als Aufstiegsaspirant gehandelt werden. Schon in der ersten Minute kam es zu einer guten Chance durch Ujah und Royer.
Völlig aus dem Nichts fiel in der neunten Minute dann jedoch das Tor für die Lauterer, nachdem Baumjohann einen weiten Abschlag von Sippel zum Torschuss nutzte. Die zögerliche Abwehr der Kölner war genauso überrumpelt wie Timo Horn, der den Ball nicht mehr erreichen konnte.
Vom überraschenden Gegentor aus dem Konzept gebracht wirkte der effzeh in der Folge leicht verunsichert, die regnerischen Bedingungen und der rutschige Platz taten ihr übriges. Beide Teams begegneten sich auf Augenhöhe, ohne sich aber zwingende Chancen zu erarbeiten. Erst in der 23. Minute konnte Ujah gefährlich nah vor das Tor von Tobias Sippel kommen, der Lauterer Torhüter stoppte ihn mit einem klaren Foul. Schiedsrichter Wolfgang Stark entschied zurecht auf Elfmeter und Sippel musste sich fragen lassen, ob Ujah überhaupt noch an den Ball gekommen wäre.
Den fälligen Strafstoß verwandelte Adil Chihi sicher und damit spiegelte das Zwischenergebnis die Ausgeglichenheit der beiden Mannschaften wieder. Die Kölner hatten den Schock des Gegentreffers verarbeitet und begannen erneut damit, Überlegenheit aufzubauen. Lautern hielt dagegen und blieb nicht zuletzt durch die Konterstärke ihrer Offensivabteilung gefährlich.
Es war jedoch Christian Clemens, der mit einem Traumtor von der Strafraumgrenze in der 43. Minute den nächsten Treffer erzielte. Nach einem gelungenen Angriff seiner Mannschaft konnte der junge Offensivspieler den Ball unter Druck fast aus dem Stand in den Winkel schlenzen. Mit dem 2:1 ging das Spiel in die Halbzeitpause.
Nach dem Wiederanpfiff blieb das Spiel trotz der weiterhin schlechten Witterungsverhältnisse auf hohem Zweitliganiveau und beide Teams kamen zu Chancen. Der nächste Treffer fiel aber erst in der 60. Minute, als Mohamadou Idrissou nach einer Flanke mit einem präzisen Kopfball dem Kölner Schlussmann Timo Horn keine Abwehrmöglichkeit ließ. Kevin Wimmer muss sich hier den Vorwurf gefallen lassen, zu weit von seinem Gegenspieler entfernt gestanden zu haben.
Anders als beim ersten Gegentor brauchte der effzeh nach dem Ausgleich nicht lange, um wieder ins eigene Spiel zu finden. Insbesondere Sascha Bigalke brachte nach seiner Einwechslung frischen Wind ins Offensivspiel der Geißböcke und so war es wenig verwunderlich, dass Daniel Royer nach einer Bigalke-Flanke mit einem sehenswerten Kopfball zur erneuten Führung traf (75.).
Wie zuvor die Kölner steckten aber auch die Lauterer nach dem erneuten Gegentreffer nicht auf und lauerten auf ihre Chancen. Der effzeh versuchte derweil, mit einem weiteren Treffer das Spiel zu entscheiden. Das nötige Glück lag schlussendlich aber bei den Teufeln vom Betzenberg, denn es war erneut Idrissou, der in der 88. Spielminute mit einer Demonstration seiner individuellen Klasse den Schlusspunkt setzte. Mit einer sehenswerten Einzelaktion konnte der Kameruner gleich mehrere Verteidiger abschütteln und mit Rechts zum 3:3 Entstand einschieben.
Spieler im Fokus
Timo Horn – Der junge Torhüter war trotz der Gegentore erneut sicherer Rückhalt seiner Mannschaft. Man kann jedoch diskutieren, ob er beim Sonntagsschuss von Baumjohann wirklich chancenlos war.
Kevin Wimmer – Wenn einer in diesem Spiel kräftig Lehrgeld zahlen musste, dann war es der Österreicher. Gewohnt bemüht konnte er seinen hochklassigen Gegenspieler Idrissou nicht aus dem Spiel nehmen. Vor allem beim 2:2 stand Wimmer zu weit weg und ermöglichte damit erst den Ausgleichstreffer, auch das 0:1 kann er mit einem beherzten Eingreifen gegen Baumjohann vielleicht verhindern.
Christian Clemens – Setzte Offensivimpulse, gekrönt durch sein schönes Tor zum 2:1. Die Abstimmung mit Chihi war jedoch nicht immer frei von Missverständnissen.
Adil Chihi – Übernahm Verantwortung als Elfmeterschütze und verwandelte sicher. Aus dem Spiel heraus ist er aber nach wie vor zu häufig eigensinnig, so manche Situation wirkte ungeschickt und überhastet.
Fazit
„Das war ein gigantisches Spiel mit einem gerechten Ergebnis. Das hat heute richtig Spaß gemacht“, erklärte effzeh-Coach Stanislawski nach dem Spiel. Ganz Unrecht hatte er damit nicht, trotzdem drängt sich das Gefühl auf, dass mit einem schnelleren 3:1, höherer Konzentration vor dem 0:1 oder etwas mehr Glück in den letzten Spielminuten ein Sieg im Bereich des Möglichen gewesen wäre. Nicht zuletzt aufgrund der Führung bis kurz vor Spielende waren die Rheinländer näher am Dreier als die Konkurrenten aus der Pfalz.
Lässt man diesen Umstand außer acht, bleibt ein sehenswertes Spiel beider Mannschaften mit einem Punktgewinn, den die Kölner gut gebrauchen können. Trotz der Rückschläge hat man im kompletten Spiel nicht aufgesteckt und über weite Strecken eine gute Leistung gebracht – ganz im Gegensatz zu den ersten 85 Minuten in der Vorwoche.
Durch diesen Punktgewinn gegen eine der Top-Mannschaften der zweiten Liga bleibt der effzeh im fünften Spiel hintereinander ohne Niederlage, die Aufholjagd in Richtung oberes Tabellendrittel ist weiter in vollem Gange. Mit der spielerischen Leistung, die man nun gegen Kaiserslautern gezeigt hat und dem Glück, das die Mannschaft in Regensburg hatten, wird man diese Serie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gegen Aalen fortsetzen können.
Tore: 0:1 Baumjohann (9.), 1:1 Chihi (23. / Foulelfmeter), 2:1 Clemens (43.), 2:2 Idrissou (60.), 3:2 Royer (75.), 3:3 Idrissou (88.)
Gelbe Karten: Borysiuk (Kaiserslautern, 14.), Sippel (Kaiserslautern, 22.), Zellner (Kaiserslautern, 50.), Maroh (Köln, 55.), Baumjohann (Kaiserslautern, 63.), Strobl (Köln, 72.)
Aufstellungen:
1. FC Köln: Horn – Eichner, Wimmer, Maroh, Brecko – Lehmann, Strobl (90. Przybylko), Clemens (70. Bigalke), Chihi (78. Matuschyk), Royer – Ujah
1. FC Kaiserslautern: Sippel – Jessen, Abel, Linsmayer (46. Hajri), Dick (46. Nsor) – Heintz, Borysiuk, Baumjohann, Zellner, Fortounis (80. Wolfert) – Idrissou
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Landshut)
Zuschauer: 44.601