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Nachspiel

Effzeh – Wolfsburg: Horn to be alive

Am Ende das Remis: In einem guten Spiel schnuppert der effzeh lange am Sieg, kurz vor Schluss muss Horn aber die Niederlage verhindern – das Nachspiel zum Spiel gegen den VfL.

Foto: Dirk Unschuld
Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

Lange sah es beim ersten Heimspiel der Saison so aus, als würde der effzeh auf einen waschechten Traumstart zu steuern: In einer unhaltsamen Partie sorgte Simon Zoller mit einem sehenswerten Treffer für die 1:0-Führung, die die Hausherren bis in die furiose Schlussphase hinein mehr als nur verteidigen konnten. Doch dann kam Niklas “Lord” Bendtner und markierte den Ausgleichstreffer für den amtierenden Pokalsieger aus der Autostadt.

Es bleibt dabei: Der 1. FC Köln ist im laufenden Kalenderjahr im heimischen Müngersdorfer Stadion nicht zu schlagen. Und damit sind wir auch schon bei der vielleicht wichtigsten Erkenntnis dieses Spieltags: Jeder effzeh-Fan wird sich noch an die Zeiten erinnern, als es sonnenklar war, dass auf den späten gegnerischen Ausgleich auch zwangsläufig das späte gegnerische Siegtor folgen musste. In diesen dunklen Zeiten war das so sicher, wie der obligatorisch-späte Siegtreffer für den FC Bayern (diese Regel gilt natürlich bis heute, wie man in Sinsheim sehen konnte). Doch bei den Geißböcken hat sich einiges getan: Automatischer Zerfall bei Rückschlägen? Weitgefehlt. Doch von vorne.

In einem unterhaltsamen Spiel konnten die Hausherren bereits früh deutlich machen, dass sie kein leichter Gegner für den amtierenden Pokalsieger aus Wolfsburg sein wollten. Doch richtig in Fahrt kam die Partie erst nach dem – sehr hübsch anzuschauenden – Kölner Führungstreffer. Einen langen Abschlag von Timo Horn verlängerte Anthony Modeste mustergültig mit dem Kopf in den Lauf von Sturmpartner Simon Zoller, der wiederrum mit einem feinen Lupfer Naldo und Wölfe-Schlussmann Koen Casteels überwand und dann mit dem Kopf einnickte. Für Neuzugang Modeste bedeutet das bereits drei Scorerpunkte in zwei Spielen, für Quasi-Neuzugang Zoller zwei Treffer in dieser Saison. Man könnte meinen, da hätten sich zwei gefunden.

Wirbelwind Zoller

Wie dem auch sei: Wolfsburg wirkte kurz geschockt, sammelte sich dann aber und suchte im Ballbesitz das Glück, während der effzeh weiterhin auf schnelle Konter setzte. Die nächste Großchance gab es für das wieder vollzählig erschienene Kölner Publikum jedoch erst nach der Halbzeitpause. Und wieder stand Zoller im Mittelpunkt: Der 24-Jährige tauchte nach Vorarbeit von Modeste und Risse frei vor dem Tor auf, doch Casteels parierte. Auf der Gegenseite konnte sich wiederum Horn wenig später auszeichnen: einen abgefälschten Schuss von Dost erwischte er so gerade noch. Es sei schon mal vorweg genommen: Die Torhüter sollten auch später noch zu zentralen Figuren des Spiels werden. Doch zunächst schlug der eingewechselte “Lord Bendtner” zu und staubte nach einem Caliguiri-Schuss zum 1:1-Ausgleich ab.

Kurz beruhigte sich die Partie, geschockt wirkte der effzeh aber nicht. Spätestens als der Linienrichter ganze vier Minuten Nachspielzeit anzeigte, wurde es dann auch wieder angemessen spektakulär: Erst scheiterte Jonas Hector aus kurzer Distanz an einer Blitz-Reaktion von Casteels, dann parierte Horn gegen Kevin De Bruyne, der nach einem schlimmen Aussetzer von Matthias Lehmann alleine vor dem Kölner Kasten auftauchte. Und auch die letzte Szene gehörte dem effzeh-Keeper, als er einen Kopfball von Dost mit einer Riesenparade noch an die Latte lenken konnte. Dann war Schluss in Müngersdorf.

Mehr als nur Verteidigung

Was bleibt der Stöger-Elf nun außer einem Punkt? Ein paar erste, vorsichtige aber durchaus wichtige Erkenntnisse:

  • Der effzeh ist offenbar in der Lage auch gegen Top-Mannschaften der Liga mit seinem spielerischen Konzept zumindest mitzuhalten – auch mit komplett neuer Innenverteidigung.
  • Anthony Modeste könnte in der Offensive das Puzzleteil sein, das man in Köln lange vermisst hat.
  • Simon Zoller scheint nachhaltig motiviert zu sein, sich in der Domstadt durchzusetzen.
  • Und: Timo Horn darf man mittlerweile ohne großartige Übertreibung zu den besten Torhütern in der Bundesliga zählen.

Weitere Details zu den Spielern? In unserer Einzelkritik: Cooler als Charly Körbel

Katze aus Rondorf

Wer sich nun also noch ein bisschen ärgert, dass es mit dem Sechs-Punkte-Traumstart doch nicht geklappt hat, kann sich so ein bisschen trösten. Oder man erinnert sich einfach daran, als der effzeh zuletzt mit zwei Siegen in Folge die Saison eröffnete. Das war in der Saison 2005/06 – am Ende stand der direkte Abstieg. Vielleicht ist es also sogar ganz gut, dass “Lord Bendtner” den Sechs-Punkte-Start vermasselt hat.

Zum Schluss möchten wir uns noch der schwierigen Frage nach dem Spieler des Spiels widmen. Kevin De Bruyne ist es jedenfalls nicht. Dafür liefern sich Zoller und Horn einen spannenden Kampf um den Titel. Und hätte Zoller seine zweite Großchance genutzt, würden wir hier gar nicht diskutieren. So bleibt uns aber nichts, als Timo Horn zum “Man of the Match” zu erklären – denn mit seinen Paraden in der Schlussphase rettet die Katze aus Rondorf seiner Mannschaft den wohlverdienten Punkt.

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