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Nachspiel

Der 1. FC Köln verliert 0:1 gegen Freiburg: Gut – aber nicht gut genug

Mit Lob, aber ohne Tore und Punkte geht der 1. FC Köln aus dem Spiel gegen den Champions League-Aspiranten aus Freiburg. Einmal mehr war das Spiel der Geißböcke bis zum Strafraum gefällig – und danach unzureichend.

Jonas Hector im Zweikampf mit dem Freiburger Torschützen Ritsu Doan (Foto: Alexander Scheuber/Getty Images)

Enttäuscht war er, abgekämpft und vom vielen Anrennen ausgelaugt. Die Hände in die Hüfte gestemmt schien Jonas Hector  zu versuchen, seine Gedanken zu sammeln, die Eindrücke dieses Nachmittags in Müngersdorf zu verarbeiten. Schon vor dem Spiel war es emotional geworden, als Stadionsprecher Michael Trippel beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung bei der Nummer 14 des 1. FC Köln eine längere Pause gemacht hatte und ganz sicher im Namen aller FC-Fans Dankbarkeit und Anerkennung für 13 Jahre auszusprechen, die der gebürtige Saarländer das Trikot mit dem Geißbock auf der Brust getragen hatte.

Jonas Hector nach der Partie gegen den SC Freiburg (Foto: Alexander Scheuber/Getty Images)

In der Partie selber, die der 1. FC Köln mit 0:1 gegen den SC Freiburg verlor, hatte er die Seinen angetrieben, ohne Unterlass, unermüdlich, aber letztlich ohne Erfolg. Etwas später fasste er dies in Worte: “Wir haben auch nach dem Rückstand nicht aufgesteckt und haben weiter gepowert. Dann ist es bitter, dass wir es nicht geschafft haben, den Ball im Tor unterzubringen,” sagte er und dachte dabei wohl an die ein oder andere vergebene Torchance. Noch zweimal wird Jonas Hector vor heimischem Publikum auflaufen. Die Dankbarkeitsbekundungen am Samstag waren wohl ein erster Vorgeschmack auf das, was kommen wird, wenn Jonas Hector zum letzten Mal den Rasen des Kölner Stadions verlässt. Ein Großer des 1. FC Köln wird dann gehen – und alle werden ihn vermissen.

Die Kölner fighten und rennen an – ohne Erfolg

Die Partie gegen den Champions League-Aspiranten aus dem Breisgau benötigte etwas Anlaufzeit, in der sich beide Teams zu belauern schienen, nahm dann aber umso mehr Fahrt auf. Linton Maina war es, der mit einem Volleyschuss nach leichter Unsicherheit des ansonsten bärenstarken Mark Flekken im Tor der Freiburger scheiterte (21.). Nur zwei Minuten später parierte der Keeper Eric Martels Kopfball aus drei Meter mit einem großartigen Reflex. Nach einer halben Stunde musste Marvin Schwäbe bei Hölers Schuss aus 12 Metern zum ersten Mal eingreifen und tat dies auch beim Volleyversuch des Freiburger Angreifers, den er gerade noch über die Latte lenken konnte (42.).

Freiburgs Torwart Mark Flekken zeigte sich in ausgezeichneter Form (Foto:  Alexander Scheuber/Getty Images)

Nach der Halbzeit war es das Team von Christian Streich, das zunächst das Kommando übernahm. Michael Gregoritsch scheiterte aus aussichtsreicher Position am großartig reagierenden Schwäbe (48.), der aber dann bei Ritsu Doans Kopfball aus kürzester Entfernung ohne Chance war – 0:1 für den SC Freiburg. Der 1. FC Köln reagierte, erhöhte das Tempo und lief ohne Unterlass an, Mark Flekken im Gästetor aber hielt alles, selbst eine gegen seine Laufrichtung abgefälschte Flanke von Kingsley Schindler (67.). So blieb es beim 0:1 und dem Sieg des SC Freiburg, einem glücklichen, wie auch Christian Streich nach der Partie zugab: “Es hat sicherlich nicht die bessere Mannschaft gewonnen, sondern die glücklichere,” diktierte er den Reportern in ihre Notizblöcke.

Was in Erinnerung bleibt: Bis zum Strafraum war’s gut

Die Begegnung gegen die Freiburger war eines dieser Spiele, in denen die unterlegene Mannschaft von allen Seiten mit Komplimenten bedacht wird. Und es war auch vieles gut im Spiel des 1. FC Köln, die Defensive ließ nur wenige Chancen zu, Marvin Schwäbe stellte mehr als einmal sein Können unter Beweis, die Laufleistung stimmte und auch die Anlage der Angriffe über außen.

“Wir haben auch nach dem Rückstand nicht aufgesteckt und haben weiter gepowert. Dann ist es bitter, dass wir es nicht geschafft haben, den Ball im Tor unterzubringen.” (Jonas Hector)

Dann jedoch hörte das Lobenswerte auf. Die Flanken fanden in aller Regel keinen Abnehmer, die Abschlüsse waren oft überhastet und die Besetzung des gegnerischen Strafraums ließ erneut zu wünschen übrig. So blieb alles Anrennen ohne Ertrag, waren Komplimente das einzige, das die Kölner am späten Samstagnachmittag zurück ans Geißbockheim bringen konnten, zu wenig für die gezeigte Leistung und die bislang gesammelten 35 Punkte hoffentlich genug für das Erreichen des Klassenerhalts.

Das nächste Spiel: Auf in die Stadt unter dem Bayer-Kreuz

Am Freitagabend (20 Uhr 30) muss der 1. FC Köln bei Bayer Leverkusen antreten – überraschenderweise, war die Partie doch im Spielplan der DFL ursprünglich für Sonntagnachmittag angesetzt. Die Verantwortlichen von Bayer hatten jedoch mit ihrem Antrag Erfolg, wegen des Halbfinalhinspiels bei AS Rom die Bundesligabegegnung mit den Kölnern zwei Tage vorzuverlegen, um entsprechend mehr Vorbereitungszeit für diesen Auftritt in der Europa League zu bekommen.

Eine Szene aus dem Hinspiel: Zweikampf zwischen Hector, Frimpong und Skhiri (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Ein ungewöhnliches Ansinnen, ist doch der Europapokal-Rhythmus einer Englischen Woche und die damit verbundene Vor- und Nachbereitung für Vereine wie Bayern München, den BVB oder Eintracht Frankfurt nie ein Problem gewesen. Man spielte samstags in der Bundesliga und am Mittwoch international, nichts anderes stand für Bayer auf dem Programm. Die Befürwortung des Antrags der Leverkusener durch die DFL muss deshalb verwundern, erklärbar ist sie wohl kaum.

Das sehen auch die Verantwortlichen des 1. FC Köln so, zumal sie erst sehr spät von Bayer informiert wurden. Es steckt also einige Brisanz in diesem Duell am späten Freitagabend, in dem Trainer Steffen Baumgart auf den gelbgesperrten Eric Martel verzichten muss. Es ist denkbar, dass Dejan Ljubicic auf die 6er-Position zurückgezogen wird und Kingsley Schindler, Siegtorschütze beim letzten Auftritt der Kölner in Leverkusen, in die Startelf rückt. Egal in welcher Formation, auf den 1. FC Köln wartet eine Mammut-Aufgabe, denn unter Trainer Xabi Alonso ist Bayer zu einer Klassemannschaft gereift, die das Tempo im Übermaß besitzt, das den Kölnern oft fehlt. Es bleibt zu hoffen, dass es heiß zugehen wird auf dem Rasen, aber friedlich auf den Rängen bleibt. Trotz der Vorverlegung der Partie.

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