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Nachspiel

Dr. Alban und Mr. Hennes

Der effzeh legt einen Fehlstart ins neue Jahr hin: Gegen glänzend organisierte Paderborner steht am Ende eine bittere 0:1-Heimpleite zu Buche.

© Rote Böcke

Es lief alles bestens. Die Tabellensituation ist komfortabel, es herrscht eine schier unglaubliche Ruhe rund um den Verein. Die Verträge mit Geschäftsführer Alexander Wehrle (bis 2017) sowie den beiden Top-Talenten Yannick Gerhardt (bis 2018) und Kevin Wimmer (bis 2019) konnten frühzeitig und langfristig verlängert werden. Der erste Neuzugang steht in Pawel Olkowski auch schon bereit. Die Vorbereitung lief entsprechend positiv – die Siege gegen Schalke 04 und Austria Wien (beides Champions-League-Teilnehmer) versprachen Großes. Wer, außer der effzeh selber, sollte den effzeh auf den Weg in die Bundesliga stoppen können?

Der SC Paderborn beispielsweise. Taktisch exzellent eingestellt machten die Ostwestfalen unseren rot-weißen Göttern das Leben enorm schwer und entführten verdient drei Zähler aus dem Müngersdorfer Stadion. Es schien wie ein schlecht geschriebenes und völlig vorhersehbares Drehbuch. Wenn die Realität die hoch fliegende Träume bremst, dann meist, wenn sie in voller Fahrt sind. Dr. Alban und Mr. Hennes – die zwei entscheidenden Gesichter einer kölschen Horrorgeschichte.

Wie sehr die Geißböcke durch das couragierte Auftreten der Gäste genervt waren, zeigte sich schon während des Spiels und entlud sich in einem heftigen Wortgefecht zwischen Kevin Wimmer und Paderborns Stürmer Elias Kachunga nach dem Abpfiff. Freunde für’s Leben werden beide sicherlich nicht mehr!

Ausgangslage

Nach dem Sieg der Kaiserslauterner gegen Verfolger Fürth hätte der effzeh die eigene Position noch deutlich komfortabler gestalten können. Sieben Punkte Vorsprung auf Rang zwei stünden bei einem Sieg zu Buche. Peter Stöger konnte dafür personell nahezu aus dem Vollen schöpfen: Patrick Helmes meldete sich nach muskulären Problemen wieder fit, auch Daniel Halfar konnte nach Rückenbeschwerden wieder mitmischen. Einzig Thomas Bröker fiel kurzfristig erkrankt aus. Die Mission Aufstieg begann also mit der Abteilung Attacke – die Speerspitze bildete das aus Funk und Fernsehen bekannte Sturmduo Helmes und Ujah.

Spielverlauf

Schon zu Beginn wurde deutlich: Das könnte das erwartete Geduldsspiel werden. Paderborn stellte die Räume geschickt zu, doppelte auf den Außen und versuchte dazu, über den schnellen Kachunga im Konterspiel zum Erfolg zu kommen. Es entwickelte sich ein an Highlights armer Abnutzungskampf auf beiden Seiten. Dem effzeh gelang dabei offensiv nahezu nichts, was den Anspruch eines Tabellenführers untermauert hätte.

© effzeh.com

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Die Ostwestfalen hatten dabei die Offensive um Helmes und Ujah vollkommen im Griff. Vielmehr waren es die Gäste, die Akzente setzen konnten. Unseren rot-weißen Göttern mangelte es in dieser Phase am Zugriff und stand sehr tief in der eigenen Hälfte. Die Ballverluste, die sich Paderborn erlaubte, wurden nicht ausreichend genutzt. Erst kurz vor der Pause gelang es dem effzeh, ein offensives Lebenszeichen zu setzen: Helmes köpfte allerdings Breckos Flanke aus zwölf Metern über den Paderborner Kasten (45. Minute).

Stöger, der schon früh die komplette Bank zum Warmmachen geschickt hatte, reagierte in der Pause: Für Yannick Gerhardt und den enttäuschenden Anthony Ujah brachte er neben Slawomir Peszko auch Bard Finne, der damit sein Debüt für den effzeh feierte. Doch kaum hatten die Zuschauer ihre Plätze wieder eingenommen, jubelte der SC Paderborn: Halfar fälschte Alban Mehas Freistoß von der linken Seite unglücklich ins eigene Tor ab (47. Minute).

© effzeh.com

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Das Spiel änderte sich durch diesen Schock allerdings erst einmal nicht: Der effzeh rannte mehr oder minder planlos gegen geschickt verteidigende Gäste an und kam kaum zu herausgespielten Torgelegenheit. Den Ausgleich hatte dann Bard Finne auf dem Fuß: Einen harmlosen Schuss von Slawomir Peszko ließ Paderborns Keeper Lukas Kruse vor die Füße des Norwegers abprallen. Der 18-Jährige scheiterte im Nachsetzen aber am Gäste-Schlussmann (58.).

Der Auftakt zu einer etwas lebhafteren Partie: Kachunga vergab allein vor Horn das 2:0 (62.),  Finne wurde fünf Minuten später beim Torabschlus gehindert. Dann fasste sich der bis dato glücklose Halfar ein Herz aus der Distanz, doch Kruse lenkte seinen Schuss an die Latte (70.). Der effzeh drückte und drängte, doch Paderborn war an diesem Tag zu clever und zu gut für unsere Jungs. Auch das Debüt von Neuzugang Kazuki Nagasawa brachte letztlich nicht den erwünschten Erfolg.

Wichtiges Detail am Rande: Sowohl Matthias Lehmann und Slawomir Peszko sahen ihre fünfte Gelbe und werden dem effzeh am kommenden Sonntag in Sandhausen fehlen. Ob Kapitän Miso Brecko, der verletzt das Feld verlassen musste, einsatzfähig sein wird, wird sich noch zeigen.

Spieler im Fokus

Marcel Risse: Der Szenenspieler der Geißböcke hatte heute seinen freien Tag. Totalausfall wäre zu hart für seine Leistung, aber sonderlich überzeugen konnte der Außenstürmer nicht. War er nicht untergetaucht, suchten seine Flanken vergeblich einen Abnehmer. Dass er nicht in der Pause heruntergenommen wurde, muss an seinen Qualitäten als Szenenspieler liegen. Nach Breckos Auswechslung als Rechtsverteidiger eingesetzt, der defensiv nicht gefordert wurde, aber offensiv auch nichts zustande brachte.

Dominic Maroh: Der Abwehrchef des effzeh wurde von Kachunga herausgefordert und mitunter an seine Leistungsgrenzen erinnert. Auch im Spielaufbau waren seine Schwächen sehr deutlich zu sehen – sowas wurde vor kurzem von einem Kommentator als Verteidiger der alten Waldhof-Mannheim-Schule bezeichnet. Dennoch: Dass es vor Timo Horn nicht allzu oft brenzlig wurde, liegt auch an ihm. Im Zweikampf war er letztlich nur selten zu überwinden.

Patrick Helmes: Komplett abgemeldet und nur mit einem Torabschluss. Dass der effzeh angesichts der Lufthoheit der Paderborner Innenverteidiger Hünemeier und Strohdiek nicht davon abkam, ihn über Hüfthohe anzuspielen, muss nicht verstanden werden. Rieb sich in diesen Zweikämpfen unnötig auf und war nicht nur deshalb kaum zu sehen.

Bard Finne: Auch wenn er den  Ball zum 1:1 versenken muss, zeigte der 18-Jährige, warum der effzeh ihn geholt hat. Quirlig, mit Zug zum Tor und vor allem: Ganz starke Laufwege. Ist eine wichtige Ergänzung des Kaders und könnte ein wichtiger Faktor in der 2. Liga werden, wenn die Mitspieler merken, dass es eher unsinnig ist, den Futzemann in Kopfballduell mit den Abwehrkanten der Gegner zu schicken.

Fazit

© effzeh.com

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War das der Schuss vor den Bug zum richtigen Zeitpunkt? Gegen ein wirklich exzellent organisiertes Team aus Paderborn fand der effzeh zu keiner Zeit zu einer spielerischen Linie. Gerade das “hoch und lang”-Gebolze nach vorne war ein Grund, weshalb unsere rot-weißen Götter (die gefühlt alle 1,52 Meter groß sind) den Erfolg nicht erzwingen konnten. Es hat sich gezeigt, dass es mit dem formtechnischen Ausfall von Leistungsträgern wie Risse, Gerhardt oder Halfar gerade in Liga zwei sehr, sehr schwer werden wird. Ein Durchmarsch, die (auch von mir) kolportierte Vorstellung von 15 Testspielen bis zur Bundesliga-Rückkehr wird sich nicht bewahrheiten. Es liegt noch jede Menge Arbeit vor dem effzeh. Aber Peter Stöger hat genau das vorhergesagt – und daher bin ich überzeugt, dass sich das nicht wiederholen wird.

1. FC Köln: Horn – Brecko (67. Nagasawa), Maroh, Wimmer, Hector – Lehmann, Gerhardt (46. Peszko) – Risse, Halfar – Helmes, Ujah (46. Finne)

SC Paderborn: Kruse – Hartherz, Hünemeier, Strohdiek, Heinloth, – Ziegler Bakalorz – Meha (90. Welker), Vrancic (79. Krösche), Wemmer – Kachunga (73. Koc)

Tore: 0:1 Meha (47.)

Gelbe Karten: Lehmann, Peszko | Vrancic

Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken)

Zuschauer: 48.100

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