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Nachspiel

Der 1. FC Köln siegt 3:0 gegen Fehérvár: Wohin nur mit all der Freude?

Die Euro-Party des 1. FC Köln geht weiter. Mit einem 3:0-Erfolg beim ungarischen Vertreter Fehérvár FC gelang es den Rheinländern, die Hinspiel-Niederlage nicht nur zu egalisieren, sondern in der Addition von Hin- und Rückspiel als Sieger dieser Playoff-Runde in die Gruppenphase einzuziehen.

Nach dem Schlusspfiff: Alle feierten das 3:0, Fans, Spieler, Trainer und Betreuer. (Foto: effzeh.com)

An diesem Tag passte einfach alles zusammen. Der Himmel über Székesfehérvár war in ein strahlendes Blau getaucht, die Luft roch nach Sommer, Bratwurst und Bier, die Gastgeber erwiesen sich als ebenso geschickte wie gastfreundliche Organisatoren, die MOL Aréna Sóstó wurde vom Rot der Kölner Fans dominiert – und die Partie, die der 1. FC Köln mit 3:0 beim Fehérvár FC gewann und damit den Einzug in die Gruppenphase der Conference League schaffte, setzte alledem noch die Krone auf.

Und so blickten nach Spielschluss Spieler, Betreuer und Trainer der Kölner mit glänzenden Augen in die rote Wand aus über 3000 mitgereisten Fans, die jubelten, tanzten, sangen und nicht zu wissen schienen wohin mit ihrer Freude. Und auch auf dem Rasen wurde getanzt, sogar Trainer Steffen Baumgart legte eine kesse Sohle auf das satte Grün der Arena. Es schien fast körperlich spürbar, hier war etwas Einzigartiges geschehen.

Tore zum richtigen Zeitpunkt und ein Klassetorwart

Zu Beginn der Begegnung, die über so vieles entschied, über Finanzen, sportlichen Erfolg und Gefühlslage rund um das Geißbockheim benötigten die Kölner einige Minuten, um ihrer Nervosität Herr zu werden. Zunächst setzte Florian Kainz nach Vorarbeit von Dejan Ljubicic einen Schuss zu hoch an (5.), dann verpasste auf der Gegenseite Mittelstürmer Budu Zivzivadze eine Hereingabe wenige Meter vor dem Gästetor nur sehr knapp (6.).

Danach nahm allerdings Steffen Baumgarts Team zunehmend das Ruder in die Hand und wurde durch das 1:0 belohnt, das Timo Hübers mit einem wuchtigen Kopfball nach Ecke Kainz erzielte (10.). Die Kölner wollten nachlegen, erspielten sich jedoch trotz aller Überlegenheit nur wenige klare Chancen. Kainz fulminanter Schuss aus zentraler Position war eine solche (37.), ebenso Mainas Versuch nach Hereingabe des wieder sehr agilen Florian Kainz (45.).

Im Hinspiel kämpft hier Jonas Hector mit Budu Zivzivadze um den Ball. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Es gibt Tore, die zum richtigen Zeitpunkt fallen, und ein solches war der Volley von Ellyes Skhiri unmittelbar zu Beginn der 2. Halbzeit nach Kopfballvorlage von Kristian Pedersen. Dieses 2:0 würde das Ausscheiden der Ungarn bedeuten, die ihre Offensivbemühungen in der Folge verstärkten. Marvin Schwäbe hielt hervorragend gegen Zivzivadzes Versuch aus Nahdistanz (61.) und ebenso dessen platzierten Schuss aus 25 Metern (70.). Steffen Baumgart hatte inzwischen eine Reihe von frischen Kräften gebracht, u.a. auch den etwas angeschlagenen Jonas Hector, der mit all seiner Klasse und seiner großen Erfahrung entscheidend dazu beitrug, dass Fehérvár das Kölner Tor kaum mehr in Gefahr brachte. Im Gegenteil: Eine Maßflanke von Jan Thielmann verwertete Kingsley Schindler kurz vor Ende der Nachspielzeit zum 3:0 und leitete damit die rheinischen Feierlichkeiten ein.

Erkenntnisse: Die Breite des Kaders hilft

Steffen Baumgart wird in dieser Saison nicht müde, zu betonen, wie wichtig die Breite seines Kaders ist. Sie war es, die  beim Sieg in Fehérvár die Einwechselungen ermöglichte, die für den 3:0-Triumph entscheidend waren. Jonas Hector kam von der Bank, Jan Thielmann bereitete den Ungarn mit seiner Schnelligkeit große Probleme und Kingsley Schindler schoss das beruhigende letzte Tor. Kingsley Ehizibue sah gegen Palko Dardai deutlich besser aus als Benno Schmitz vorher und Mathias Olesen unterstrich mit seiner erstaunlich abgeklärten Spielweise, warum das Trainerteam so viel von ihm hält.
Steffen Baumgart schloss jedoch das ganze Team in sein Lob ein: “Man redet oft von Stolz. Wir haben das weitergeführt, was wir in der vergangenen Saison begonnen haben. Die Jungs haben alles rausgehauen”, sagte er nach der Partie.

“Man redet oft von Stolz. Wir haben das weitergeführt, was wir in der vergangenen Saison begonnen haben. Die Jungs haben alles rausgehauen.” (Trainer Steffen Baumgart)

Sicherlich übertüncht dieser Erfolg nicht alle Baustellen im Team. Florian Dietz bekam in dieser Partie genauso seine Grenzen aufgezeigt wie Linton Maina. Die Tore erzielten ein Innenverteidiger, ein defensiver Mittelfeldspieler und ein polyvalent einsetzbarer Akteur für die Außenbahn. Mark Uth wird arg vermisst, die entsprechende Match-Fitness und Form von Steffen Tigges ebenso.
Umso wichtiger, dass der 1. FC Köln mit Marvin Schwäbe einen Keeper besitzt, der auch in entscheidenden Phasen kühlen Kopf, schnelle Reaktionen und lebensnotwendige Paraden zeigt. Das kann den Unterschied machen, zwischen Klassenerhalt und Abstiegsgefahr – und dem Weiterkommen in der Conference League.

Der Ausblick: Europa, wir kommen!

Nach der Euphorie des Weiterkommens in den Playoffs stand am Freitag wieder etwas Profanes auf dem Programm – die Auslosung der Gruppenhase der Conference League. Dabei wurde dem 1. FC Köln die Gruppe D zugeordnet, in der die Domstädter auf Partizan Belgrad, OGC Nizza und den 1. FC Slovacko treffen werden.

Partizan Belgrad hat in seiner 77jährigen Geschichte eigentlich immer zu den Spitzenclubs zunächst Jugoslawiens, danach auch Serbiens gehört. 27 Meistertitel, 16 Pokalsiege und das Erreichen des Endspiels im Europapokal der Landesmeister 1966 geben ein beredtes Zeugnis von der erfolgreichen Vergangenheit des Klubs. Gegenwärtig belegt das Team den 11. Platz in der serbischen SuperLiga, hat allerdings zwei Partien weniger absolviert als die meisten seiner Konkurrenten.

OGC Nizza wird mit Lucien Favre von einem guten alten Bekannten aus Gladbacher und Dortmunder Zeiten trainiert. Die Erfolge des Vereins von der Cote d’Azur liegen jedoch schon weit über ein halbes Jahrhundert zurück, wo in den 50ern vier Meistertitel und zwei Pokalsiege errungen werden konnten. Der letzte nationale Titel datiert aus dem Jahr 1997, als OGC den französischen Pokal durch ein 4:3 nach Elfmeterschießen gegen EA Guingamp gewinnen konnte. Aktuell rangiert man in der Ligue 1 mit lediglich 2 Punkten aus drei Spielen auf Platz 15.

Spieler von OGC Nizza feiern das entscheidende 2:0 im Playoff-Rückspiel am 25. August 2022 gegen Maccabi Tel-Aviv (Foto: VALERY HACHE/AFP via Getty Images)

Der 1. FC Slovacko ist ein Klub aus der tschechischen Stadt Uherské Hradiště, die im Zentrum der Region Böhmische Slowakei gelegen ist. Er wurde im Jahr 2000 als Zusammenschluss zweier Vereine, die interessanter Weise beide auf den Namen FC Synot hörten, gegründet. Größter Erfolg der noch jungen Vereinsgeschichte war der tschechische Pokalsieg im Jahr 2022. In die Gruppenphase gelangte das Team durch zwei glatte Siege (3:0 und 1:0) über AIK Stockholm. Gegenwärtig belegt die Mannschaft den dritten Tabellenplatz der Fortuna Liga.

Für die Fans stehen mithin Reisen nach Serbien, Tschechien und die französische Mittelmeerküste auf dem Spielplan, wobei das letztgenannte Reiseziel wohl in der Beliebtheitsskala ganz weit oben rangiert. Sportlich kann man den Eindruck gewinnen, dass es noch schlimmer hätte kommen können – herausfordernd wird es aber allemal. Wird es den Kölnern gelingen, die Gruppenphase zu überstehen? Man wird sehen.

 

 

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