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“Der effzeh hat die Klasse”

Abstiegskampf oder Überraschungsteam? Wir fragen, Experten antworten. Der dritte und letzte Teil – unter anderem mit Sport1-Kommentator Markus Höhner.

© effzeh.com
© Constantin Eckner

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Constantin Eckner, Autor bei spielverlagerung.de

Der Kader des 1. FC Köln wirkt außerordentlich stimmig. Peter Stöger setzt weiter auf bewährte und teils hochtalentierte Kräfte. Die Mannschaft ist extrem ausgeglichen besetzt, was beispielsweise in der Innenverteidigung oder auf der Doppelsechs deutlich wird. Stöger hat keine erste Elf und auf der Bank nur noch Füllmaterial.

Dies kann in einem kräftezehrenden Abstiegskampf, wo es auch nicht immer nach Plan läuft und man Durststrecken erleben wird, von Vorteil sein. Lediglich der Ausfall von Patrick Helmes bereitet wohl wirklich Sorgen, weil man ihn nicht eins zu eins ersetzen kann. Anthony Ujah und Neuzugang Simon Zoller werden in der ersten Bundesliga zu kämpfen haben.

Dafür macht in meinen Augen Yūya Ōsako einen starken Eindruck. Er steht wie Daniel Halfar für die von Stöger geforderte Variabilität. Vor der Viererabwehrkette hat der Trainer zahlreiche Möglichkeiten: Er kann mit zwei Spitzen auf einer Höhe agieren lassen, die sehr steil angespielt werden und gegen den Ball einen leitenden halbtiefen Pressingblock schaffen. Oder aber Stöger setzt vielleicht in manchen Partien Halfar auf der Zehnerposition ein, wodurch die Mannschaft verstärkt auf Lücken in Zwischenlinienräumen fokussiert. Auch Ōsako kann im Zentrum vertikal pendeln und dadurch notwendige Verbindungen schaffen.

In jedem Fall wird es auf kluge Pressingphasen kombiniert mit dynamischen Umschaltaktionen ankommen. Der FC wird in den wenigsten Partien dominieren. Doch bereits in der letzten Saison gab es starke Auftritte mit geringem Ballbesitzanteil. Ich erinnere mich beispielsweise an ein 4:0 gegen Union Berlin in der Hinrunde. Allerdings sind die Erstligamannschaften in der Regel pressingresistenter, Fallen zur Balleroberung schnappen schwerer zu und Pressingwellen werden häufiger umspielt.

Deshalb liegt es an Stöger, die Mannschaft weiterzuentwickeln. Ich traue das dem Österreicher zusammen mit seinem in puncto Gegneranalyse versierten Assistenten Manfred Schmidt auf jeden Fall zu. Die beiden bewiesen auch beim Meistertitel mit der Wiener Austria vor zwei Jahren, dass sie kollektivtaktisch extrem intelligente, anpassungsfähige Pressingsysteme und gleichzeitig einen gut strukturierten eigenen Aufbau spielen lassen können, wenngleich die Situation in der österreichischen Bundesliga natürlich eine andere war.

Ich glaube, dass in der eigenen Spielgestaltung beim FC noch das größte Manko zu finden ist. Bei Duellen gegen direkte Abstiegskonkurrenten könnten sich die Gegner diese Schwäche zunutze machen. Aber besonders die Zentrale mit Matthias Lehmann oder Yannick Gerhardt hat das Potenzial für ansprechendes Ballbesitzspiel. Zudem fiel eine gewisse Asymmetrie auf, da Halfars linke Seite beziehungsweise linker Halbraum häufig für Kombinationsspiel überladen wurde, während rechts vor allem Marcel Risse Freiräume für seine Antritte hatte. Wenn sich diese Asymmetrien immer wieder verändern, wird es für den Gegner schwieriger ausrechenbar.

Fazit: Zuletzt wurde immer wieder die Ruhe im Verein und rund um die Profimannschaft gelobt. Geduld werden Fans und Verantwortliche in dieser Saison zeigen müssen. Der FC kann auch 2015/16 im Oberhaus spielen, aber in dieser Saison wird auf so manchen starken Auftritt Magerkost folgen. Gibt man dem Team die notwendige Zeit zur Weiterentwicklung und stoßen die Verletzten zur Mannschaft, kann es eine für die aktuellen Ansprüche erfolgreiche Spielzeit werden.

Lest auf der nächsten Seite, was Thomas Werner über die kommende effzeh-Spielzeit denkt.

 

 

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