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Nachspiel

Der 1. FC Köln spielt im rheinischen Derby gegen Borussia Mönchengladbach 0:0 – Der sich durchziehende rote Faden

Das zweite Rheinische Derby der Saison bringt ein torloses 0:0 hervor, welches dem 1. FC Köln einmal mehr offenbart, dass es in der Mannschaft stimmt, die Qualität letzten Drittel derzeit aber einfach nicht vorhanden ist.

Foto von Dean Mouhtaropoulos/Getty Images

Ein bisschen bedröppelt standen sie nach dem 0:0 im rheinischen Derby auf dem Rasen und hörten die Südkurve das Veedelslied singen, die Spieler des 1. FC Köln. War das nun ein erkämpfter Punkt, bei dem man über weite Teile des Spiels die klar bessere Mannschaft war und der Elf von Borussia Mönchengladbach zeigte, wie man ein Derby spielt? War es die erwartete beziehungsweise erhoffte Reaktion nach dem 1:6 in Dortmund und dem FIFA-Urteil, welches das Geißbockheim seit Donnerstag wie gelähmt wirken hat lassen?

Oder war es dann doch nur ein weiteres Spiel, bei dem man das Tor nicht traf und sich, auch weil die Konkurrenz im Tabellenkeller teilweise dreifach punktete, nüchtern betrachtet größer werdenden Abstiegssorgen entgegensieht? Zumal vermutlich nicht alle Gegner in der restlichen Saison eine Leistung wie die Gäste vom Niederrhein abliefern werden. Ein Auftritt, der mit bräsig noch freundlich umschrieben ist und zeitweise an so manche freche Kölner Leistung im Derby erinnerte, wo man von den Fohlen in Sachen Engagement und Ehrgeiz vorgeführt wurde.

Die Wahrheit liegt wie meist irgendwo in der Mitte. Einer gewissen Enttäuschung kann man sich auf Kölner Seite jedenfalls nicht verwehren nach diesen 90 Minuten. Tabellarisch hätte der Sieg die Kölner auf die 30-Punkte Marke befördert, es wären acht Spieltage vor Schluss acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz gewesen und was ein Derbysieg für die Stimmung in der Stadt bedeutet, muss sowieso niemandem erklärt werden. Mit dem torlosen Remis hat man de-facto eine Möglichkeit liegen gelassen, der bislang etwas trostlos verlaufenden Rückrunde einen ordentlichen Farbtupfer zu geben, der über die Saison hinaus geschienen hätte. Es hätte so schön sein können.

Foto von Dean Mouhtaropoulos/ Getty Images

Andererseits zeigte die auf drei Positionen geänderte Mannschaft (Maina, Schindler und Martel für Olesen, Ljubicic und Adamyan) mit Anpfiff, wie man das Müngersdorfer Stadion anzünden und jeden von seinen Sitzen befördern kann: Bereits in der zweiten Minute fing Linton Maina einen Ball im Mittelfeld ab und leitete direkt einen Konter ein, an dessen Ende Davie Selke am generell stark parierenden Gladbacher Schlussmann Omlin scheiterte. Ein Muster, welches sich durchs gesamte Spiel zog: Insgesamt starke 21 Balleroberungen standen am Ende für die Kölner in den Büchern, das Pressing funktionierte in der Doppelsechs mit dem tiefer agierenden Skhiri und dem offensiver denkenden Martel gut. Und auch Kainz als hängende Spitze hatte seine Momente, konnte immer wieder auf die linke Seite ausweichen und so für Gefahr sorgen.

Die Mannschaft macht und will, aber sie kann derzeit nicht

Allerdings durften die Fans der „Geißböcke“ wie auch schon gegen Bochum wieder einmal aberwitzige 36 Flanken bewundern, von denen lediglich 17% ankamen und gefühlt keine ansatzweise für Gefahr sorgte. Flanken, in der letzten Saison noch eine Stärke und Erfolgsrezept der Kölner, funktionieren einfach nicht mehr, nicht zuletzt weil kein Anthony Modeste vorne drin steht.

Es ist der rote Faden, welcher sich durch die komplette Saison zieht: Die Mannschaft will, die Mannschaft macht, die Mannschaft hat vor dem gegnerischen Strafraum auch immer wieder gute Ideen, aber die Mannschaft kann teilweise nicht, schon gar nicht wenn es darum geht, das Runde ins Eckige zu befördern. Es ist mit Ausnahme des Spiels in Dortmund keine Frage des Wollens, es ist keine Einstellungsfrage. Es ist vor allem in der Offensive ein Qualitätsproblem, welches in dieser Saison auch nicht mehr behoben werden wird. Dies ist den Spielern nur sehr eingeschränkt vorzuwerfen, die sportliche Leitung ist gefragt Lösungen zu entwickeln, hoffentlich das FIFA-Urteil über den Sommer hinaus mindestens zu suspendieren und wenn nicht mit den vorhandenen Spielern eine andere Spielanlage zu entwickeln, mit welcher man in der kommenden Saison wieder torgefährlicher auftreten wird können. Dies umschließt auch das Trainerteam, bessere Lösungen zu finden und sich, wenn nötig, aus der spielerischen Komfortzone zu bewegen.

„Eine Mannschaft hat Fußball gespielt, die andere nicht“

Steffen Baumgart

„Wir wissen, was wir können. Und wir können eine ganze Menge nicht. Wir sind gut als Kollektiv, aber wir haben Defizite anderen Mannschaften gegenüber“, fand FC-Trainer Steffen Baumgart nach dem Spiel relativ deutliche Worte zur spielerischen Gesamtsituation, verriet allerdings damit nach dem 35. Pflichtspiel der Saison auch keine großen Geheimnisse. Es geht in dieser Saison mit der offensiven Qualität der Mannschaft letztlich bloß noch darum, möglichst frühzeitig die Klasse zu halten, denn man gehört qualitativ zu den schwächeren Mannschaften der Liga.

Das Gute ist: Von allen Abstiegskandidaten hat man mit die beste Ausgangssituation und kann schon nächste Woche beim Tabellennachbarn in Augsburg einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Zusätzlich stehen auch noch Spiele in Hoffenheim (29. Spieltag) und gegen die Hertha (32. Spieltag) auf dem Terminkalender, in welchen man sich, zeigt man wieder das gleiche Engagement wie am Wochenende, durchaus Punkte ausrechenen darf. Auf die Kurve jedenfalls werden die “Geißböcke” sich verlassen können, ein leeres Stadion oder Angst vor den Emotionen der eigenen Kurve muss keiner im FC-Dress fürchten. Ein nicht zu unterschätzendes Pfund in den letzten acht Spielen.

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