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Nachspiel

Der 1. FC Köln verliert mit 0:2 in Freiburg: Beine müde, Akku leer

Am Sonntagabend unterlag der 1. FC Köln dem SC Freiburg mit 0:2 und zeigte dabei eine enttäuschende Leistung. Kräfteverschleiß und Verletztenliste trugen sicherlich dazu bei, allerdings auch unübersehbare Schwächen in Abwehr und Angriff.

Foto: THOMAS KIENZLE/AFP via Getty Images

Es waren die “Höllentäler”, die Christian Streich die Tränen in die Augen schießen ließ. Bezeichnet wird damit ein abendlicher Bergwind, der sich aus den Hangabwinden des Dreisamtals und des Zartener Beckens östlich von Freiburg zusammensetzt. Zum Heulen war dem Freiburger Trainer gewiss nicht beim verdienten 2:0-Sieg seines Teams gegen den 1. FC Köln; das passte wohl eher zur Gemütslage von Steffen Baumgart, der über die enttäuschende Vorstellung seiner Mannschaft sichtbar verärgert war.

Gründe für die schwache Leistung, aber keine Ausreden

Gewiss, es gab Gründe, die das matte Spiel der Kölner erklären könnten. Die zahlreichen englischen Wochen der letzten Monate zum Beispiel. Die musste der SC Freiburg allerdings ebenfalls bestreiten, auch wenn Streich seine Stammformation im letzten Gruppenspiel am Donnerstag aufgrund der erfolgreichen Qualifikation für das Achtelfinale der Europa League weitestgehend schonen konnte. Die fehlende Frische wollte dann auch Steffen Baumgart nicht als Entschuldigung gelten lassen: “Da können wir dann die Ausrede der Frische nehmen, aber das gilt für Freiburg genauso. Die hatten genau das gleiche Pensum und deswegen lassen wir das nicht gelten,” sagte er nach dem Spiel.

“Da können wir dann die Ausrede der Frische nehmen, aber das gilt für Freiburg genauso. Die hatten genau das gleiche Pensum und deswegen lassen wir das nicht gelten.” (Steffen Baumgart)

Was allerdings schon ins Kontor schlägt, ist die lange Verletztenliste der Domstädter. Jonas Hector, Mark Uth, Dejan Ljubicic, am Sonntag dazu noch Timo Hübers – das sind absolute Stützpfeiler des Teams, die bei ihrem Wegfall Lücken hinterlassen, die irgendwann auch mit der größten Moral nicht zu schließen sind. Dazu noch Tim Lemperle und Sebastian Andersson, die – wenn fit – der Offensive der Geißböcke gut zu Gesicht stehen würden. Und trotzdem wollte sich das Gefühl tiefer Enttäuschung am Sonntagabend nicht vertreiben lassen.

Deutliches Chancenplus der Freiburger

Wache Freiburger trafen auf einen 1. FC Köln, der sich in den ersten 15 Minuten in seligem Tiefschlaf zu befinden schien. Günter (1. Minute), Grifo (3.) und Doan sowie Gregoritsch mit einer Doppelchance boten sich große Gelegenheiten zum Freiburger Führungstor, die allesamt durch den starken Marvin Schwäbe vereitelt wurden. Baumgart wies sein Team an, höher zu verteidigen – und es wurde auch etwas besser. Florian Kainz und Ellyes Skhiri hatten erste Gelegenheiten für den FC, der sich zur Pause daran erfreuen konnte, dass es noch 0:0 stand.

Foto: THOMAS KIENZLE/AFP /AFP via Getty Images

Die Geschichte der 2. Hälfte ist schnell erzählt. Zwei folgenschwere Unaufmerksamkeiten führten zum 1:0 durch Jeong (53.) und zum 2:0 durch Gregoritsch (64.) und brachten die Freiburger auf die Siegerstraße. Linton Maina hatte kurz vor dem 2:0 die große Ausgleichchance, scheiterte jedoch an Freiburgs Keeper Flekken. Routiniert brachte Christian Streichs Team den Sieg ins Ziel. Er war verdient, hätte sogar angesichts der Anfangsphase noch ein, zwei Tore höher ausfallen können.

Erkenntnisse: Schwäbe und dann ganz lange nichts

Die Kölner haben mit Marvin Schwäbe einen guten Torwart, der bei zahlreichen Torgelegenheiten des Gegners einen Treffer verhindern hilft. Zum wiederholten Male kommt man zu dieser Erkenntnis, wenn man nach einer solchen Partie etwas Positives über den 1. FC Köln zu Papier bringen möchte. Und ansonsten? Eine überaus löchrige Defensive, die – so ist zu hoffen – in dieser Besetzung nie mehr zusammen auflaufen wird. Ein Mittelfeld, das sich tapfer wehrte, dem allerdings auch der Sprit ausging. Und eine Offensive mit einem schnellen und quirligen Linton Maina, dem man zu diesen positiven Attribute eine entsprechende Entscheidungssicherheit wünschen würde. Und einen Steffen Tigges, der – so scheint es – zu einem Ritter der traurigen Gestalt zu werden droht.

Gottseidank sind es nur noch zwei Begegnungen, die zu bestreiten sind. Die Beine sind müde, Kopf und Akku leer. Die Pause ist willkommener denn je. Was macht Hoffnung? Dass vieles besser wird ohne die Zusatzbelastung durch die Conference League und mit der Rückkehr der verletzten Spieler. Dass man mit Hilfe eines Trainingsplans, auf dem nicht mehr Regeneration an erster Stelle stehen muss, sondern das Einüben von Spielzügen sowie das  Ausmerzen von vielen kleinen Fehlern, die sich eingeschlichen haben, wieder einiges von dem Fußball sehen können wird, der den FC in den letzten 18 Monaten oft ausgezeichnet hat – Baumgart-Fußball.

Ausblick: Die Werkself vom Bayerkreuz kommt

Am Mittwoch (18.30 Uhr) kommt Bayer Leverkusen nach Müngersdorf. Ausgerechnet jetzt scheinen die Schützlinge von Trainer Xabi Alonso die Kurve bekommen zu haben, ein beeindruckendes 5:0 gegen den bisherigen Spitzenreiter Union Berlin zeigte, was dieses Team um die Hochgeschwindigkeitsfußballer Diaby, Frimpong, Hudson-Odoi und Adli zu leisten in der Lage ist.

Foto: Alex Grimm/Getty Images

Es kann einem angst und bange werden, wenn man angesichts dessen an die Tempodefizite in der Defensive des 1. FC Köln denkt. Ein Blick zurück gibt etwas Hoffnung – in der letzten Saison holte man vier Punkte gegen die Werkself. Damals standen jedoch auch alle Stammspieler zur Verfügung. Es bestünde schon ein ganz klein wenig Grund zur Zuversicht, wenn zumindest Jonas Hector und Timo Hübers wieder mitwirken könnten. Ein vorletztes Mal die Zähne zusammenbeißen vor der Winterpause, laufen so weit die Füße tragen – vielleicht reicht es ja zu etwas Zählbarem.

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