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“Was willst du essen?” – “Mir egal.” – “Egal ist 88!” pflegte meine Oma immer zu sagen. Hat mich das genervt. Eine Zahl die man, wenn man sie sich als vier Kreise vorstellt, drehen und wenden kann wie man will. Es bleibt 88. Warum gibt es solche Dinge? Und warum kommt mir diese Zahl in den Kopf? Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass das irgendwie mit dem inzwischen weltbekanntesten Wappentier eines Fußballvereins zu tun hat.
Das steht er, der stattliche Kerl. Muskulöse Hinterbeine wie so manch Verteidiger sie gerne hätte. Schienbeine, die keine Schoner brauchen. Ein Resonanzkörper von Brustkorb der jedes Meckern einem Löwenschrei gleich macht. Hörner, die fast jeden Bewunderer einschüchtern. Und dann noch dieser eigenwillige Blick. Dem Typ scheint alles egal zu sein. Etliche Samstage hat er schon hinter sich gebracht, stand im Fokus vieler Kameras und hat nichts seiner Würde verloren. Egal was passiert, er bleibt meist die Ruhe selbst.
Foto: Dirk Unschuld
Sieben Jahre lang war er Einzelgänger. Umhegt und gepflegt, in sehr guten Händen, aber eben nicht unter seinesgleichen. Was ihm fehlte wusste er gar nicht. Und manchmal begeben sich Dinge, in denen aus der Not etwas für das Tierwohl getan wird. Der Kölner Zoo leidet unter Zuschauerschwund, Hennes bräuchte mal Artgenossen. Eine Idee war geboren. Und wurde dann auch in die Tat umgesetzt. Im tierartgerechten Streichelgehege mit Rückzugsmöglichkeit wurde er unter viel Tamtam untergebracht. Er muss sich vorgekommen sein wie der Bachelor, unter so vielen Frauen. Aber schnell war klar, dass sein Herz nur für eine kleine Ziege namens Annliese schlug. In der Liebe ist nichts egal.
Und auch die neue Einlaufchoreografie hatte er schnell drauf. Das geht ihm runter wie Öl, wenn die Cheerleader des 1. FC Köln Spalier stehen, während er unter tosendem Applaus die Arena betritt. Wie für ihn gemacht die Szenerie. Bei so viel Anerkennung, kann einem der Ruhm aber durchaus auch mal zu Kopfe steigen. Wie bei diesem Spiel, bei dem nix los war und die Zuschauer sich langweilten. Und dann noch gegen einen namlosen Gegner. Überhaupt musste er sich in dieser Phase zu viele Mannschaften anschauen, auf die er gerne verzichtet hätte. Die Gäste aus Aalen und die Einfallslosigkeit seiner Helden trieben ihn aber dazu an in der Halbzeit ein wenig Stimmung machen. Allein hat es nichts gebracht, am Ende stand es nullnull. Er würde also in Zukunft auf solche Einlagen verzichten, bringt ja nix, ist egal.
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Vorbei waren die Zeiten, in denen er Liebkosungen eines slowenischen Stürmers ausgesetzt war. Der einstige Publikumsliebling Milivoje Novakovic brachte es doch tatsächlich fertig, nach einigen seiner Toren bei ihm vorzusprechen, und ihm einen Mundkuss abzuverlangen. Was sollte er da machen? Diese Geste kann er vor tausenden von Zuschauern ja nicht ablehnen. Egal, da muss man durch. Da sind ihm die körperlichen Liebesbeweise des heutigen Stürmers doch lieber. Ja, Geißböcke mögen es etwas härter. Und schließlich hat sich der Tünn ja auch entschuldigt. Originalton Hennes VIII.: “Hück woore die zwei Tünnesse bei mer. Bringt dä Ujah doch tatsächlich unsere Scheff met. Un hä hätt jesaat, datt er misch nie mieh an de Hörner trecke däät. Dobei wör mer dat ejal. Hohn oder Hahn? Sch…”
Hinter vorgehaltener Hand verriet Hennes uns noch, dass niemand von PETA bei ihm war und gefragt hat, ob sein Besuch in Müngersdorf eine Qual für ihn ist. Ihm selbst machen diese Ausflüge Spaß, er sei im Stadion gut versorgt, die Rampe, die er runter und rauf laufen muss käme einem natürlichen Hügel gleich und seine Artgenossen könne er für die paar Stündchen auch mal entbehren. Überhaupt sei eine gewisse Körperlichkeit für Geißböcke essentiell. Wie sonst hätte er Wappentier eines Fußballvereins werden können.
Hennes der Achte wird acht Jahre alt. effzeh.com wünscht alles Gute zum Geburtstag!