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Durch das Jahr mit dem 1.FC Köln (4): Ein wenig herzliches Familientreffen, Jubiläums-Gala und der omnipräsente Modeste

Im vierten Teil unseres Jahresrückblicks blickt unsere Autorin auf das turbulente Jahresende zurück. Darin enthalten: Eine unwürdige Mitgliederversammlung, eine denkwürdige Jubliäumsgala sowie der Nicht-Transfer von Anthony Modeste.

Foto: Juergen Schwarz/Bongarts/Getty Images

Am Abend der Tor-Gala in Müngersdorf schickte der Verein noch eine weitere Nachricht über die Kanäle: Der Cheftrainer der U21, Markus Daun, wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Sein Team konnte zwar ein 1:1 gegen den Wuppertaler SV einfahren, doch für den Coach war nach einer katastrophalen Hinrunde und nur zehn Punkten aus 17 Spielen Schluss. André Pawlak, der gerade seine Ausbildung zum Fußballlehrer beim Deutschen Fußball-Bund absolvierte, kehrte frühzeitig zum FC zurück und nahm seinen alten Job als U21-Trainer wieder auf. Die Talfahrt der Zweitvertretung konnte allerdings auch er nicht stoppen. Mit Pawlak kehrte allerdings auch ein weiteres bekanntes Gesicht ans Geißbockheim zurück. Anthony Modeste bat darum, sich nach seiner Vertragsauflösung beim chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjian bei der U21 des 1. FC Köln fit halten zu dürfen. Trainer wie Mitspieler zeigten sich begeistert, auch die Spiele der Nachwuchsmannschaft besuchte Modeste oftmals mit Family, die während seines China-Aufenthaltes praktischerweise direkt in der Domstadt wohnen geblieben war.

Die Länderspielpause im November nutzte der Verein um die Gala zum 70-jährigen Bestehen des Vereins nachzuholen. Eigentlich hatten die Feierlichkeiten schon im Frühjahr zelebriert werden sollten, doch aufgrund des historischen und absolut unnötigen Abstiegs verschob man die Feierlichkeiten auf einen späteren Zeitpunkt. 900 geladenen Gäste, Funktionäre, Vereinsvertreter, aber auch einige ausgewählte Mitglieder, feierten in den MMC Studios sieben Dekaden des 1. FC Köln. Eine, an diesem Abend von Werner Spinner verkündete Neuigkeit, sprengte den Rahmen: während seiner Begrüßungsrede kam Anthony Modeste auf die Bühne und stolz verkündeten die beiden dem verdutzten Publikum, dass der Franzose einen Vertrag bis 2023 unterscheiben habe und dem Profiteam ab sofort zur Verfügung stehen würde. Wie falsch die beiden liegen sollten, können wir in Gänze noch nicht einschätzen.

https://twitter.com/fckoeln/status/1064080773081292801

Auch zwei Monate später ist die Modeste-Situation nicht geklärt

Doch auch knapp zwei Monate nach der 70-Jahre-Gala des 1. FC Köln, auf der seine Vertragsunterschrift verkündet wurde, ist eine Spielberechtigung für den Franzosen nicht in Sicht. Nur Stunden nachdem der 1. FC Köln Modestes Rückkehr kommuniziert hatte, meldete sich der chinesische Spitzenclub zu Wort und machte unmissverständlich klar, dass der französische Torjäger einen gültigen Kontrakt habe und man zur Not vor den internationalen Sportgerichtshof CAS ziehen würde.

Die zuständige Schiedskammer der FIFA entschied Anfang Dezember, dass Tianjin Quanjian Modeste noch „ausstehende Vergütungen“ – dem Vernehmen nach über 30 Millionen Euro – zahlen müsse. Gleichzeitig sei aber auch festgestellt worden, dass der Stürmer das Anstellungsverhältnis mit dem Club ohne triftigen Grund gekündigt habe. Der 1. FC Köln wollte das Urteil nicht kommentieren, da man nicht Verfahrensbeteiligter sei. Am Geißbockheim wollte man die ausführliche Urteilsbegründung abwarten, die jedoch erst Anfang Januar erwartet wird. Ob Modeste dann noch im Winter-Transferfenster eine Spielerlaubnis erteilt werden könnte, ist unklar. Wenn Modeste und der 1. FC Köln bis vor das CAS in Lausanne ziehen müssen, dürften weitere, wichtige Wochen verstreichen, in denen der Stürmer nicht auflaufen darf. Der effzeh muss sich wohl oder übel darauf einstellen, ohne Anthony Modeste ins neue Jahr zu starten.

Ultragruppen feiern Geburtstag mit Choreos in der Fremde

Ende November stand aber noch ein Gastspiel in Darmstadt an. Es war der erwartete Arbeitssieg, bei dem sich beide Mannschaften nicht für fußballerische Auszeichnungen bewarben. An Ende durften die FC-Fans drei Mal jubeln und die gleiche Anzahl an Punkten mit in die Domstadt bringen. Doch auch die im Stadion erhältliche Weinschorle (yum!), der mit einer Pyroeinlage zelebrierte 10-jährige Geburtstag der Ultràgruppe Domstadt Syndikat sowie der neue Kurvenhit „Stonn op un danz“, der an diesem Tag erstmals bei den Profis gesungen wurde, konnte darüber hinwegtäuschen, dass es unser letzter Besuch in dieser Form am ehrwürdigem Böllenfalltor sein würde. Anfang Dezember wurde die Gegengerade, die auch die Gästefans beheimatet, abgerissen und wird nun an selber Stelle neu errichtet, dann aber mit Zäunen und einem Dach. Wir sagen: Rest in Pieces, Böllenfalltor.

War noch was? Ja, denn der 1. FC Köln wird in ein Wintertrainingslager fliegen. Während man die letzten Jahre am Geißbockheim verweilte, werden die Profis im Januar für einige Tage nach Mallorca fliegen und sich am Ballermann – okay, nur fast – auf die Rückrunde vorbereiten. Na denn, buenos dias, Matthias!

Brötchenschmieren für den Verein – Fans sammeln 1000 Euro für die FC-Stiftung

Im Dezember empfingen die Geißböcke die Spielvereinigung aus Fürth im Wohnzimmer in Müngersdorf. Erstmals in dieser Saison konnte die Jungs mit dem Geißbock auf der Brust bei ihrem 4:0 Erfolg sogar ein Zu-Null-Spiel in Müngersdorf verbuchen und belohnten sich für eine taktisch reife und individuell überzeugende Leistung. Begleitet wurde dieser Spieltag von einem bundesweiten Protest der Fanszenen. Alle dort angeschlossenen Fanszene verzichteten geschlossen auf den aktiven Support in der ersten Halbzeit. Ziel der Proteste ist unter anderem die Abschaffung von Spieltagen unter der Woche. Auch in Köln blieb die Südkurve in der ersten Hälfte für ihre Verhältnisse ruhig. Unser Autor bemerkte dazu passend: „Die Atmosphäre im Müngersdorfer Stadion glich in der ersten Halbzeit trotz des starken Auftritts des effzeh-Teams eher einem Sonntagsspaziergang auf Melaten denn dem gewohnten Hexenkessel im Kölner Westen.“

Der 1. Dezember stand aber auch aus vereinspolitischer Sicht noch unter einem anderen Motto. Hatte Vize-Toni Schumacher den Fans während der Mitgliederversammlung im Schlagabtausch innerhalb einer Satzungsdebatte noch vorgeworfen, sich noch nie ehrenamtlich für den Verein eingesetzt zu haben („Ihr habt noch nie Brötchen für den Verein geschmiert“), fühlten sich besonders die Ultras der Wilden Horde davon angesprochen und riefen zum gemeinsamen Brötchenschmieren auf. Bei der Aktion vor der Südkurve kamen 1000 Euro zusammen, die an die Stiftung des Vereins gespendet wurden. Ebenfalls im Dezember rief die Gruppe auch in diesem Jahr zu ihrer Aktion „Horde Karikativ“ auf: jedes Jahr sammeln die Fans Spenden für den Kalker Mittagstisch. Traditionell nehmen sie dafür Sachspenden entgegen, die sie an die gemeinnützige Organisation, die benachteiligten Kölschen Pänz eine warme Mahlzeit bietet, weiterleiten.

Ultragruppe feiert 22 wilde Jahre

Auch wenn es in Müngersdorf seit der Choreo-Klausel keine großen und bunten Choreografien mehr zu bestaunen gibt, so feiern die FC-Fans zu bestimmten Anlässen gerne mal bei Auswärtsspielen und lassen dort ihrer Kreativität freien Lauf. So auch beim Auswärtsspiel in Regensburg am 7. Dezember. Die Wilde Horde feierte ihr 22-jähriges Bestehen und verwandelte den Gästeblock zu Beginn des Spiels in eine beeindruckende Kulisse – mit blinkenden Stroboskopen untermalt. Mit drei Punkten im Gepäck ging es für den 1. FC Köln nach dem 3:1 Erfolg in Regensburg wieder zurück gen Heimat.

Tausende gehen gegen geplantes Polzeigesetz auf die Straße

Einige der mitgereisten FC-Fans konnten nur eine kurze Nacht für sich verbuchen, denn am darauffolgenden Tag fuhren sie nach Düsseldorf, um dort erneut gegen die geplante Verschärfung des Polizeigesetz NRW zu demonstrieren. Waren im Sommer noch viele Fanszenen aus ganz NRW gegen das Gesetz auf der Straße gewesen, so waren sie im Dezember ziemlich allein auf weiter Flur. Dass an diesem Wochenende ein ganz normaler Spieltag anstand und unter anderem das Revierderby zwischen Dortmund und Schalke bestritten wurde, spielte in diesen Umstand natürlich hinein. Andere Fanszenen wie Mönchengladbach, Leverkusen oder Düsseldorf müssen sich aber fragen lassen, was an diesem Tag wichtiger war als der Besuch dieser Demonstration.

Mit einem soliden 3:0 Erfolg gegen Magdeburg konnte der 1. FC Köln beim Flutlichtspiel am Montagabend die Hinrunde erfolgreich abschließen. Für die Geißböcke war das der fünfte Erfolg in Serie. Ebenfalls lobend sei der Auftritt des Magdeburger Anhangs erwähnt, die am Montagabend mehr Fans mitbrachten als Wolfsburg oder Hoffenheim es an einem Samstagnachmittag je tun würde. Trotz Niederlange sollten sie es sein, die die Südkurve an diesem Abend aus dem Stadion sangen.

Bochum entführt drei Punkte aus Müngersdorf und nimmt Simon Zoller gleich mit

Als Abschluss stand bereits am Freitag darauf das erste Spiel der Rückrunde an und so empfing der effzeh, zuletzt in starker Verfassung, den VfL Bochum. Mit einem Sieg hätte man sich pünktlich vor Weihnachten die Tabellenführung zurückholen können, doch der 1. FC Köln wäre ja nicht der 1. FC Köln, wenn er über dieses Stöckchen springen würde, das man ihm hinhält. (Ironie aus) Nicht unverdient unterlag der FC einem starken VfL Bochum und konnte am Ende keine Punkte einfahren. Was sich in den Tagen vor dem Bochumspiel andeutete, wurde am 22. Dezember offiziell verkündet: Simon Zoller verlässt den 1. FC Köln und heuert in Bochum an. Zolli erhält dort einen Vertrag bis 2022. Zoller war nach dem Aufstieg 2014 vom 1. FC Kaiserslautern gekommen. Für den 1. FC Köln absolvierte er seit seinem Wechsel 91 Pflichtspiele in der Bundesliga, in der 2. Bundesliga, im DFB-Pokal und in der UEFA Europa League, in denen er insgesamt 16 Tore erzielte. Wir sagen: Danke, Zolli!

Während ich meinem letzten Jahresrückblick mit reichlich Pipi in den Augen schrieb, die ist das Gefühl der Ergebenheit nun einer gewissen pragmatischen Ernüchterung gewichen. 2018 mit dem ruhmreichen 1. FC Köln – eins ist sicher: Es bleibt spannend. Am besten fasst es einer der bekannten Fangesänge aus der Südkurve zusammen: Auf und ab und wir sind trotzdem hier – auch im kommenden Jahr.

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