Eine Nacht später wirkt es immer noch irreal. Haben wir wirklich den amtierenden Vizemeister geschlagen? Haben wir wirklich über den Kampf ins Spiel gefunden? Haben wirklich alle Neuzugänge vollendes überzeugt? Haben wir wirklich der Liga gezeigt, dass wir wieder da sind? Döpdödödöpp. Vergeblich suche ich nach dem Aufstehen die Spuren für meinen persönlichen Hangover. Keine leeren Bierdosen, keine zerbrochene Brille, keine Fotos von halbnackten Frauen und mir. Die einzige Frage, die bleibt: wie kriege ich Hennes aus meinem Badezimmer raus und zurück in den Zoo?
Ausgangslage
Das Duell mit dem Nachbarn in der Tabellenregion, in der sich der effzeh selber sieht. Leider sieht sich der Gegner nicht in dieser Region. Eigentlich sieht den Gegner niemand auf Augenhöhe mit dem effzeh. Eher schaut der effzeh dem Gegner auf den Hosenbund. Borussia Dortmund hat mit vielen Verletzungssorgen zu kämpfen und die Spieler, die von der WM zurückkamen stecken auch noch etwas in der Krise. So findet sich der amtierende Vizemeister in den unteren Tabellenregionen wieder. Und eigentlich ist es nur eine Frage der Zeit bis er da wieder rauskommt. Was käme da gelegener als eine Länderspielpause, in der man frische Kräfte sammeln kan, um danach bei einem Aufsteiger anzutreten. Für den effzeh sieht es also aus, als sei dies der falsche Gegner zur falschen Zeit.
Personal
Der Kölner Kader steht voll im Saft. Lediglich der langzeitverletzte Helmes steht nicht zur Verfügung und Dominic Maroh meldet sich grippekrank. Der Verteidiger ist aber im Stadion zugegen, um die Mannschaft moralisch zu unterstützen. Mehr oder weniger überraschend findet sich Pawel Olkowski zum zweiten Mal in Folge auf der Rechtsverteidigerposition wieder. Miso Brecko muss wieder auf der Bank Platz nehmen. Für Maroh rückt Mergim Mavraj in die Innenverteidigung. Die beiden Sechser scheinen gesetzt: Lehmann und Vogt. Die variabelste Abteilung bleibt die Offensive. Heute darf Dusan Svento von Beginn an ran. Neben ihm dürfen Halfar und Risse ihr Glück versuchen, die Sturmspitze bekleidet Simon Zoller.
Bei Borussia Dortmund sind einige Spieler nach diversen Verletzungen noch nicht ganz fit. Zudem verletzt sich Durm beim Warmmachen, für ihn rückt Marco Reus in die Startelf. Ein nicht ganz positionsbezogener Wechsel. Nimmt Kloppo den effzeh so ernst, dass er zu solchen taktischen Mitteln greift?
Spielverlauf
Der BVB legt gleich los wie die Feuerwehr. Die ersten zwanzig Minuten gehören eindeutig den Gästen, der effzeh läuft hauptsächlich hinterher. Für die Geißböcke springen ein paar Halbchancen raus, die Borussen verpassen hingegen zwei mal ganz knapp. Eine sehr gute Chance lässt Lehmann in der 31. Minute liegen als er etas überhastet nach einer flachen Flanke an der Strafraumgrenze abzieht. Aber der effzeh ist jetzt besser im Spiel, bei den Schwarzgelben schleichen sich die ersten Fehler ein. In der 41. Minute wird Weidenfeller ein ungenauer Befreiungsschlag zum Verhängnis. Seine Vorderleute sind nicht sonderlich sortiert, der effzeh ist in dem Moment in persona von Wimmer, Vogt und Risse heißer auf den Ball. Letztendlich legt Risse den Ball mit dem Kopf exakt in den Lauf von Vogt, der sich Weidenfeller ausguckt und rechts hablflach ins Tor einschiebt. Der BVB macht noch mal fünf Minuten Druck, der Pausenpfiff ist eine erste leichte Erlösung.
Eigentlich wollte ich mich ja, wie gegen die Bayern, zurücklehnen und eine sorgenfreie verdiente Niederlage “genießen”, ohne Aufregung und jeglichen Stress. Jetzt ist mein Blutdruck auf 195/99 und ich hoffe, dass wir das 1:0 irgendwie über die Zeit retten können. Nix zurücklehnen.
Offensichtlich immer noch angestachelt vom Führungstreffer der Kölner pressen die Gäste aggressiv und sehr weit vorne. Das führt sehr schnell, zu schnell zum Erfolg. Nicht ganz wach kommt der effzeh offensichtlich aus der Kabine. Letztendlich nimmt man die Einladung der Dortmunder auf deren linke Seite an, wo aber dann die Falle zuschnappt. Diesmal sind Reus und Immobile ballgeiler und spielen im doppelten Doppelpass die restlichen Abwehrspieler des effzeh aus. Immobile legt den Ball letztendlich souverän an Horn vorbei im Gehäude ab. Die Fehler bleiben auf beiden Seiten, dadurch ergeben sich immer wieder brenzlige Situationen. Die beste Chance vergibt Simon Zoller, der nach einer Flanke von Jonas Hector mit dem Außenrist im Fallen den Ball knapp am linken Pfosten vorbeischießt. Aber auch der BVB hat gute Chancen, Mkhitaryan mit einem flachen Fernschuss und Sokrates mit einem Kopfball verpassen das Tor nur knapp. Der Siegtreffer des effzeh resultiert dann wieder aus einer Fehlerkette der Dortmunder. Vermutlich hat selbst Simon Zoller nicht genau gesehen, wie der Ball zu ihm kam. Auf jeden Fall werden sich zwei Abwehrspieler und Roman Weidenfeller nicht einig, so dass der Ball durch sie hindurchsegelt und Zoller das leere Tor vor sich hat. Dem ersten Saisontreffer des Stürmers steht somit nichts mehr im Wege. Der BVB hat noch 20 Minuten Zeit (inkl. Nachspielzeit) zu drücken und tut das auch. Etwas Zählbares springt aber nicht mehr raus.
Spieler im Fokus
Pawel Olkowski: die zweite bärenstarke Partie in Folge, offensichtlich hat der Pole seinen Konkurrenten auf dieser Position, Miso Brecko, hinter sich gelassen
Kevin Vogt: ein weiterer Neuzugang, der sich festgespielt hat und das zurecht, Vogt besticht duch seinen Kampfgeist, seine Übersicht und den “Instinkt” für gefährliche Räume, die Leichtsinnsfehler vom Anfang der Saison werden immer weniger
Simon Zoller: ist der Knoten jetzt geplatzt? Nach wie vor merkt man ihm im Spiel den Druck an, unter den er sich selbst setzt. Vielleicht kann er nach seinem ersten Tor etwas befreiter aufspielen
Fazit
Döppdödödöpp, wir sind wieder da. Und wir können mithalten. Was die beiden Niederlagen in Hannover und Frankfurt schon zeigten, spiegelt sich jetzt auch mal in Punkten wieder. Während der effzeh bei den beiden Auswärtspartien die bessere Mannschaft war, war das Spiel gegen Dortmund wesentlich ausgeglichener. Vielleicht sogar mit etwas mehr Spielanteilen auf Seiten der Gäste. Aber letztendlich sind diesmal drei Punkte herausgekommen. Die Mannschaft hat es geschafft über den Kampf ins Spiel zu kommen und die Chancen, die sich ihnen boten, genutzt. Auch der Treffer zum Ausgleich lässt das Spiel nicht kippen. Um dem bisherigen Saisonverlauf die Krone aufzusetzen, passen fast alle Neuzugänge wie der Deckel auf den Topf.
Stimmen zumSpiel
Peter Stöger: Wir sind sehr glücklich über den Sieg, das ist eine Riesenüberraschung. Dass Dortmund mehr Ballbesitz hatte, ist nicht überraschend. Von der Qualität muss man auch damit rechnen, dass sie in der zweiten Halbzeit das Spiel innerhalb von 10 Minuten drehen. Wir haben versucht, couragiert aufzutreten und die Fehler auszunutzen. Die Laufleistung und die Arbeit muss dafür außergewöhnlich sein. Der Sieg ist wichtig für uns, weil wir gefühlt haben, dass wir uns in eine positive Richtung bewegen. Das ist ohne Erfolge natürlich schwerer nachzuvollziehen. Wichtig ist auch die Erkenntnis, wenn alles passt, Fehler des Gegners, eigene Kaltschnäuzigkeit, großartige kämpferische und läuferische Leistung, dass es dann möglich ist solche Spiele zu gewinnen. Gratulation an die Jungs.
Kevin Vogt: Ist natürlich schön, dass wir zu Hause mal einen Dreier landen können. Wir haben den Schwung der letzten Wochen mitgenommen. Als Cello (Risse, Anm. d Red.) den Ball auf mich durchsteckte wusste ich was zu tun war, weil die Dortmunder die ganze Zeit sehr hoch standen. Dann hieß es cool bleiben. Da bin ich jetzt sehr froh, dass es so geklappt hat. Es war genau so gewollt, kurz verzögert, bis er sich entscheiden hat und dann reingelegt. Das eintausendfünfhundertste Heimspieltor des effzeh? Ist nicht primär wichtig für mich, nehme ich aber gerne mit. Die Entstehung des Gegentors war ärgerlich, aber der Schlag hat nicht sehr tief gesessen. Wir haben Moral bewiesen. Das Trainerteam hat uns wieder mal gut eingestellt, wir wussten genau wo Dortmund verwundbar war. Es hat genau in unseren Plan gepasst und haben hinten sehr souverän gestanden. In Bremen brauchen wir uns nicht zu verstecken und werden auch dort hoffentlich etwas mitnehmen.
Simon Zoller: Drei Punkte, zu Hause getroffen, endlich haben wir uns für den Aufwand belohnt, den wir betrieben haben. Das Spiel war sehr intensiv. Es zeichnet uns als Mannschaft aus, dass jeder für den anderen läuft. Es tut einfach gut, dass der 3-Millionen-Rucksack heute vor der Kurve abgefallen ist (lacht), nein, Spaß beiseite, es macht einfach Spaß ein Teil dieser Mannschaft zu sein. Das Tor gibt mir selbst hoffentlich jetzt etwas Sicherheit. Aber letztendlich ist es überragend, dass es uns zum Sieg verholfen hat. Unglaublich geil unsere Fans. Bei jedem Heimspiel solch eine Stimmung.
Mergim Mavraj: Jeder konnte damit rechnen, dass es ein hartes Stück Arbeit wird. Man muss jede Sekunde auf der Hut sein, darf sich keine Fehler erlauben und muss die wenigen Chancen , die sich einem bieten, nutzen. Das haben wir sehr gut umgesetzt, auch nach dem Ausgleich und mit der Unterstützung der Fans. Mein Fazit? Drei Punkte gegen den BVB, egal ob Mavraj gespielt hat oder nicht. Natürlich freut man sich spielen zu dürfen, vor allem im Heimpspiel vor dieser Kulisse. Ich habe bisher noch bei keinem Verein gespielt, bei dem die Unterstützung durch die Fans so stark ist wie hier. Jetzt fahren wir mit einer breiten Brust nach Bremen. Aber auch die nächsten Spiele können kommen, wir sind gewappnet. Wir haben gezeigt dass wir es können und das gegen eine sehr, sehr starke Mannschaft.
effzeh: Horn – Olkowski , Mavraj , Wimmer , Hector – Vogt , M. Lehmann – D. Halfar (64. Osako) , Svento (57. Peszko) , Risse – Zoller (76. Matuschyk)
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Piszczek , Sokratis , Hummels , Durm – Gündogan (90. Subotic), Kehl – H. Mkhitaryan (68. Aubameyang), Kagawa , Großkreutz , Reus – Immobile (76. Ramos)
Tore: 1:0 Vogt (40.), 1:1 Immobile (48.), 2:1 Zoller (74.)
Gelbe Karten: Mkhitaryan (25.), Hummels (33.), Sokratis (72.), Lehmann (78.)
Schiedsrichter: Marco Fritz
Zuschauer: 50. 000