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Nachspiel

Der neue Angstgegner

Die Schalker hatten vor dem Spiel große Hoffnung einen neuen Rekord aufzubauen. Doch dann kam der effzeh und ein neuer Angstgegner ward geboren. Das Nachspiel.

Foto: privat
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Am Sonntagnachmittag eröffnete der effzeh bei Schalke 04 im „Westduell“ den Super-Sunday. Und das Spiel machte dem aus England importierten Begriff alle Ehre. Peter Stöger stellte seine Mannen perfekt auf den Gegner ein und diese kontern die Schalker nach Strich und Faden aus. Unser Nachspiel.

Mit sechs Siegen in Folge erwarteten die Schalker “Knappen” den effzeh und wollten mit einer erneuten Glanzleistung einen neuen Vereinsrekord aufstellen. Seit dem Weggang von Julian Draxler läuft das Schalker Spiel wie ein Uhrwerk, bei dem vor allem die Defensive wenig bis gar nichts zulässt. Andre Breitenreiter konnte also vor dem Spiel stolz auf seine Mannschaft sein, warnte aber vor dem starken Gegner aus Köln, der seiner Meinung nach „eine unglaublich gute Entwicklung“ in den letzten Jahren nahm.

Die Wahrnehmung hier in der Domstadt ist wie immer ein bisschen anders. Seit der Niederlage gegen die Hertha und dem Unentschieden gegen Ingolstadt sind unter den Fans negative Stimmen lautgeworden. Man spricht von mangelhaftem Spiel nach borne, von „immer dem gleichen System mit Bällen aus dem Halbfeld auf Modeste“ und so weiter und so fort. Und das alles, obwohl der effzeh mit elf Punkten aus sieben Spielen einen phänomenalen Saisonstart hinlegte, der zuletzt unter Peter Neururer anno 96/97 gelang. Daher bliesen die Klub-Verantwortlichen auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit in ein anderes Horn als einige Fans. Nach dem Spiel auf Schalke weiß man, wer Recht hatte. Denn „am Ende kackt die Ente“ – und das ist aus heutiger Sicht erstmal die Partie beim West-Rivlaen.

Pure Konzentration

Und in dieser war zunächst erstmal alles wie gewohnt – zumindest, was die Aufstellung angeht. Pawel Olkowski war wieder zurück auf seiner angestammten Position als Rechtsverteidiger, wodurch Marcel Risse in die Offensive zurückkehrte und Zoller zunächst auf der Bank Platz nehmen musste. Das Ganze mit Gerhardt und Lehmann auf der Doppel-Sechs im gewohnten 4-2-3-1 mit Modeste als einziger Spitze. So weit, so gewöhnlich. Was der effzeh dann aber auf dem Platz zeigte, hob sich deutlich von den bisherigen Spielen ab. Denn man blieb immer hoch konzentriert, überließ den Schalkern das Spiel, stellte die Räume dicht, sodass den Schalkern nichts anderes übrig blieb als das Spiel über ihre Innenverteidiger Joel Matip und Roman Neustädter aufzuziehen. Und dass so ein simpler taktischer Schachzug schon die halbe Miete ist, konnte jeder Zuschauer schon in den ersten paar Minuten wunderbar beobachten.

Den Schalkern fiel einfach nichts ein, weshalb immer wieder lange Bälle von Neustädter in den Tiefen der Kölner Abwehr verschwanden. Der effzeh reagierte darauf immer wieder mit starken Umschaltbewegungen und kam mehrfach zu guten Chancen (Gerhardt, 2 x Modeste). Kurz vor der Halbzeit konnten die Kölner die starke Leistung dann auch auf die Anzeigetafel bringen: Dominqiue Heintz’ Befreiungsschlag entlang der linken Außenbahn landete bei Leonardo Bittencourt, der blitzschnell schaltet und Modeste am rechten Sechzehner-Eck bedient. Der Franzose lässt einmal abtropfen und schiebt durch die Beine von Fährmann ein. 1:0 und ein ganzes Stadion im Schockzustand: Herrlich!

Nach dem Seitenwechsel zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Schalker haben wieder mehr Ballbesitz, können diesen aber nicht in Zählbares ummünzen. Der effzeh hingegen spielt den Stiefel runter wie eine Spitzenmannschaft. Nach einem wunderbaren Konter über die rechte Seite tankt sich Olkowski durch, schiebt auf Gerhardt, der mit einer Körpertäuschung zwei Abwehrspieler ins Leere laufen lässt und eiskalt links unten einschiebt. Ein halbes Traumtor! Nachdem Stöger mit Vogt, Zoller und Maroh (!) richtig Beton anrührte, reichte eine Szene um das Spiel endgültig zu entscheiden: Das “Phantom mit der Maske” alias Kevin Vogt nimmt den Ball an der Mittellinie und rennt einfach drauf los. Dadurch zieht er drei Abwehrspieler auf sich und hat noch die Übersicht, um den völlig freien Zoller zu bedienen. Der Stürmer schiebt eine Minute nach seiner Einwechslung mit seinem zweiten Ballkontakt eiskalt ein. 3:0. Die Schalker Zuschauer gehen ab der 84. Minute nach Hause, um dem Spieltagsstau auf der A2 weitestgehend zu entkommen und ganz Köln feiert. Zu Recht.

Das fiel auf

  • Der effzeh kann zwei sehr dynamische Systeme spielen. Stöger spricht immer von der Frage: „Ob wir selber aktiv werden können.“ Mit anderen Worten: Der effzeh-Coach setzt zwar ein System an und sagt, wie er spielen lassen will. Aber er überlässt den Spielern offenbar die Freiheit auf die Spielart der Gegner zu reagieren. Lässt der Gegner den Ball gut durch die eigenen Reihen laufen? Dann muss man sich etwas hinten rein stellen und auf seine Chance warten. Auf den schlecht gespielten Ball, auf den gewonnenen Zweikampf. Ab dann heißt es: Wir übernehmen die Kontrolle und versuchen mit wenigen Stationen eine Überzahlsituation in der gegnerischen Hälfte zu generieren. Auf gut deutsch: Wir kontern. Gerade dieses Spielsystem hat den effzeh letzte Saison zu einem unglaublich unangenehmen Gegner gemacht und gegen Schalke spielten sie das an der Grenze zur Perfektion.
  • Der effzeh darf sich wohl endlich wieder Angstgegner nennen! Seitdem die Kölner wieder in der ersten Liga spielen, setzte es ausnahmslos Siege gegen die Schalker. Die Bilanz: Drei Spiele, drei Siege, 7:1 Tore. Und das gegen einen aktuellen Europa-League-Teilnehmer. Chapeau effzeh!
  • Man of the match: Auch wenn die Mannschaft wirklich als Kollektiv überzeugt hat, stach einer ganz besonders heraus. Yannick Gerhardt zeigte eine unglaublich abgeklärte Leistung und krönte diese mit seinem herausragenden Tor zum 2:0. Überdies zeichnete er in der ersten Halbzeit verantwortlich, dass die Schalker ihre Angriffe über Neustädter aufziehen mussten, der gelinde gesagt etwas an seinen Passfähigkeiten arbeiten sollte. Hierzu lief Gerhardt stets Joel Matip an, sobald dieser ab der Mittellinie in Ballbesitz kam. Ein System, das voll aufging. Nach Bittencourts Auswechslung rückte Gerhardt auf die linke Außenbahn und spielte auch dort souverän und abgeklärt weiter

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