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Nachspiel

Der 1. FC Köln verliert 3:0 in Stuttgart: Ein Gefühl von Ratlosigkeit

Sargis Adamyan - ratlos nach dem dritten Tor des VfB (Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Es dauerte bis zur 81. Spielminute, ehe dem 1. FC Köln etwas wirklich Eindruckvolles in der Mercedes-Benz Arena gelang. Allerdings geschah dies abseits des Spielgeschehens auf dem grünen Rasen, wo der VfB Stuttgart den 1. FC Köln nach Belieben beherrschte und sich darauf beschränken konnte, das 3:0 zu verwalten. Kölns Jan Thielmann war den langen Weg von der Gegengerade zur Kölner Ersatzbank gehumpelt, eine erneute Oberschenkelverletzung hatte seine Auswechslung erfordert.

Steffen Baumgart tröstet den niedergeschlagenen Jan Thielmann (Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Sichtbar niedergeschlagen ob seiner erneuten Blessur hatte der junge Stürmer mit den Tränen zu kämpfen. Steffen Baumgart, der ansonsten das Spiel seines Teams mit gewohntem Engagement von der Seitenlinie aus begleitete, nahm den gebürtigen Föhrener in den Arm und sprach ihm lange Trost zu. Erst ein Nicken Thielmanns war das Zeichen für den Trainer, sich wieder dem Geschehen auf dem Platz zuzuwenden. Fußball ist wichtig, aber auch für einen erfolgsorientierten Coach wie Steffen Baumgart scheint es Momente zu geben, wo die Bedeutung dieses Sports hinter Bedeutsamerem zurücktreten muss.

Chancenlos nach dem frühen 0:1

Nach zehn Minuten verteilten Spiels schoss der VfB Stuttgart in personam Gil Bastião Dias zum ersten Mal auf das von Marvin Schwäbe gehütete Kölner Gehäuse – und traf zum 1:0. Vorausgegangen war ein Abwehrverhalten der Geißböcke, das eher einem Begleitservice glich als dem energischen Verteidigen des eigenen Tores. Die Schwaben konnten sich ungestört in den Kölner Strafraum kombinieren und Dias vollendete diesen Spielzug mit einem ebenso schönen wie unhaltbaren Schlenzer ins linke Toreck.

In der Folge versuchte Baumgarts Team zwar, das Tor des VfB zu gefährden, tat dies jedoch recht umständlich und einfallslos. Entschieden gefährlicher waren die schnellen Gegenstöße der Schwaben, die über beide Außenpositionen immer wieder ihr höheres Tempo ausspielen konnten und so die Kölner Defensive von einer Verlegenheit in die nächste stürzte. Mit einem 0:1 aus Kölner Sicht ging es in die Pause, wobei der knappe Rückstand den Gästen vom Rhein eher schmeichelte.

“In der Phase bis zum 0:2 hat uns überall ein Ticken gefehlt – Intensität, Aggressivität, Genauigkeit im Passspiel. Zwei, drei Prozent haben heute gefehlt.” (Christian Keller)

Nach genau einer Stunde traf Borna Sosa dann mit einem wunderschön geschlenzten Freistoß zum 2:0 für den VfB und sorgte damit für die Vorentscheidung in dieser Partie. Sechs Minuten später hätte es für den FC noch schlimmer kommen können, wenn Schiedsrichter Benjamin Cortus seinem ersten Impuls gefolgt wäre und Ellyes Skhiri für sein Foul an Gil die Rote Karte gezeigt hätte. Er beließ es bei Gelb, doch dies sollte auch die einzig gute Nachricht für die Kölner an diesem Nachmittag bleiben. Tanguy Coulibaly traf noch zum 3:0-Endstand für Bruno Labbadias Team gegen eine Kölner Mannschaft, die die Partie nach Thielmanns Verletzung zu zehnt beenden musste.

Erkenntnisse: Eine Leistung, die ratlos macht

Vor Wochenfrist besiegte der 1. FC Köln die so formstarke Frankfurter Eintracht mit 3:0 und überzeugte dabei mit allen Grundtugenden des Fußballs: Laufbereitschaft, Zweikampfstärke, Kombinationssicherheit. Wie nur sechs Tage danach eine solche Leistung gegen den VfB gezeigt werden konnte, lässt den Betrachter ratlos zurück. Die Laufleistung mit 116,08 km schlechter als die der Schwaben, die Zweikampfquote bei mageren 46% und auch das Passspiel war nur in den Bereichen einigermaßen sicher, die für die Stuttgarter keine Gefahr darstellten. Sportchef Christian Keller brachte es auf den Punkt: “In der Phase bis zum 0:2 hat uns überall ein Ticken gefehlt – Intensität, Aggressivität, Genauigkeit im Passspiel. Zwei, drei Prozent haben heute gefehlt,” sagte er nach der Begegnung.

Ellyes Skhiri konnte von Glück sagen, dass Schiedsrichter Cortus es in der 67. Minute bei Gelb beließ (Foto: Adam Pretty/Getty Images)

In der Defensive wurde der gelbgesperrte Abwehrchef Timo Hübers schmerzlich vermisst, aber auch ihm wäre es schwergefallen, die Lücken zu schließen, die der FC vor allem auf den Außenbahnen offenbarte. Im Mittelfeld misslang das Experiment, Ellyes Skhiri weiter vorne spielen zu lassen. Ohne ihn war Eric Martel auf der 6 heillos überfordert. Und was kam von der Offensive? Wenig, sehr wenig. Ein gefährlicher Abschluss von Linksverteidiger Jonas Hector in der 67. Spielminute, das war’s.

“Heute hat hinten und vorne die letzte Konsequenz gefehlt” (Jonas Hector)

Und was war gut? Wieder einmal Marvin Schwäbe, der mit seinen Paraden zahlreiche Fehler seiner Vorderleute ausbügeln und Schlimmeres verhindern konnte. Und so brachte Mannschaftskapitän Jonas Hector die Leistung seiner Mannschaft auf den Punkt: “Heute hat hinten und vorne die letzte Konsequenz gefehlt,” sagte er nach der Begegnung. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Das nächste Spiel: Die Wölfe kommen

Mit dem VfL Wolfsburg kommt ein Team am nächsten Samstag (15 Uhr 30) nach Müngersdorf, das ebenfalls an diesem Spieltag eine 0:3-Schlappe einstecken musste. Im heimischen Stadion war Nico Kovacs Mannschaft gegen den RB Leipzig chancenlos und kassierte damit – den Pokal eingerechnet – die vierte Schlappe in den letzten fünf Partien. Dass man sich davon nicht täuschen lassen sollte, beweist das erste Spiel der Wolfsburger im Jahr 2023, als sie in Berlin die Hertha mit 5:0 besiegen konnten. Auf ein Wiedersehen mit Sebastiaan Bornauw werden die Fans allerdings verzichten müssen, handelte sich der junge Belgier doch in der Nachspielzeit gegen Leipzig die fünfte Gelbe ein.

Beim letzten Heimpsiel gegen Wolfsburg: Mark Uth im Zweikampf mit Maximilian Arnold (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Trainer Steffen Baumgart kann in diesem Heimspiel wieder auf Timo Hübers zurückgreifen, wird allerdings auf das Mitwirken von Jan Thielmann verzichten müssen, dessen Muskelverletzung im Oberschenkel eine längere Pause nötig machen wird. Der 1. FC Köln wird sich rehabilitieren und ein anderes Gesicht als beim 0:3 in Stuttgart zeigen wollen. Die Spieler sollten wissen, dass der Weg zurück in die Erfolgsspur nur über das Beherzigen der Grundtugenden geht. Laufbereitschaft, Zweikampfstärke und Zielstrebigkeit werden nötig sein müssen, um dem VfL Paroli zu bieten. Man darf gespannt sein, ob dies gelingt.

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