Folge uns
.

Nachspiel

Der 1. FC Köln verliert mit 1:6 beim BVB: Eine derbe Niederlage

Der FC taumelt. Auch in der Höhe verdient unterliegen die Kölner einem spielfreudigen BVB mit 1:6.

Raphaël Guerreiro (BVB) und Mathias Olesen im Zweikampf (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Tapfer stand er an der Seitenlinie, der Kölner Trainer und schaute in den letzten Sekunden der Partie bei Borussia Dortmund dem Spiel seiner Mannschaft zu. Ab und zu gab er mit einer kurzen Handbewegung an, in welche Richtung sich seine Spieler orientieren sollten. Nach hinten, das 1:6 aus Kölner Sicht war deutlich genug, eine weitere Verschlechterung des Torekontos unnötig. Ausdruckslos konstatierte Steffen Baumgart den Schlusspfiff von Schiedsrichter Daniel Siebert, der eine Partie beendete, in der der 1. FC Köln seinem Gegner in allen Belangen unterlegen war.

Der BVB im Doppelpack-Modus

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Die ersten vier Schüsse der Dortmunder auf das Kölner Tor führten zu ebenso vielen Treffern und entschieden die Begegnung der beiden alten Westrivalen schon vor der Halbzeit. Durch Tore von Raphaël Guerreiro (15.) und Sébastien Haller (17.) gelang  dem BVB ein Doppelschlag zur 2:0-Führung, Marco Reus (32.) und Donyell Malen (36.) taten es ihren Mannschaftskollegen nur 20 Minuten später nach – 4:0 für die Borussia. Dazwischen lag ein Pfostenschuss von Sargis Adamyan (21.) und ein ungeahndetes Handspiel des Dortmunders Mo Dahoud im eigenen Strafraum (26.). Man darf wohl feststellen, dass die Schwarzgelben in dieser Situation Glück hatten, in jüngster Vergangenheit wurde schon für deutlich weniger offensichtliche Vergehen auf Elfmeter entschieden.

Davie Selke beendete mit seinem Tor die Kölner Torflaute (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Die Kölner kamen dann tatsächlich zu ihrem Treffer, den Davie Selke im Nachgang eines von Torhüter Alexander Meyer abgewehrten Versuchs erzielte und damit einer Torflaute von zuletzt vier Partien ohne Treffer ein Ende bereitete. Doch auch beim Torschützen wollte keine rechte Freude aufkommen: “Mein Treffer ist ein schwacher Trost, ich kann mir davon nichts kaufen. Wir haben es nicht geschafft, im Kollektiv in die Zweikämpfe zu kommen. Wir müssen weiter bei uns bleiben,” sagte er nach der Begegnung.

“Mein Treffer ist ein schwacher Trost, ich kann mir davon nichts kaufen.” (Davie Selke)

Nach der Pause ließ es der BVB angesichts der komfortablen Führung deutlich ruhiger angehen, doch auch das reduzierte Tempo der Dortmunder Angriffsbemühungen stellte die Abwehr der Rheinländer vor erhebliche Probleme. Die Schwarzgelben schienen an diesem Nachmittag besonders großen Gefallen an Doppelpacks gefunden zu haben, erneut Haller (69.) und Reus (70.) vollendeten zum 6:1 Endstand. Kingsley Schindler brachte dann kurz vor Schluss noch das Kunststück fertig, aus einem Meter Entfernung nur den rechten Pfosten des leeren Dortmunder Tores zu treffen, dann war Schluss – und aus Kölner Sicht war das auch gut so.

Erkenntnisse: So gerät der Klassenerhalt in Gefahr

Schon die Aufstellung, die Steffen Baumgart für die Auswärtspartie in Dortmund gewählt hatte, ließ so manche Augenbraue im Fanlager des 1. FC Köln hochschnellen. Ohne Eric Martel und Linton Maina, dafür mit Mathias Olesen und Sargis Adamyan. Gebracht haben diese Wechsel nichts – im Gegenteil. Zum wiederholten Male zeigte sich eine grundlegende Schwäche des Kölner Teams – das fehlende Tempo. Gegen sprintstarke Spieler wie Malen, Marius Wolf und Jude Bellingham hatten die Abwehrspieler des 1. FC Köln allzu oft das Nachsehen.

Haben dann noch sonstige Stützen der Mannschaft wie Torhüter Marvin Schwäbe, Jonas Hector, Ellyes Skhiri und Florian Kainz einen ausgesprochen schwachen Tag, ist eine Niederlage auch in dieser Höhe quasi programmiert. Erschrecken muss, dass diese dürftige Leistung in den letzten Wochen weiß Gott keine Ausnahme darstellt. Die Partien in Stuttgart, gegen Wolfsburg und Bochum, die alle torlos verloren gingen, waren Vorboten des Debakels beim BVB. Die Leistungen seiner Schützlinge spiegelten sich auch in der Gemütslage von Trainer Steffen Baumgart wider: “Viele Situationen waren nicht so, wie wir uns das vorstellen. Wir waren in allen Belangen nicht so gut wie Dortmund,” sagte er nach der Partie und hielt mit seiner Wut nicht hinter dem Berg. Auf die Reporterfrage, was denn heute auf Kölner Seite nicht geklappt habe, fauchte er: “Alles!” Und ergänzte dann: “Wir haben den Arsch voll gekriegt, das ist Fakt.”

“Wir haben den Arsch voll gekriegt, das ist Fakt.” (Steffen Baumgart)

Die Zahlen lügen nicht, in der Rückrundentabelle nehmen die Domstädter den drittletzten Platz ein und dies ist ein Hinweis darauf, dass der 1. FC Köln zur Zeit zu den schwächsten Teams der gesamten Liga zählt und den Konkurrenten um den Klassenerhalt aus Schalke, Bochum und Berlin zum Teil deutlich hinterherhinkt. Das sollten Trainer und Spieler erkennen und diese Erkenntnis in Taten umsetzen, sonst gerät der Klassenerhalt in große Gefahr.

Und was es sonst noch gab: Viel, viel Pyro

Der Verfasser dieses Textes ist mit der Erkenntnis aufgewachsen, dass derjenige, der etwas tut, auch die Konsequenzen seines Handelns tragen muss. In der Sprache der Juristen nennt man dies das Verursacherprinzip. Einige der Kölner Fans scheinen allerdings den Spielen ihrer Mannschaft mit der Gewissheit beizuwohnen, dass dieser Rechtsgrundsatz für sie nicht gilt. Wie sonst ist zu erklären, dass bei der Partie in Dortmund von ihnen gut 100 pyrotechnische Gegenstände gezündet wurden, was nicht sie, sondern den 1. FC Köln zum wiederholten Male eine sechsstellige Strafzahlung kosten und die bislang in der laufenden Saison angefallene Gesamtsumme nahe an die Millionengrenze bringen wird.

Massiver Pyroeinsatz von Kölner Fans beim Spiel in Dortmund (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Selbstverständlich lässt sich trefflich darüber streiten, inwieweit die vom DFB ausgesprochen Strafen für Pyrovergehen zielführend sind oder nicht. Tatsache ist allerdings, dass es Regularien gibt, die allseits bekannt sind und bei Verstößen dagegen zu ebenfalls eindeutig definierten Strafzahlungen führen. Von Fanseite hört man, dass man eine Legalisierung von Pyro fordert. Betrachtet man das gestrige Verhalten, würde dies der absurden Logik folgen, dass man zur Abschaffung eines Tempolimits dadurch am besten beiträgt, dass man möglichst oft die vorgeschriebene Geschwindigkeit überschreitet. Von wieder anderen Fans wird hinsichtlich der Geldbußen für den 1. FC Köln darauf verwiesen, der Verein solle sich nicht so anstellen, schließlich seien dem Klub durch Fehleinkäufe bereits deutlich höheren finanzielle Verluste entstanden. Es ist unschwer zu erkennen, wie intellektuell grenzwertig dieses Argument ist, vergleicht es doch Äpfel mit Birnen. Transferentscheidungen sind mit Risiken behaftet und können sich als erfolgreich oder auch nicht erweisen, bei Pyrovergehen wird jedoch willentlich dem Verein geschadet.

Die Gefahr, dass durch unkontrollierten Pyroeinsatz auch Personen Schaden zugefügt werden kann, hat sich leider beim gestrigen Spiel wieder bestätigt, auch wenn die Meldung, dass die Augenverletzung des betroffenen Kameramanns eine Behandlung im Krankenhaus erfordert hätte, sich als Fehlinformation erwies. Und trotzdem haben diejenigen, die Fackeln gezündet haben, Forderungen nach einer Legalisierung eines kontrollierten Pyroeinsatzes wie der von Geschäftsführer Christian Keller einen Bärendienst erwiesen.

Das nächste Spiel: Das ewige Derby gegen die Fohlen

Nach der Länderspielpause kommt Borussia Mönchengladbach am 2. April (15 Uhr 30) zum einzig wahren Derby nach Müngersdorf. Auch die Fohlen kommen wohl kaum mit vor Selbstvertrauen geschwellter Brust nach Köln, mussten sie doch in Mainz und Leipzig deutliche Auswärtsniederlagen hinnehmen und kamen gegen Freiburg und Bremen nicht über Heimremis hinaus. Und trotzdem, die Offensive mit den Nationalspielern Jonas Hofmann und Marcus Thuram sowie dem gegen Köln oft groß auftrumpfenden Lars Stindl ist zu beachten und hat schon so manchen Gegner vor große Probleme gestellt, selbst die Bayern können ein Lied davon singen.

Im Hinspiel erlitt Dejan Ljubicic eine schwere Knieverletzung (Foto:  Alexander Scheuber/Getty Images)

Bei den Kölnern wird es interessant zu beobachten sein, wie Steffen Baumgart mit der gegenwärtigen Situation umgehen wird. Ein mageres Pünktchen aus den letzten fünf Partien haben den 1. FC Köln zu dem gemacht, was gestern auf dem Rasen des Dortmunder Stadions zu sehen war: ein Abstiegskandidat, dem es nie gelang, Zugriff auf Spiel und Gegner zu bekommen und dessen Zweikampfverhalten zu oft einem Begleitservice glich.

Es bleiben nun 14 Tage Zeit, an den größten Defiziten zu arbeiten. Die gute Nachricht: Sowohl Abwehr als auch Angriff bleiben mit Ausnahme von Florian Kainz von Abstellungen für Länderspiele verschont und stehen zur Verfügung. Die schlechte: Das gesamte Mittelfeld, die Schaltzentrale des Spiels, ist auf Länderspielreisen unterwegs. So muss Steffen Baumgart dann auch am Donnerstag beim Gedächtnisspiel für Maurice Banach (Franz-Kremer-Stadion um 18 Uhr) gegen den belgischen Erstligisten VV St. Truiden improvisieren. Beim Derby gegen die Fohlen wird ihm dies hoffentlich erspart bleiben. Was gibt Zuversicht? Vielleicht eine mögliche und oft bewährte Aufstellung mit Skhiri und Martel auf der 6 und Maina sowie Kainz auf den Flügeln – und eine Mannschaft, die ein anderes Gesicht zeigen will als gegen den BVB.

 

Mehr aus Nachspiel

.