Folge uns
.

Vorspiel

Der 1. FC Köln reist nach Dortmund: Kampf dem Karnevals-Blues

Nur ein Sieg in den letzten acht Spielen, in den letzten vier Spielen kein eigenes Tor geschossen: Die Formkurve des 1. FC Köln zeigt derzeit steil nach unten. Steffen Baumgart muss neue Impulse finden, damit seine Mannschaft wieder Tore schießt. Möglichst schon am Samstagabend in Dortmund.

Kollektiver Torjubel der Kölner im Hinspiel gegen den BVB (Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Auf eine gute Rückrunde hatten sie gehofft beim 1. FC Köln. Die herbstliche Reise nach Europa, welche zwischen Mitte August und Mitte November für insgesamt neun englische Wochen sorgte, brachte zwar einerseits unvergessliche Erlebnisse, andererseits allerdings auch einen sehr hohen Kräfteverschleiß mit sich, der sich am Ende auch in den Ergebnissen in der Bundesliga widerspiegelte. Die berühmte Doppelbelastung, der die Rheinländer letztlich auch Tribut zahlen mussten, galt dann auch nachvollziehbarerweise als eine Erklärung für das schwache Ende 2022 mit drei Niederlagen in Folge. 2023, so die Wunschvorstellung, würde man dann wieder in jedes Spiel vergleichsweise frisch reingehen und entsprechend wieder den Baumgart-Fußball arbeiten, mit welchem man in der vergangenen Saison bis auf Platz Sieben und damit nach Europa stürmte.

Der Plan, er schien zunächst auch aufzugehen: Zuerst schoss man im Bundesliga-Topspiel des 16. Spieltags Mitte Januar Werder Bremen mit 7:1 aus Müngersdorf, anschließend lieferte man den Bayern in München einen heißen Kampf und musste erst kurz vor Schluss den Ausgleich hinnehmen und konnte zwei torlose Spiele gegen Schalke und Leipzig später einen 3:0-Sieg über Champions League-Achtelfinalist Eintracht Frankfurt feiern. Auf Platz 11 liegend waren es nach dem 20. Spieltag nur vier Punkte Rückstand auf Platz 7, mindestens aber eine Abschlussposition auf einem einstelligen Tabellenplatz schien absolut greifbar. Der FC war eines der Teams der Stunde, kämpfte, kratzte und biss sich wieder in jede Partien und machte dem Gegenüber das Leben extrem schwer. Da war er wieder, der 1. FC Köln, eine der unangenehmsten Mannschaften der Bundesliga.

Der Karneval als Nubbel für die schlechte Form?

Seit dem Sieg gegen Frankfurt jedoch hat sich dieses Bild ganz grundlegend geändert. Denn die Ergebnisse stimmen überhaupt nicht mehr: 0:3, 0:2, 0:0, 0:2 – so die äußerst ernüchternden Ergebnisse seit der Feierstunde gegen die Eintracht. Insbesondere der zuletzt wenig erbauliche Auftritt gegen den bis dahin Tabellenletzten aus Bochum am vergangenen Freitagabend gab durchaus Grund zur Sorge. Zwar stimmte die Laufleistung mit 119 gefressenen Kilometern durchaus, ansonsten fehlte es jedoch an quasi allem, was die letzte Saison so erfolgreich machte. Und die unglaublichen 36 Flanken im Spiel den VfL waren auch nicht schön anzuschauen, da sie quasi nie einen Abnehmer fanden.

Ein Grund für die abfallende Formkurve der letzten Wochen? Steffen Baumgart fand sie auf der Spieltags-PK vor dem Spiel bei Borussia Dortmund: „Karneval hat uns nicht gutgetan“, so die für alle kölschen Frohnaturen etwas traurige Diagnose. Die Erläuterung zur Diagnose: Erkältungen durch Feierei, Veranstaltungen statt Training. Kaum eine für Profisportler geeignete Mischung während der Saison. „Jetzt habe ich das Gefühl, dass die Jungs wieder viel frischer und klarer werden“, schob Baumgart allerdings anschließend auch nach und sprach von Euphorie, mit welcher man ins Spiel gegen den BVB gehen werde. Der Karnevals-Blues, er soll also überwunden sein.

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images

So nachvollziehbar die Erklärung von Baumgart über die negativen Auswirkungen des Karnevals erscheinen, so wenig sollte man allerdings die Augen davor verschließen, dass der FC derzeit taktisch ein wenig entschlüsselt scheint: Die Gegner überlassen dem FC den Ball, verteidigen die Flanken und Schnittstellenpässe gut und konzentriert und verlassen sich anschließend darauf, dass die Kölner Stürmer kollektiv nicht zeigen, dass sie den Unterschied machen können. Selbst dem Tabellenletzten aus Bochum gelang dies. Nicht zuletzt liegt dies auch daran, dass Unterschiedsspieler wie Skhiri und Kainz, welche für das Funktionieren der Offensive eine erhebliche Verantwortung tragen, derzeit von ihrer Topform ein gutes Stück entfernt sind. Entsprechend muss sich Baumgart auch überlegen, wie er die Offensive wieder strukturell ins Rollen bekommt, wenn die Formkurve der beiden Spieler bis Saisonende nicht wieder nach oben zeigen sollte. Sei es über weniger Flanken, sei es darüber, dem Gegner das Spiel überlassen zu wollen und ein wenig mehr Union Berlin zuzulassen. Sonst wird es nicht nur keine gute Rückrunde, sondern die Gefahr besteht, dass es eine katastrophale Rückrunde wird.

Ausgangslage

Prekär ist die Situation noch nicht für die Rheinländer. Mit 27 Punkten sitzt man weiterhin auf der 12. Tabellenposition, vermeintlich komfortable sieben Punkte vor dem Relegationsrang. 9 Punkte sind es nach oben auf Rang 7, welcher zur Conference League Play-Off-Teilnahme berechtigen würde. Mit Mainz, Wolfsburg und Leverkusen stehen allerdings auch formstarke Teams zwischen diesem Rang und dem 1. FC Köln, sodass man sich von diesem Traum nach den letzten Spielen verabschieden sollte. Vielmehr geht es jetzt darum, wieder in die Spur zu finden und so schnell wie möglich 40 Punkte zu sammeln, die immer den Klassenerhalt garantieren und obendrein eine solide Saison attestieren. Ausfallen werden nur die langzeitverletzten Sebastian Andersson (Knieverletzung), Florian Dietz (Kreuzbandriss), Luca Kilian (Muskelbündelriss), Kristian Pedersen (Muskelverletzung in der Wade), Jan Thielmann (Muskelverletzung) und Mark Uth (Schambeinprobleme).

Der Gegner aus Dortmund jedoch hat bereits 50 Punkte gesammelt und steht auf dem zweiten Tabellenrang nur zwei Punkte hinter dem aktuellen Meister aus Bayern. Die erste Meisterschaft seit 2012 ist im Bereich des Möglichen, auch wenn die Bayern derzeit in Form zu sein scheinen. Vor dem Aufeinandertreffen der beiden Schwergewichte am 26. Spieltag in München will der BVB aber die Schlagdistanz wahren, nachdem man beim CL-Aus in London beim FC Chelsea und anschließend beim Unentschieden im Revierderby jedoch empfindlich getroffen wurde. Vielleicht die Chance für die Kölner, die sich gerade etwas schüttelnden Dortmunder im richtigen Moment zu treffen.

Fotos: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images

So lief das letzte Aufeinandertreffen

Mit 0:1 aus Sicht der Kölner Heimmannschaft ging es am 8. Spieltag in Köln-Müngersdorf nach einem Treffer von Julian Brandt in der 31.Spielminute in die Pause, kölsche 11 Minuten später stand es nach Toren von Kainz zum Ausgleich (BVB Trainer Terzic: „Das schlimmste Tor, was wir in der Hinrunde bekommen haben“) und ausgerechnet Tigges 2:1 für den FC. Müngersdorf bebte, denn das Spiel war gedreht! Ljubicic sorgte in der 71. Minute für das vorentscheidende 3:1, bevor ein Eigentor von Schmitz in der 78. Spielminute noch einmal für Spannung sorgte. Doch letztlich gewannen die Geißböcke aufgrund der zweiten Halbzeit verdient mit 3:2 und vermiesten Anthony Modeste die Rückkehr nach Köln. Die 10 Minuten nach der Pause, trotz Europa vielleicht das Highlight der Hinrunde. “Das sind so besondere Momente. Wenn ich mit dem Fußballspielen aufhöre, werde ich mich daran erinnern”, schwärmte Dejan Ljubicic jedenfalls nach Schlusspfiff über die Gefühle nach dem 3:1.

Top-Fakt

Köln punktete in vier der letzten fünf Partien gegen Dortmund, jedoch ist der BVB diese Saison äußerst heimstark und weist eine Bilanz von 9-1-1 auf. Lediglich Werder Bremen konnte am 3. Spieltag in Westfalenstadion gewinnen (2:3), die Bayern entführten am 9.Spieltag einen Punkt (2:2).

Das sagen die Trainer

Edin Terzic (Borussia Dortmund): „Köln ist extrem gefährlich aus dem Spielaufbau mit tiefen Bällen und mit vielen Flanken. Wir haben großen Respekt davor, was Steffen mit der Mannschaft aufgebaut hat. Wir müssen ein intensives Spiel zeigen, um als Sieger vom Platz zu gehen.“

Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Ich bin weit davon entfernt, daran zu glauben, dass wir nicht die Wende schaffen. Es ist eine wichtige Phase für uns. Wir bleiben bei uns, damit habe ich in meiner Zeit als Trainer gute Erfahrungen gemacht. Solange die Jungs daran glauben, und das tun sie, gehen wir mit Euphorie ins Spiel.“

Schiedsrichter

Daniel Siebert (SR), Jan Seidel (SR-A. 1), Rafael Foltyn (SR-A. 2), Florian Badstübner (4. Offizieller), Pascal Müller (VA), Markus Sinn (VA-A)

So könnte der FC spielen:

Schwäbe – Schmitz, Hübers, Chabot, Hector – Martel, Skhiri – Ljubicic, Kainz – Maina, Tigges

Mehr aus Vorspiel

.