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Ehrentribüne

Filmemacher Steffan über die Double-Saison: „Köln war damals eine europäische Metropole“

Der Film über das Double des 1. FC Köln in der Saison 1977/1978 wird überall gelobt – wir sprachen mit dem Macher des historischen Dokumentarfilms, dem Kölner Verleger und Filmemacher Frank Steffan.

Nach dem Pokalsieg, Blick in die Kölner Kabine, Herbert Neumann mit Pokal. (Foto ist nicht von Pfeil sondern von Carol Serbu, bislang unveröffentlicht)
Foto: Edition Steffan

Der Double-Film als Dokumentation der damaligen Zeit

effzeh.com: Wusste der Verein von deinem Projekt, gab es eine Zusammenarbeit in irgendeiner Form?

Frank Steffan: Der Verein wusste rein informell Bescheid, aber eine Kooperation bestand nicht, geschweige denn, dass der Verein uns in irgendeiner Form bei der Produktion materiell unterstützt hätte. Heute vertreibt der Verein die Produkte in den Fanshops, was gut ist. Beim Flohe-Projekt war das auch schon so. In den Zeiten, als Klaus Hartmann Präsident des Vereins war, gab es engere Verbindungen. Damals, pünktlich zum 50. Jubiläum des Vereins, ist auch der allererste Film über den effzeh entstanden, „FC – Der Film“. Ich mache dieses Verhalten dem Verein nicht zum Vorwurf. Das ist halt ihre Sicht der Dinge, wobei ich auch sagen muss, dass es in letzter Zeit wieder etwas enger geworden ist.

>>> Fotogalerie: Die besten Bilder der Double-Saison des 1. FC Köln

effzeh.com: Schade, dabei würden ja Verein als auch das aktuelle Präsidium gut daran tun, mal positive Dinge zu betonen, oder?

Frank Steffan: Das ist ja immer zweischneidig. Ich verstehe, dass man sich nicht für Erfolge, die 40 Jahre zurückliegen, abfeiern möchte, wenn man gerade kurz vor dem nächsten Abstieg steht. Aber bei dem Double-Film geht es nicht darum, dieses Saison oder diese Mannschaft in den Himmel zu jubeln, sondern wir haben die Saison schlicht dokumentiert und uns dabei auf die Fakten bezogen. Am Ende kommt dann ein Bild zustande, kein bunter Werbefilm – allerdings mit einem hohen Unterhaltungswert! Man kann auch herzhaft lachen.

effzeh.com: Das Buch fokussiert sich auf das Sportliche. Der Kader wird analysiert, Spielberichte, am Ende sind Ergebnisse und Tabellen eines jeden Spieltages aufgeführt. Auch um Persönlichkeiten innerhalb der Mannschaft und beim Trainerteam werden angesprochen. Trainer wie Hennes Weisweiler, Spieler wie Heinz Flohe und Toni Schumacher. Kann man das mit heute vergleichen?

Frank Steffan: Nein, das geht nicht. Eine Person wie Hennes Weisweiler ist nicht vergleichbar. Viele Facetten seiner Art, wie er gewirkt hat und wie dominierend er mit den Spielern umgegangen ist, würden heute so nicht mehr klargehen. Das Fußball-Business hat sich seitdem radikal verändert. Weisweiler führte ein absolut autoritäres Regime, das wäre heute nicht mehr machbar. Spieler von heute sind auch ganz andere Typen, die sich anders entziehen könnten. Es ist einfach eine andere Zeit. Heute muss jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden, wenn einem das Wort „Arschloch“ herausrutscht, sollte man sich tunlichst entschuldigen, denn sonst bricht der Shitstorm los.

“Toni Schumacher war ein wahnsinnig wichtiger Spieler”

effzeh.com: Also ist das Business heute glattgebügelter?

Frank Steffan: Ja, total glatt gebügelt. Es gibt heute Verhaltensweisen, die eingehalten werden müssen, weil es die Political Correctness so will, die gab es damals so nicht. Was man aber vergisst: Weisweiler war tatsächlich auch ein echter Fußball-Intellektueller, der sehr weit nach vorne gedacht hat. Er hat damals schon Dinge getan, auf die andere niemals gekommen wären. Von dieser Innovation und Weitsicht, hat der effzeh noch viele Jahre gezehrt.

effzeh.com: Eine personelle Klammer zwischen den Jahren 1977/78 und heute wäre ja Toni Schumacher.

Frank Steffan: Ja, absolut. Toni war damals ein wahnsinnig wichtiger Spieler für die Mannschaft. 1977/78 erfolgte der Startschuss für die spätere Dominanz des Toni Schumacher. Bevor er mit der Mannschaft das Double holte und Titel gewann, war er beim effzeh ja auf dem Abstellgleis gelandet. Zumindest war Hennes Weisweiler nicht von ihm überzeugt. Deshalb setzten die Bosse auf einen neuen Torhüter. Man verpflichtete Norbert Nigbur. Nur durch einen Zufall – und zwar weil besagter Norbert Nigbur sich mit Präsident Weiland zerstritt –  wurde der bereits als perfekt vermeldete Kauf annulliert und Schumacher erhielt eine neue Chance zwischen den Pfosten des effzeh-Tores. Also blieb Schumacher beim 1. FC Köln und fühlte sich durch den Fast-Verkauf so dermaßen an der Ehre gepackt, dass er wie ein Wahnsinniger trainierte – was ihn letztendlich zu einem Weltklassetortüter machte. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass man mit viel Training und Willenskraft Außergewöhnliches erreichen kann. Schumacher hat das alles bis zum Exzess durchgezogen. Er sollte noch jahrelang die dominierende Gestalt im Mannschaftsgefüge sein.

Auf der nächsten Seite: Über die Entstehungsgeschichte des Films.

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