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Nachspiel

Der 1. FC Köln holt ein 2:2 in Bochum: Verdientes Remis an der Castroper Straße

Beim VfL Bochum erkämpft sich der 1. FC Köln ein verdientes 2:2, der Punktgewinn an der Castroper Straße gegen den couragierten Aufsteiger offenbart schwere Beine, aber auch bekannte Comeback-Qualitäten der “Geißböcke”.

Anthony Modeste im Kopfballduell mit dem Bochumer Elvis Rexhbecaj. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Tief im Westen, im Reich von Kneipen, Pils und Currywurst, genau dort ist das Ziel der schönsten Auswärtsfahrt in der Bundesliga, wenn man reiseerprobten Anhängern des 1. FC Köln glauben darf. An der Castroper Straße oder richtiger “anne Castroper”,  im schmucken Ruhrstadion, wo Herbert Grönemeyers Hymne auf seine Heimatstadt Bochum die Fans vor dem Spiel auf Temperatur bringt. Pandemiebedingt mussten die Auswärtsfahrer diesmal auf diesen musikalischen Genuss verzichten und so waren es nur 750 Heimfans, die ein 2:2-Unentschieden zwischen ihrem VfL und den “Geißböcken” sahen. Erfreuen konnten sie sich nicht so sehr an dem von Grönemeyer besungenen Doppelpass, mit dem die Bochumer angeblich jeden Gegner nass machen, sondern an einer geschlossenen Mannschaftsleistung ihres VfL und an Spielern, die mit ihrem Tempo die Kölner in die ein oder andere Schwierigkeit brachten.

Und dieser Geschwindigkeit verdankten die Schützlinge von Trainer Thomas Reis auch ihre ersten Chancen, die Kölns Keeper Marvin Schwäbe noch reaktionsschnell vereiteln konnte, bevor er in der 26. Minute machtlos zusehen musste, wie Gerrit Holtmann zur Bochumer Führung ins rechte untere Toreck traf. Doch auch die Kölner spielten mit, Anthony Modeste ließ eine große Gelegenheit ungenutzt ließ und auch Luca Kilians Kopfball fand nicht den Weg ins Bochumer Tor. Nach einer Ecke von Florian Kainz war es dann schließlich Timo Hübers, der mit einem wuchtigen Schuss unter die Latte zum Ausgleich traf (38.). Und dann drehten die Kölner sogar die Partie, als Modeste nach Kainz’ öffnendem Pass sehenswert zum 1:2 traf (45.).

Louis Schaub kämpft um den Ball mit dem Bochumer Kostas Stafylidis. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Die erste Viertelstunde nach der Halbzeit gehörte dem FC, der Ball und Gegner kontrollierte, allerdings den letzten Pass häufig zu ungenau spielte. Nach einem Einwurf ließ die Kölner Defensive dann zu, dass der Ball mehrmals im eigenen Strafraum herumflippern durfte, bevor der eingewechselte Asano sich seiner annahm und humorlos zum 2:2 ins linke untere Toreck traf (71.). Marvin Schwäbe musste noch einmal seine Torwartkunst unter Beweis stellen, als Osterhage frei vor ihm auftauchte, doch schließlich blieb es bei dem insgesamt leistungsgerechten Unentschieden.

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Erkenntnisse: Schwere Beine, mangelndes Tempo, aber Comeback-Qualitäten

Schwer atmend, die Arme auf den Oberschenkeln aufgestützt, sah man Timo Hübers Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck kurz vor Ende der Partie fragen, wie lange denn noch zu spielen sei. Nicht nur ihm merkte man die Strapazen der 120 Minuten gegen den HSV an. Dies bestätigte auch Marvin Schwäbe: “Nach einer schweren Woche mit 120 Minuten, die wir am Dienstag noch auf dem Platz gestanden haben, hat man gemerkt, dass uns am Ende die Luft ausgegangen ist,” sagte er nach dem Spiel. Umso bemerkenswerter, dass Steffen Baumgarts Team es zum wiederholten Male schaffte, nach einem Rückstand zurückzukommen. Eigenschaften, die gewiss nicht viele FC-Teams in den letzten 30 Jahren vorweisen konnte. Hilfreich ist es dabei, wenn die Mannschaft mit Marvin Schwäbe einen reaktionsschnellen Torhüter hinter sich weiß, der seine Qualitäten auch in Bochum einige Male unter Beweis stellen musste.

“Nach einer schweren Woche mit 120 Minuten, die wir am Dienstag noch auf dem Platz gestanden haben, hat man gemerkt, dass uns am Ende die Luft ausgegangen ist.”

Allerdings fiel wie auch schon in den Spielen gegen die Bayern und den HSV erneut das Tempodefizit der Mannschaft ins Auge. In der Defensive ist es lediglich Timo Hübers, der auch hohes Tempo mitgehen kann. Luca Kilian vermag dies auf Strecke wohl auch, allerdings fehlt ihm die notwendige Antrittsschnelligkeit. Und Jonas Hector scheint mittlerweile deutlich besser im Mittelfeld aufgehoben zu sein, wo seine mangelnde Geschwindigkeit weniger ins Gewicht fällt als auf der linken Außenverteidigerposition. Bis Ende Januar wird ja wohl noch ein neuer Innenverteidiger kommen, es bleibt zu hoffen, dass neben Zweikampfstärke und einem ordentlichen Aufbauspiel auch Schnelligkeit zu seinem Anforderungsprofil gehört. Es würde der Abwehr guttun – und damit auch der ganzen Mannschaft.

Der Ausblick: Spielfreies Wochenende – dann kommt Freiburg

Erst am 5. Februar geht’s weiter, wenn der SC Freiburg um 15.30 Uhr in Müngersdorf antritt. Christian Streichs Team spielt eine grandiose Saison und rangiert auf einem hervorragenden 5. Tabellenplatz in Schlagdistanz der Champions-League-Ränge. Wie ungeheuer gefährlich die Breisgauer vor allem bei ihren Standards sind, mussten die Gladbacher Borussen Anfang Dezember bei ihrer 0:6-Heimniederlage gegen den SC erfahren, als vier der sechs Treffer nach einem ruhenden Ball fielen.

Steffen Baumgart hat gestern schon angekündigt, seiner Mannschaft zunächst die Gelegenheit zu geben, ihre Akkus wieder aufzuladen. In der kommenden Woche werden somit wohl regenerative Elemente das Training bestimmen, an dem möglicherweise auch Ellyes Skhiri wieder teilnehmen wird, falls Tunesien im Achtelfinale des Afrika-Cups gegen Nigeria ausscheidet. Und man darf gespannt sein, was sich auf der Seite der Zugänge noch tun wird beim 1. FC Köln. Zunächst heißt es also durchschnaufen – und dann neue Kräfte bündeln für die Partie gegen Freiburg.

 

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