Eine Welle der Glückseligkeit schwappte durch das Müngersdorfer Stadion und wollte gar kein Ende nehmen. Schiedsrichter Tobias Stieler hatte mit einem energischen Pfiff den 3:1-Sieg des 1. FC Köln über Arminia Bielefeld besiegelt und gleichzeitig den Startschuss zu kollektivem Frohmut in der Heimstätte der “Geißböcke” gegeben. Kölsches Liedgut wurde bemüht, die Fans jubelten, die Spieler tanzten vor der Südkurve – nur die Miene von Trainer Steffen Baumgart wollte nicht zu der ausgelassenen Fröhlichkeit passen. Ihm hatte einiges nicht gefallen an diesem sonnigen Nachmittag und das trotz Sieg und dreier Punkte.
Erst ein Traumstart – dann war Sand im Getriebe
Dabei hatte alles so gut begonnen. Es waren noch keine drei Minuten gespielt, als Jonas Hector im Sechzehner zu Mark Uth gepasst hatte, der im Fallen das 1:0 für die Kölner erzielte. Der Torjubel war kaum verhallt, da rasselte der Kölner Mannschaftskapitän im eigenen Strafraum mit dem Bielefelder Alessandro Schöpf zusammen. Hector wurde zunächst auf dem Platz, später dann in der Kabine behandelt und nahm schließlich mit einem Kopfverband versehen das Spiel wieder auf. Inzwischen waren fast zehn Minuten vergangen, in denen der FC die Partie in Unterzahl bestritten hatte.
Der anfängliche Schwung war fahrigen Aktionen und zahlreichen Ungenauigkeiten gewichen. Pässe kamen nicht an, Flanken gerieten zu lang oder zu kurz, der Gegner hatte inzwischen den Schock des frühen Rückstands verdaut und mischte munter mit. Jannes Horn ersetzte den sichtlich angeschlagenen Hector, aber es war Sand im Getriebe des Kölner Spiels. Und trotzdem kam der Bielefelder Ausgleich wie aus dem Nichts und war zudem eine Co-Produktion der sonst so zuverlässigen Kölner Innenverteidiger. Luca Kilian verstolperte den Ball an der rechten Strafraumkante, die Hereingabe fälschte Timo Hübers unglücklich ins eigene Tor ab (33.).
Modeste trifft, Schwäbe rettet – Thielmann vollendet
Im gleichen Maße wie die frühe Führung dem Kölner Spiel nicht gutgetan hatte, beflügelte der Ausgleich nun die Aktionen von Baumgarts Team. Torschütze Uth kurbelte an, Dejan Ljubicic verfehlte das Bielefelder Tor nach starker Balleroberung nur denkbar knapp und Anthony Modeste erzielte mit gütiger Unterstützung des Bielefelders Amos Pieper die erneute Kölner Führung (42.), mit der beide Teams in die Pause gingen.
Die zweite Halbzeit sah bemühte Bielefelder, die immer wieder den Weg zum Kölner Tor suchten, lange Zeit jedoch ungefährlich blieben. Der FC kam zu einer Reihe von Halbchancen, ohne seinerseits zwingend und entschlossen genug zu agieren. Ramos’ Kopfball, den Schwäbe reaktionsschnell über die Latte lenkte, läutete eine Schlussphase ein, in der beide Teams ihre Angriffsbemühungen verstärkten. Dem eingewechselten Burak Ince bot sich die große Möglichkeit zum Bielefelder Ausgleich, die der Kölner Keeper jedoch durch eine glänzende Parade vereitelte (85.). Fast im Gegenzug zog Anthony Modeste auf und davon, legte perfekt quer zu Jan Thielmann, der keine Mühe hatte, zum 3:1 zu vollenden. Die Messe war gelesen, der Sieg war im Sack.
Erkenntnisse: Nicht alles ist Gold, was glänzt
Der dritte Sieg in Folge, stolze 49 Zähler auf dem Punktekonto, Platz 7 in der Tabelle mit drei Punkten Vorsprung auf den Verfolger aus Hoffenheim – und doch ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen beim 1. FC Köln. Dies brachte auch Steffen Baumgart nach dem Spiel zum Ausdruck: “Vieles hat heute aber nicht gepasst. In einigen Situationen war Bielefeld näher am 2:2 dran als wir am 3:1. Mit dem Ergebnis können wir zufrieden sein. Am Ende sehen wir aber auch, dass wir noch einen Weg vor uns haben”, sagte er nach dem Spiel.
“Mit dem Ergebnis können wir zufrieden sein. Am Ende sehen wir aber auch, dass wir noch einen Weg vor uns haben.”
Woran Baumgart gedacht haben mag? Vielleicht an eine merkwürdig zittrige Defensive in Halbzeit eins, oder an die vielen Flanken, die nicht ankamen. Möglicherweise aber auch an eine Reihe von Angriffsaktionen, die nicht zwingend genug ausgespielt wurden. Florian Kainz hatte keinen guten Tag, Timo Hübers und Luca Kilian fingen sich erst nach der Pause. Und da ist die Sorge um Jonas Hector. Seiner Gesundheit sollte das erste Augenmerk gelten.
Das nächste Spiel: Zur Puppenkiste, der ungeliebten
Der 1. FC Köln muss am nächsten Samstag (15. 30 Uhr) beim FC Augsburg antreten, einem Gegner, dem der Ruf vorausgeht, dass die Partien gegen ihn wohl kaum vergnügungssteuerpflichtig sind. Dies gilt umso mehr, wenn die Fuggerstädter sich wie jetzt im Abstiegskampf befinden. Kratzen, beißen, den Kontrahenten mit allen Mitteln der Kunst bearbeiten, das gehört zur DNA dieses Klubs wie das Schaezlerpalais und der Perlachturm zum Erscheinungsbild der drittgrößten Stadt Bayerns.
Die Kölner tun sich traditionell schwer gegen Augsburg, nur ungern denkt man etwa an die 0:2-Heimniederlage im Hinspiel. Das Fehlen von Mittelfeldmotor Salih Özcan, der ob der fünften Gelben Karten gesperrt ist, und der mögliche Ausfall von Jonas Hector lassen die Aufgabe gewiss nicht leichter erscheinen. Nur wenn Laufbereitschaft, Kampfstärke und Spielwitz in erforderlichem Maße an den Tag gelegt werden, kann der FC hoffen, in Augsburg zu bestehen. Vielleicht hilft ja die Analyse der Partie gegen Bielefeld, die Baumgart mit seinem Team vornehmen wird. Zuhören, verstehen, umsetzen – dann könnte es etwas werden mit Zählbarem am Samstag. Wir werden sehen.