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Nachspiel

3:1 in Hoffenheim: Zwischen ausgelassener Freude und Melancholie

Der 3:1-Erfolg bei der TSG Hoffenheim beendet eine rabenschwarze Kölner Serie – dennoch liegen Freude und Schmerz oft nah beieinander.

Davie Selke erzielt hier das 2:0 für den 1. FC Köln bei der TSG Hoffenheim (Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Andrej Kramaric ging leer aus. Der kroatische Goalgetter, der in den letzten Jahren besonders gerne gegen den 1. FC Köln trifft, schoss kein Tor. Überhaupt erzielten die Hoffenheimer nur einen Treffer, und den in der 94. Minute beim Stand von 3:0 für das Team von Steffen Baumgart. Dem Kölner Trainer wiederum gelang der erste Sieg in Sinsheim mit einer von ihm betreuten Mannschaft. Grund genug, nach dem Schlusspfiff über das ganze Gesicht zu strahlen, mit den Mitgliedern seines Staffs zu knuddeln und dann sogar in die Kurve zu gehen.

Jonas Hector und Marvin Schwäbe bejubeln das 3:0 durch Jan Thielmann (Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Dort war Feiern angesagt, die Kölner Spieler hüpften, tanzten und sangen mit den wohl 8000 angereisten Kölner Fans und verwandelten das Stadion in Sinsheim zu einer Stätte Kölschen Frohsinns. Und auch Trainer Baumgart ließ es sich nicht nehmen, einige Tanzschritte auf den grünen Rasen zu legen. Vergessen war die Anspannung der vergangenen 90 Minuten, ausgeblendet die Sorge um den verletzt ausgewechselten Dejan Ljubicic. Freude war angesagt, Freude und Frohsinn. Was die Anhänger und die meisten Spieler zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, war, dass Jonas Hector, ihr Kapitän, den Nachmittag mit einer nachdenklichen Note enden lassen würde – und mit mehr als nur einem Schuss Melancholie.

Erste Halbzeit top, etwas Glück, ein verdientes 3:1

Aber zur Chronologie des Spiels: Die ersten 45 Minuten zeigten einen 1. FC Köln, der wach war, griffig und zielstrebig. Keeper Marvin Schwäbe musste sich schon mit John Anthony Brooks anlegen (30. Minute), um nicht ganz beschäftigungslos zu sein. Florian Kainz mit einem mittig verwandelten Elfmeter (18.) und Davie Selke per Kopf (39.) brachten den FC mit 2:0 in Front – und das völlig verdient.

Dejan Ljubicic im Zweikampf mit Hoffenheims Kevin Akpoguma (Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Die Hoffenheimer Spieler hatten sich wohl von Pellegrino Matarazzo einiges anhören müssen, denn sie legten nach der Pause los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Die Kölner Defensive geriet ins Schwimmen, brachte aber irgendwie immer noch ein Bein zwischen die Abschlüsse der TSG und dem eigenen Tor. Nach gut einer Stunde bekamen die Geißböcke wieder Zugriff auf das Spiel und konnten die Hoffenheimer Stürmer vom eigenen Tor fernhalten. Zählbares war erst wieder in der Nachspielzeit zu verzeichnen. Zunächst das 3:0 durch Jan Thielmann und kurz danach der Ehrentreffer für die TSG durch Kasper Dolberg. Die Partie beendete dann wenig später der energische Pfiff von Schiedsrichter Robin Braun.

Was in Erinnerung bleibt: Die Teamleistung sowie Martel und Chabot

Auf jeden Fall eine Leistung des 1. FC Köln in den ersten 45 Minuten, die zu den besten der gesamten Saison zählte. Und es war eine Performance der gesamten Mannschaft, die die Grundlage für den späteren Sieg schuf. Trotzdem verdienen zwei Spieler besondere Erwähnung: Eric Martel und Jeff Chabot. Der junge Mittelfeldspieler übertraf mit seiner Laufleistung, seiner Zweikampfstärke und auch mit seinen Offensivaktionen sogar einen Ellyes Skhiri – und damit ist eigentlich alles gesagt. Und im Falle von Jeff Chabot ist es beinahe so, als trüge man Eulen nach Athen, wenn man zum xten Male die Defensivqualitäten des bärenstarken Innenverteidigers lobt.

“Den Sieg nehmen wir natürlich gerne mit. Und wir freuen uns über einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung.” (Steffen Baumgart)

Der Sieg in Hoffenheim lässt das Punktekonto der Kölner auf 35 Zähler anwachsen. Sollte Schalke am Sonntagnachmittag beim SC Freiburg keinen Sieg davontragen, würde das Polster des FC satte 10 Punkte auf Platz 16 betragen. Rein rechnerisch ist man noch nicht durch, doch der Klassenerhalt ist nah, sehr nah. Und entsprechend gelassen fiel auch das Fazit von Trainer Baumgart aus: “Den Sieg nehmen wir natürlich gerne mit. Und wir freuen uns über einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung,” sagte er nach der Partie.

Das nächste Spiel: Die Breisgau-Brasilianer kommen

Am nächsten Samstag (15 Uhr 30) bekommt der 1. FC Köln Besuch aus dem Breisgau. Der SC Freiburg mit Trainer Christian Streich reist nach Müngersdorf sicherlich in der Absicht, den Kontakt zu den Champions League-Platz weiter zu festigen und möglicherweise sogar auf einen solchen zu vorzurücken. Kein zu ambitioniertes Unterfangen, wenn man die Auswärtsstärke der Freiburger kennt, die immerhin schon 22 Punkte auf fremden Plätzen ergattern konnten.

Im Hinspiel überspringt Freiburgs Matthias Ginter den Kölner Ondrej Duda in dieser Szene (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Steffen Baumgart wird mit seinem Team alles daran setzen, die Punkte am Rhein zu behalten. Abzuwarten bleibt, ob er dabei auf die Dienste von Dejan Ljubicic zurückgreifen kann. Die Verletzung, die zu der Auswechslung des österreichischen Nationalspielers führte, schien muskulärer Natur zu sein, was Prognosen schwierig macht. Ansonsten wird der 1. FC Köln voraussichtlich mit voller Kapelle antreten können. Auch mit Jonas Hector, dessen Spielkunst die Kölner Fans nur noch dreimal im heimischen Stadion bewundern dürfen. Wenn man genau hinhört, kann man sie in der Ferne schon vernehmen, die Gesänge: “Jonas, Du darfst nicht geh-en, Jonas, Du darfst nicht gehn!” Ein Abschied, der allen weh tun wird, auch und nicht zuletzt dem Kölner Kapitän. Dreimal noch wird er sich in den Dienst seiner Mannschaft und den seines 1. FC Köln stellen. Er wird gewinnen wollen und am besten gegen Freiburg damit beginnen.

 

 

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