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Ehrentribüne

Filmemacher Steffan über die Double-Saison: „Köln war damals eine europäische Metropole“

Der Film über das Double des 1. FC Köln in der Saison 1977/1978 wird überall gelobt – wir sprachen mit dem Macher des historischen Dokumentarfilms, dem Kölner Verleger und Filmemacher Frank Steffan.

Nach dem Pokalsieg, Blick in die Kölner Kabine, Herbert Neumann mit Pokal. (Foto ist nicht von Pfeil sondern von Carol Serbu, bislang unveröffentlicht)
Foto: Edition Steffan

effzeh.com: Beim Film spielt auch der historische Kontext eine Rolle: Schleyer-Entführung, Kölner Kneipenszene und Kunstgeschehen finden Erwähnung. Warum war dir diese Dimension im Fußball-Film so wichtig?

Frank Steffan: Ich glaube zu wissen, dass der effzeh ein Abbild der Stadt ist und die Stadt wiederum ein Abbild des effzeh. Zu dem Zeitpunkt hat die Stadt Köln weltweit, also nicht nur in Deutschland, eine große Rolle gespielt. Neben New York war Köln die Kunstmetropole schlechthin, das ist nur noch den wenigsten Kölnern bewusst. Es war mir wichtig, diese Tatsache zu dokumentieren. Die wechselseitige Beeinflussung von Verein und Stadt konnten wir an den Beispielen im Film sehr gut und vor allem auch unterhaltsam aufzeigen. Zumal auch einige FC-Spieler damals mit der Kunstszene zu tun hatten: Harald Konopka hat Andy Warhol bei sich zu Hause zu Besuch gehabt, das muss man sich mal überlegen!

Wie der Däne Preben Elkjær Larsen seine Zeit beim effzeh erlebte und wie der junge Spieler mit Hennes Weisweiler auskam, seht ihr in diesem Trailer.

Das Derby gegen Gladbach und das Saison-Finale als Highlights

effzeh.com: Was ist denn dein Lieblingsmoment der Saison 1977/78?

Frank Steffan: Da gibt es mehrere Momente, die ich heute als „Turnaround“ bezeichnen würde, ohne die der außergewöhnliche Erfolg nicht möglich gewesen wäre. Zum einen definitiv das Derbyhinspiel im Oktober in Gladbach, als der effzeh im Vorfeld fast Hennes Weisweiler rausgeschmissen hätte. Hätte man auf dem Bökelberg verloren, wäre Weisweiler sicher nicht Double-Trainer geworden – sondern hätte stattdessen seine Papiere bekommen. Das war ein ganz wichtiges Schlüsselspiel, leider kann ich mich nicht mehr richtig erinnern, wie ich das damals erlebt habe. Ich war nicht im Stadion, das weiß ich. Ebenso wichtig war das Rückspiel, in dem Heinz Flohe den wichtigen Ausgleich zum 1:1 schoss, ohne den der effzeh niemals Meister geworden wäre.

>>> Fotogalerie: Die besten Bilder der Double-Saison des 1. FC Köln

Dann war da noch dieses unfassbare Saison-Finale, an das ich mich wirklich noch sehr gut erinnern kann. Ich hing am Radio und war trotzdem völlig ruhig. Ich hatte keinerlei Bedenken, dass sie das nicht schaffen würden. Die Person Weisweiler gab mir so viel Sicherheit, dass ich wusste, dass das nicht schiefgehen kann. Das gleiche Gefühl hatte ich vorher schon beim Pokalfinale gegen Düsseldorf gehabt. Da war ich live dabei und habe natürlich auch gesehen, dass die Düsseldorfer wesentlich besser waren. Die hatten die hochkarätigsten Möglichkeiten, trotzdem war ich auch dabei völlig ruhig. Ich war zu diesem Zeitpunkt immer davon überzeugt, dass das Double für den effzeh möglich und realistisch ist.

Double-Film wird im Bundestag und beim 11mm-Filmfestival in Berlin gezeigt

effzeh.com: Wenn du so ein gutes Bauchgefühl hast, was sagst du denn zum jetzigen Zustand des effzeh – schaffen wir den Klassenerhalt noch?

Frank Steffan: Ich halte das nicht für unmöglich! Wenn es nicht klappen sollte, dann liegt es gegebenenfalls auch daran, dass ein Typ wie Vincent Koziello nicht früher eingesetzt wurde. Als dieser Neuzugang verkündet wurde, bin ich sogar extra mal zum Training ans Geißbockheim gefahren, um ihn mir anzuschauen. Wenn ich höre, dass so einer mit 22 Jahren in der ersten französischen Liga im zentralen Mittelfeld einen Stammplatz hatte, dann kann das keine Flasche sein. Koziello ist endlich einer, der in der Lage ist, einen Pass im Mittelfeld zu spielen: Das fehlt dem effzeh schon seit so vielen Jahren, auch vor Stöger und Co. war das so. Mein Eindruck ist, dass er enorm gut mit dem Ball umgehen kann und blitzschnell in der Annahme und Verarbeitung des Balls ist und zudem absolut passgenau. Ich denke, dass ein solcher Spieler bislang extrem gefehlt hat.

effzeh.com: Amen! Was steht bei Dir in den kommenden Wochen so an?

Frank Steffan: Der März wird spannend. Am 22. März wird der Double-Film im Deutschen Bundestag aufgeführt! Ernsthaft! Der CDU-Abgeordnete Michael Brand ist totaler FC-Fan und hat das initiiert. Zusammen mit Karl-Heinz Thielen werde ich nach Berlin fahren und mit den Leuten im Bundestag reden. Zwei Tage später, am 24. März, sind wir mit dem Double-Film beim 11mm-Filmfestival im Babylon Kino in Berlin. Wir werden sogar am besten Tag um 17.30 Uhr im Hauptsaal gezeigt. Karl-Heinz Thielen ist auch dabei. Wir werden mit dem Publikum nach der Vorführung sprechen. Alle FC-Fans, die in der Hauptstadt sind, können vorbeikommen und anschließend für den Film abstimmen. Wir waren ja schon vor zwei Jahren mit dem Flohe-Film an gleicher Stelle erfolgreich. Also, kommt alle vorbei und stimmt für unseren Double-Film.

>> Fotogalerie: Die besten Bilder der Double-Saison des 1. FC Köln

Anmerkung der Redaktion: Der Text ist aus unserem Archiv. Das Interview stammt von März 2018 und der erneute Abstieg aus der 1. Fußballbundesliga stand somit noch nicht fest. 

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