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Nachspiel

Der 1. FC Köln siegt in Jena im Elfmeterschießen: Mit einem dunkelblauen Auge in die zweite Pokalrunde

Der 1. FC Köln ist einer Pokalblamage nur knapp entgangen: Beim FC Carl Zeiss Jena setzten sich die “Geißböcke” erst im Elfmeterschießen durch. Ein Sieg, der nur wenig Hoffnung für die anstehenden Aufgaben machte.

Foto: imago images / Jan Huebner

Thomas Kessler war noch immer recht blass um die Nase herum, als er sich mit den Staffmitgliedern des 1. FC Köln abklatschte. Die Nervenanspannung nach dem Zittersieg gegen den Viertligisten Carl Zeiss Jena wollte der Freude über das Weiterkommen im Pokal partout nicht weichen, jedenfalls noch nicht. Der Leiter der Lizenzspielerabteilung der Kölner mag in diesem Augenblick an eine denkwürdige Begegnung gegen die Jenenser am dritten Spieltag der Saison 2007/08 gedacht haben. Das Spiel hätte der damaligen Spielzeit, die mit dem Aufstieg geendet hatte, eine völlig andere Richtung geben können, stand Christoph Daum doch nach einem deutlich verpassten Aufstieg in der vorigen Saison und einer 0:1-Niederlage gegen Alemannia Aachen im vorhergehenden Heimspiel unter einigem Druck.

Kessler hatte damals die dramatische Begegnung als Ersatz für Torwart Faryd Mondragon von der Bank aus verfolgt, zwei andere Protagonisten der Partie, Assistenztrainer Kevin McKenna und der Sportdirektor des Regionalligisten, Tobias Werner, standen nun nur wenige Meter von ihm entfernt. Die Beiden hatten sich so manchen harten Strauß geliefert, aber dieses Spiel sollte alles toppen. Carl Zeiss Jena war mit 3:1 in Führung gegangen, ehe die Kölner sich spät in der 2. Halbzeit zur Aufholjagd aufgemacht hatten. Zwei Tore von Adil Chihi hatten dann zum Gleichstand geführt, bevor der dunkelhaarige Stürmer per Eckball das 4:3-Siegtor vorbereitet hatte, das Torwart Kasper Jensen durch ein Eigentor verschuldete.

Adil Chihi und Faryd Mondragon beim 4:3-Heimsieg über Carl Zeiss Jena in der Saison 2007/08  Foto: imago/Matthias Koch

Der knappste aller möglichen Siege in einer K.o.-Runde

Möglicherweise kam ihm an diesem späten Sonntagnachmittag die Partie von vor 14 Jahren in den Sinn, vielleicht dachte er aber auch an das Pokalspiel, das mit dem knappsten aller möglichen Siege in einer K.o.-Runde geendet hatte. So knapp, so verdammt knapp, mag er sich in diesem Moment gesagt haben. Die Sonne an diesem frühen Sonntagabend im Ernst-Abbe-Sportfeld blendete ihn, er kniff die Augen zusammen. Er atmete durch. Gerade nochmal gut gegangen, ein frühes Pokal-Aus hätte wirklich niemand gebraucht. Vieles in dieser Partie hatte an die letzte Saison erinnert. Die Schwierigkeiten, ins Spiel zu kommen, das daraus resultierende frühe Gegentor, das zögerliche Abwehrverhalten, das oft durchsichtige Aufbauspiel und die überschaubare Leistungen der Stürmer, die vor allem gegen Ende der Partie und in der Verlängerung zwar zu Chancen kamen, dabei jedoch jegliche Treffsicherheit vermissen ließen.

“Vor allem in der ersten Hälfte haben wir uns zu wenige zwingende Torchancen herausgespielt. Wir haben uns wirklich schwergetan und zu selten die richtigen Räume gefunden.”

So muss auch die Einschätzung von Trainer Steffen Baumgart etwas verwundern, der befand, dass “die Leistung meiner Mannschaft in Ordnung gehe, gerade wenn ich die Verlängerung betrachte. Wir hatten sehr viele Ballgewinne.” Kapitän Jonas Hector wurde da schon deutlicher. Gerade im letzten Drittel sei sein Team nicht konsequent genug gewesen. “Vor allem in der ersten Hälfte haben wir uns zu wenige zwingende Torchancen herausgespielt. Wir haben uns wirklich schwergetan und zu selten die richtigen Räume gefunden.”

Foto: imago/Eduard Bopp

Mitte der 2. Halbzeit war es besser geworden und diese Steigerung hatte einen Namen: Ellyes Skhiri. Er übernahm sofort das Kommando im Mittelfeld, erzielte das Ausgleichstor mit einem überlegten Flachschuss und gab fortan dem Spiel der Kölner die vorher vermisste Klarheit und Struktur. Daraus resultierten Chancen, die allerdings nicht in Tore umgemünzt werden konnten. So wurde eine Verlängerung und schließlich auch ein Elfmeterschießen notwendig, das dank Marvin Schwäbe und seiner guten Paraden gegen die ersten beiden Schützen Jenas bei gleichzeitiger Treffsicherheit der Kölner Gegenparts siegreich für den FC endete.

Ein Spiel, das nur wenig Hoffnung macht

Was war gut? Wenig. Ellyes Skhiri natürlich, wobei die Sorge bleibt, wie lange noch? Marvin Schwäbe mit seinem fehlerlosen Torwartspiel. Und die Coolness der beiden Youngster, Tim Lemperle und Jan Thielmann, bei ihren Elfmetern. Ansonsten? Reichlich Sand im Getriebe. Und die bange Frage, wie sich wohl die beiden Außenverteidiger gegen Gegenspieler mit Bundesligaformat schlagen werden, schienen sie doch selbst gegen biedere Regionalligaspieler bisweilen überfordert zu sein.

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Die Auslosung der zweiten Pokalrunde findet am 29. August statt. Vorher stehen die ersten drei Spieltage der Saison 2021/22 an, zu Hause gegen Hertha BSC und den VfL Bochum, auswärts bei den Münchener Bayern. Mit einer Leistung wie der am Sonntag im Ernst-Abbe-Sportfeld zu Jena muss man kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass in diesen Begegnungen wenig bis gar nichts zu holen sein wird. Wobei: Wir reden hier über Fußball, und da ist, wie wir alle wissen, alles möglich. Denn der Ball ist rund und jedes Spiel dauert 90 Minuten. Binsenwahrheiten, gewiss. Oder doch nicht? Also: Alles ist drin. Auch für den 1. FC Köln.

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