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Nachspiel

Der 1. FC Köln siegt 3:1 in Augsburg: Den Charaktertest bestanden

Ein schwieriges Unterfangen hatte Steffen Baumgart seiner Mannschaft vor dem Auswärtsspiel in Augsburg prophezeit, und dieses wurde es dann auch. Letztlich gewinnt der 1. FC Köln allerdings in der Fuggerstadt mit 3:1 und ist dem obersten Saisonziel Klassenerhalt ein großes Stück näher gekommen.

Ellyes Skhiri im Zweikampf mit dem Augsburger Elvis Rexhbecaj (Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Einen Besuch ist diese Stadt ganz bestimmt wert. Denn trotz seiner 300 000 Einwohner hat sich Augsburg den beschaulichen Charme einer Kleinstadt bewahrt mit seinen alten Gassen und Wirtshäusern, die zur Einkehr einladen. Und Augsburg kann mit Kulturellem punkten: Prachtvolle Zeugen der Baukunst von Renaissance über Barock und Rokoko bis hin zum Historismus belegen Bedeutung und einstigen Reichtum der Fuggerstadt. Die Stadt ist ein Kleinod und will so gar nicht zu dem Auftreten der Profiabteilung des FC Augsburg passen.

Auch beim Gastspiel des 1. FC Köln wurde von Augsburger Seite wieder vieles geboten, an das man sich nicht gewöhnen möchte. Verantwortliche, die HB-Männchen gleich bei fast jeder Gelegenheit wild gestikulierend von der Ersatzbank aufspringen, Spieler, die recht ungeniert der Schauspielerei frönen und ein Mannschaftskapitän in personam Jeffrey Gouweleeuw, der kaum zu bändigen schien und sich wahlweise mit Schiedsrichter, Linienrichter und diversen Gegenspielern anlegte. Augsburg – eine Reise wert? Nun, touristisch durchaus.

Eine taktische Umstellung sicherte den Sieg

Der Spielfilm der Partie ist schnell erzählt. Nach einer guten Viertelstunde führten die Kölner nach Toren von Ellyes Skhiri (7.) und Eric Martel (16.) schon mit 2:0 – und trotzdem war Trainer Steffen Baumgart nicht restlos zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Besonders auf der rechten Abwehrseite taten sich große Lücken auf, dort, wo Benno Schmitz seinen Gegenspieler Ruben Vargas nie in den Griff bekam. Vargas war es dann auch, der zum 1:2 verkürzen konnte (29.). Mit etwas Glück rettete der 1. FC Köln die knappe Führung in die Halbzeitpause hinein.

Jeff Chabot im Zweikampf mit dem Augsburger Nathanael Mbuku (Foto:  Sebastian Widmann/Getty Images)

Steffen Baumgart stellte um, wechselte Dejan Ljubicic für Benno Schmitz ein und zog Kingsley Schindler zurück auf die rechte defensive Außenbahn – mit Erfolg, denn die Augsburger mussten sich zunehmend langer Bälle bedienen, die zumeist leichtes Opfer von Timo Hübers und Jeff Chabot wurden. Zudem bereitete Ljubicic das 3:1 durch Linton Maina (59.) mit einem langen Sprint und zentimetergenauer Flanke vor. Die Kölner ließen noch die ein oder andere Kontermöglichkeit liegen, die Augsburger mühten sich, konnten das Tor von Marvin Schwäbe erst in der Schlussminute durch Arne Engels ernsthafter in Gefahr bringen. Der Schlusspfiff des guten Unparteiischen Robert Schröder beendete eine Partie, die  die Rheinländer einen wichtigen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen ließ.

Was in Erinnerung blieb: Nicht nur Chabots Grätsche und Schindlers Einwurf

Vor der Partie hatte Baumgart die Seinen gewarnt. Ein schwieriges Unterfangen stünde ihnen bevor. Was er damit meinte, wurde am Samstagnachmittag sehr schnell klar auf dem Rasen des Augsburger Stadions. Ein sehr physisch agierender Gegner, der auch nicht vor Verbalattacken zurückschreckte und vom Heimpublikum nach vorne gepeitscht wurde. Da war Mut gefragt, Stärke und der Wille, bedingungslos dagegenzuhalten. Und das taten sie, die Spieler mit dem Geißbock auf der Brust. Attestiert wurde ihnen das auch von ihrem Trainer: “Die Jungs haben ein gutes Spiel gemacht und haben sehr konzentriert gearbeitet,” stellte dieser nach der Partie fest.

“Die Jungs haben ein gutes Spiel gemacht und haben sehr konzentriert gearbeitet.”

(Steffen Baumgart)

Diese Einstellung konnte kaum besser versinnbildlicht werden, als durch Jeff Chabots Grätsche gegen Frederik Jensen am Rand des Kölner Sechzehners kurz nach der Halbzeit. Überhaupt Chabot. Zum wiederholten Male lieferte er eine Partie ohne Fehl und Tadel ab und trug entscheidend zum 3:1-Auswärtssieg bei. Erwähnt werden muss auch Kingsley Schindler und zwar nicht nur wegen seiner guten Defensivleistung. Seine Geistesgegenwart beim Einwurf verschaffte Eric Martel den Freiraum, der dem ex-Leipziger seinen ersten Bundesligatreffer und dem FC die zwischenzeitliche 2:0-Führung bescherte. Also, für Chabot und Schindler und eigentlich für das ganze Team des 1. FC Köln galt an diesem Nachmittag: einen wichtigen Dreier eingefahren und den dafür notwendigen Charaktertest bei einem sehr unangenehmen Gegner bestanden.

Das nächste Spiel: Die Meenzer kommen

Am nächsten Samstag (15 Uhr 30) steht der nächste Charaktertest für die Kölner an, denn mit Mainz 05 tritt eine Mannschaft in Müngersdorf an, die bissig, aggressiv und laufstark agiert und wie die Augsburger wenig wählerisch ist in der Wahl der Mittel, die sie zum Erfolg führt. Zudem  befindet sich das Team von Trainer Bo Svensson gegenwärtig in einer ausgezeichneten Form und liegt in der Rückrundentabelle auf Platz 3, nur einen Punkt hinter Bayern München.

Im Hinspiel versucht Kingsley Schindler den Mainzer Angelo Fulgini zu stoppen. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Das Kölner Stadion wird sicherlich ausverkauft sein, zumal in der Gästekurve eine größere Reisegruppe anzutreffen sein wird – die Mitarbeiter des Mainzer Nachwuchsleistungszentrums und der Geschäftsstelle, die bereits am Freitag anreisen, um ihre U19 beim Halbfinal-Rückspiel bei der U19 des 1. FC Köln (16 Uhr, Franz-Kremer-Stadion) anzufeuern. Auch Steffen Baumgart wird sich diese Begegnung nicht entgehen lassen, stehen doch mit Justin Diehl, Damion Downs, Elias Bakatukanda und Meiko Wäschenbach vier Akteure in Stefan Ruthenbecks Team, die in der kommenden Saison Teil des Kölner Profikaders sein werden.

In einem gewissen Sinne ist auch das Bundesligaspiel gegen die Mainzer am Samstag eine Vorschau auf die nächste Saison, denn Baumgart wird auf den gelbgesperrten Ellyes Skhiri, sicherer Abgang im Sommer, verzichten müssen. Man darf gespannt sein, wer im defensiven Mittelfeld den Platz neben Eric Martel einnehmen wird in einer Partie, in der die Kölner hoffen werden, erneut zu punkten und damit einen weiteren Schritt zum Klassenerhalt vollziehen zu können. Kein leichtes Unterfangen,  jedoch mit der in Augsburg gezeigten Leistung kein Ding der Unmöglichkeit.

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