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Vorspiel

Der 1. FC Köln vor dem Heimspiel gegen Wolfsburg: 180 Minuten bis zur Ewigkeit

Am Samstag um 15:30 beginnen die letzten 180 Minuten dieser Fußballsaison für den 1. FC Köln. In der Domstadt träumt jeder vom ganz großen Wurf. Doch dazu muss erst einmal der VfL Wolfsburg aus dem Weg geräumt werden.

Foto: Thomas Eisenhuth/Getty Images

Mehr als sechs Millionen Menschen sahen am gestrigen Donnerstag an den heimischen TV-Geräten den Einzug der Frankfurter Eintracht ins Finale der Europa League. Zuvor machten die Fans der SGE bereits von sich reden, als sie mit ca. 30.000 Fans im Camp Nou aufschlugen und dabei den ruhmreichen FC Barcelona so in seinen Grundfesten erschütterten, dass dieser seine Kartenpolitik nachhaltig verändern musste.

Vermutlich waren unter jenen sechs Millionen RTL-Zuschauenden nicht wenige FC-Fans, die genau ein Gedanke nicht mehr losgelassen hat: Da will ich auch hin! Nun, vielleicht nicht zwingend in ein europäisches Halbfinale, das wäre womöglich noch etwas zu vermessen. Der Sehnsuchtsort ist viel kleiner und doch so unendlich viel größer zugleich: Europa. Erste Runde Bukarest, zweite Runde Rom.

Was aber in 29 von 30 der vergangenen Jahren wie eine wilde Fieberphantasie chronisch größenwahnsinniger FC-Fans klang, ist an diesem 33. Spieltag zum Greife nah. Schon ein Punkt gegen bereits gerettete Wolfsburger würde reichen, um mindestens Platz 7 festzuzurren. Bei einem Sieg würde man mindestens die Nacht sogar auf Platz 5 verbringen und könnte von Telefonaten aus Kopenhagen träumen. Alles was dem im Weg steht ist ein völlig unter den Erwartungen spielender VfL Wolfsburg – übrigens ein Verein, der in den vergangen 10 Jahren mehr Millionen in seine Mannschaft investiert hat als ein Real Madrid. Satte 190 Mio. waren den VW-Städtern ihre Mannschaft netto in dieser Zeit wert. Die Vorzeichen wäre also eigentlich deutlich auf Seiten der „Wölfe“ – und doch ist es der FC, der von Europa träumen darf, während man auf Seiten der Niedersachsen froh sein muss, nicht mehr in akute Abstiegsnot geraten zu sein.

Özcan dürfte in die Startaufstellung zurückkehren

Normalerweise würden wir an dieser Stelle jetzt auf den VfL gucken, wer voraussichtlich spielen wird, welche Spieler fehlen werden, welche Taktik sich Trainer Florian Kohfeldt ausdenken könnte. Doch tatsächlich ist das für die letzten beiden Spiele völlig egal. Selbst wenn in irgendeinem VW-Werk eine Klonmaschine gefunden wird und Wolfsburg mit zehn Max Kruses aufläuft oder „FloKo“ eine bessere A-Jugend ins Rennen schickt, darf das den 1. FC Köln nicht interessieren. Man ist am Geißbockheim sehr gut beraten, nur auf sich selbst zu gucken und an die phantastischen Leistungen seit der 60. Minute gegen Mainz anzuknüpfen. Noch ein Punkt bis Europa, egal wer da im Weg steht. Lediglich dem schwerer verletzten Sebastiaan Bornauw wollen wir an dieser Stelle eine gute und schnelle Genesung wünschen: Ohne ihn würden wir vermutlich gerade eine Vorschau für ein Spiel gegen Aue schreiben.

“Wir wollen eine sehr gute Leistung bringen”

Steffen Baumgart

Apropos „60. Minute gegen Mainz“: damals war die Einwechslung Salih Özcans der Wendepunkt, der direkt zur jetzigen Siegesserie geführt hat. Und eben jener Özcan kehrt nun nach abgesessener Gelbsperre wieder zurück – womit er allerdings FC-Trainer Steffen Baumgart vor ein großes Luxusproblem stellt, denn einer der Helden von Augsburg wird vermutlich mit der Bank Vorlieb nehmen müssen, um Platz für Salih zu schaffen. Je nachdem, in welchen System Baumgart spielen lässt, trifft es voraussichtlich entweder Jan Thielmann oder Dejan Ljubicic. Dass Özcan in die Startelf zurückkehren wird, darf als sicher gelten: Zu wichtig ist, dass er die Kreise des Wolfsburger Unterschiedsspielers Max Kruse einschränkt und diesem sehr schnell deutlich macht, dass es heute sehr unangenehm werden könnte – außerdem schadet es sicher nichts, dem körperlich sehr robusten Wolfsburger Mittelfeld um Maxi Arnold und Xaver Schlager ebenfalls sehr robust begegnen zu können.

WOLFSBURG, GERMANY – DECEMBER 14: Benno Schmitz of 1.FC Koeln makes a pass whilst under pressure from Renato Steffen of VfL Wolfsburg during the Bundesliga match between VfL Wolfsburg and 1. FC Köln at Volkswagen Arena on December 14, 2021 in Wolfsburg, Germany. (Photo by Thomas Eisenhuth/Getty Images)

Hierin dürfte einer der Schlüssel zum Erfolg liegen. Der andere wird es sein, die Außen gegen die schnellen Wolfsburger dichtzubekommen. Noch viel wichtiger ist aber, das eigene Spiel durchzubekommen. Der Traum von Europa wird nur gelingen, wenn man sich gar nicht erst auf Spielchen des Gegners einlässt, sondern einfach alles dafür tut, dass man gut in das eigene Pressing kommt, wieder schnelle, hohe Ballgewinne erzeugen kann und die ersten sich bietenden Chancen ähnlich effizient verwandelt, wie in den vorherigen drei Spielen. Für den Hinterkopf: Wolfsburg konnte in dieser Saison nach Rückstand überhaupt erst einmal gewinnen und auch nur 2 Remis holen.

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So oder so: Der eine Punkt muss irgendwie her, drei Punkte wären sogar eine ungleich bessere Ausgangslage vor dem letzten Spieltag am 14. Mai. Gelingt mindestens der Punktgewinn, können jene sechs Millionen TV-Zuschauer auch nächste Saison wieder donnerstags um 21 Uhr vor dem TV sitzen und Europa gucken. Aber dieses Mal eben den 1. FC Köln.

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