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Interviews

Investition in den E-Sport: “Der 1. FC Köln hat sich in eine optimale Lage gebracht”

Vor einer Woche gab der effzeh bekannt, in das E-Sport-Team SK Gaming investiert zu haben. Doch was soll das überhaupt? Worin liegt der Nutzen, worin das Potential? In unserem Experteninterview haken wir bei Christopher Kraft nach, der seit einigen Jahren in der E-Sport-Nachwuchsförderung engagiert ist.

FC-Finanzgeschäftsführer Alexander Wehrle (l.) mit SK-Gaming-Gründer Alexander Müller | Foto: 1. FC Köln
FC-Finanzgeschäftsführer Alexander Wehrle (l.) mit SK-Gaming-Gründer Alexander Müller | Foto: 1. FC Köln

Wird sich das Engagement von Proficlubs in der Zukunft eher verstärken oder nicht? Was ist deine Einschätzung?

Auch wenn ich damit vermutlich bei vielen Fans anecken werde: Meiner Meinung nach müssen sich traditionelle Vereine besser im E-Sport aufstellen, um langfristig relevant zu bleiben. Der digitale Wettkampfsport wächst in jedem Jahr rasant weiter. Wir blicken seit 2014 auf eine durchschnittliche Umsatzsteigerung im E-Sport von 47% – und zwar pro Jahr. In konkreten Zahlen bedeutet das: 2017 wurden um die 650 Millionen US-Dollar umgesetzt, 2018 knapp 900 – also fast eine Milliarde. Natürlich ist das nicht ansatzweise mit dem Profifußball vergleichbar, aber man kann erkennen, welches Potential vorhanden ist. Meiner Meinung nach ist es so groß, dass langfristig die Möglichkeit besteht, die traditionellen Sportarten in finanzieller und populärer Hinsicht an der Spitze abzulösen.

Das zeigt sich übrigens nicht nur in den Umsätzen. Eine Studie in den USA hat gezeigt, dass weibliche und männliche Menschen zwischen 18 und 25 Jahren mehr E-Sport als traditionellen Sport konsumieren. In der Altersgruppe 26-35 überwiegt der traditionelle Sport noch, aber da fehlt auch nicht mehr viel, bis der E-Sport hier die Oberhand gewonnen hat. Die demografische Entwicklung ist da eindeutig. Spinnen wir diese Entwicklung mal fünf bis zehn Jahre weiter in die Zukunft, kann der E-Sport auch in dieser Altersgruppe die Oberhand haben.

Der effzeh hat sich nun in eine optimale Lage gebracht, um mit anderen internationalen Größen dort eine Vorreiterrolle einzunehmen.

Also wird der analoge Fußball irgendwann verschwinden?

Fußball und andere Sportarten wird es natürlich immer geben und es ist auch nicht von den Beteiligten des E-Sport gewollt, diese zu ersetzen. Der moderne Trend zeigt jedoch, dass dort ein immenses Interesse der nachwachsenden Generationen vorhanden ist und hervorragende Synergien entstehen können, wenn offene Kooperationen zwischen der traditionellen und digitalen Welt eingegangen werden. Und der effzeh hat sich nun in eine optimale Lage gebracht, um mit anderen internationalen Größen dort eine Vorreiterrolle einzunehmen.

Foto: THOMAS SAMSON/AFP/Getty Images

Hat der FC sich mit SK Gaming ein Investitionsobjekt ausgesucht, das in der Branche einen guten Ruf besitzt?

Auf jeden Fall! SK Gaming ist einer der, wenn nicht sogar die traditionsreichste E-Sport-Organisation in Deutschland, die weltweit bekannt ist und damit ein absolutes Filetstück. Es gibt SK Gaming bereits seit über 20 Jahren, was es in der schnelllebigen Onlinewelt zu so etwas wie einem Urgestein macht. Auch die Erfolge können sich sehen lassen: Mit über 60 internationalen Titeln ist SK Gaming stets eine der international erfolgreichsten Organisationen gewesen. Umso schöner ist es da natürlich, dass sie seit den frühen 2000ern von der Welt- und Domstadt Köln heraus operiert.

Kann der FC von der Teilhabe an SK Gaming finanzielle Vorteile erwarten? Wie hoch sind die Summen, die im E-Sport gezahlt werden?

Eins vorab: Das Profiniveau ist in Deutschland sehr ausbaufähig, es gibt bislang schätzungsweise zehn “Vollzeit”-Teams, deren Spieler vom E-Sport leben können. Ansonsten ist die Frage nach den finanziellen Vorteilen für den effzeh nicht leicht zu beantworten und ich möchte deswegen auch nicht über irgendetwas spekulieren, weil dafür ganz einfach mehr über die Ziele und Erwartungen des effzeh bekannt sein müsste.

Zu den gezahlten Summen: Einerseits kommt es darauf an, wie erfolgreich SK Gaming in der kommenden Zeit spielen wird, da das Motto “Bessere Leistung = Mehr Geld” natürlich auch im E-Sport greift. Andererseits sind die Summen, um die es im E-Sport geht, wesentlich kleiner als in der Bundesliga. In 2018 wurde veröffentlicht, dass der bestbezahlte E-Sportler im Jahr etwa 3,5 Millionen US Dollar verdient hat. Im Vergleich zu den bestbezahlten Profifußballern ist das natürlich sehr wenig.

Die Gelder, die in den E-Sport fließen, werden immer mehr und damit steigen natürlich auch die Preisgelder: Beim letzten “The International”-Turnier in Dota2 wurden Preisgelder in Höhe von 25,5 Millionen US-Dollar ausgeschüttet. Davon waren etwas mehr als elf Millionen für die Gewinner vorgesehen. Bei fünf Spielern bleibt da schon ein ordentlicher Betrag übrig. Zum Vergleich: Unsere WM-Helden von 2014 haben “nur” 300.000€ pro Person als Bonus bekommen, obwohl darin natürlich nicht anschließende Werbe- oder Sponsorenverträge mit inbegriffen sind. Der Trend, dass mehr und mehr Geld in den E-Sport investiert wird und damit auch mehr Geld zu holen ist, hält jedoch unverkennbar weiter an.

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