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Nachspiel

Der 1. FC Köln gewinnt 3:0 gegen Eintracht Frankfurt: Zum Geburtstag eine Gala

Der 1. FC Köln verwandelt gegen Eintracht Frankfurt das Müngersdorfer Stadion in die “Lachende FC-Arena”. Mit dem 3:0-Heimsieg gegen formstarke Hessen machen sich die “Geißböcke” selbst das perfekte Geburtstagsgeschenk.

Ellyes Skhiri bejubelt das 3:0 gegen Eintracht Frankfurt. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Ein ungenannter Hobby-Philosoph wurde vor einigen Jahren gefragt, was die Menschen im Rheinland denn so ausmache. “Vieles”, antwortete er: “Besonders jedoch die Fähigkeit, zur gleichen Zeit und aus dem selben Grund lachen und weinen zu können.” Belege für letztere Behauptung hätte der gute Mann am frühen Sonntagabend in Müngersdorf zuhauf finden und dabei zudem beobachten können, dass das Lachen und Weinen durchaus auch simultan durch das Anstimmen kölschen Liedguts begleitet werden kann.

Nicht wenige der 50 000 Zuschauer, so sie denn Fans des Geißbockklubs waren, lagen sich in den Armen, schüttelten ungläubig den Kopf, nur um im nächsten Moment vor lauter Glückseligkeit zu lachen, zu singen und gleichzeitig einige Tränchen zu verdrücken. Was war geschehen? Der 1. FC Köln, ihr Effzeh, hatte den Favoriten, die seit Ende Oktober ungeschlagene Eintracht aus Frankfurt, mit 3:0 besiegt und damit Fans, Verein, Verantwortlichen und den Menschen der Stadt zum 75. Geburtstag des Klubs ein in dieser Deutlichkeit nicht zu erwartendes Geburtstagsgeschenk gemacht.

Verteiltes Spiel vor der Pause, Gala der Kölner danach

In der ersten Halbzeit entwickelte sich eine intensive Begegnung, in der allerdings die ganz großen Torchancen vermisst wurden. Eric Martel sorgte für den ersten Aufreger mit einem vermeintlichen Handspiel, das Schiedsrichter Daniel Siebert nach einem Hinweis des VAR mittels der TV-Bilder überprüfte, allerdings nicht als ahndungswürdig befand (17.) Die größte Torgelegenheit bot sich kurz darauf Denis Huseinbasic, als er Florian Kainz’ Flanke mit der Hacke über das Frankfurter Tor lenkte.

Denis Huseinbasic im Zweikampf mit Makoto Hasebe. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

In den zweiten 45 Minuten krönten die Kölner eine bis dahin schon bemerkenswerte Defensivleistung mit einer erstaunlichen Effizienz beim Verwerten von Torchancen – und stellten dabei ihre neu gewonnene Standardstärke unter Beweis. Timo Hübers machte den Anfang (49.), als er nach einer kurzen Eckballvariante Kainz’ perfekte Flanke per Kopf zum 1:0 ins lange Eck bugsierte. Ein abgewehrter Eckball der Eintracht war der Ausgangspunkt für das zweite Tor, das Ellyes Skhiri ebenfalls per Kopf nach Linton Mainas langem Sprint und Sargis Adamyans Abpraller erzielte. Skhiri war es dann auch, der zum 3:0-Endstand traf, als er nach einem zu kurz abgewehrten Freistoß per Direktabnahme Kevin Trapp bezwingen konnte. Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Daniel Siebert ging anschließend beinahe in den ausgelassenen Feierlichkeiten des Kölner Anhangs unter.

Erkenntnisse: Lauter strahlende Gesichter und ein doppelter Skhiri

Die Eintracht musste sich als in den letzten Monaten vielleicht formstärkste deutsche Mannschaft dem 1. FC Köln schlussendlich mit 0:3 geschlagen geben in einer Begegnung, die umkämpfter war, als dies das Ergebnis ausdrückt. Und trotzdem: Steffen Baumgarts Team lieferte eine beeindruckende Vorstellung ab. Das sah auch Kölns Trainer so: “Wir haben es bis zum Ende konsequent verteidigt und das gut gemacht. Wir freuen uns über den Sieg und die wichtigen drei Punkte, die wir uns heute hart erarbeitet haben”, sagte er nach der Partie.

Dabei wusste auch er, dass man gegen eine Offensive mit Könnern wie Randal Kolo Muani, Jesper Lindström, Mario Götze und Rafael Borré nicht alles wegverteidigen kann und es gestern auch einige Szenen gab, in denen die Eintracht erst in letzter Sekunde gestoppt werden konnte. Bezeichnend war allerdings, dass Marvin Schwäbe erst in der 74. Minute zum ersten Male richtig gefordert war, als er Philipp Max’ Dropkick parierte.

“Wir haben es bis zum Ende konsequent verteidigt und das gut gemacht. Wir freuen uns über den Sieg und die wichtigen drei Punkte, die wir uns heute hart erarbeitet haben.”

(Steffen Baumgart)

Aus der guten Defensive stach Timo Hübers heraus, der eine Klassepartie machte, in der er die meisten der Duelle mit Kolo Muani für sich entscheiden konnte. In der 68. Minute handelte er sich allerdings die 5. Gelbe Karte ein, als der französische Nationalstürmer ihm zu entwischen drohte. Sein Ausfall beim nächsten Auswärtsspiel in Stuttgart wiegt schwer, die Erinnerung an das Unentschieden bei den Bayern vor einigen Wochen dürfte allerdings beruhigend wirken, zeigten Jeff Chabot und Nikola Soldo in Abwesenheit von Hübers gegen die offensivstarken Münchener doch eine ausgezeichnete Leistung.

Das Team des 1. FC Köln feiert den 3:0-Sieg mit der Südkurve. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Eine Rückschau auf die gestrige Partie darf keineswegs den Doppeltorschützen Ellyes Skhiri vergessen, der nicht nur durch seine beiden Treffer zu Kölns herausragenden Spielern gehörte. Eine gute Portion Wehmut beschleicht schon jetzt jeden FC-Fan bei dem Gedanken, ihn ab der nächsten Saison in anderen Vereinsfarben sehen und das gleichermaßen laufintensive wie souveräne Spiel des tunesischen Nationalspielers vermissen zu müssen. Die Szene vor dem 2:0 war bezeichnend: Es war Skhiri, der den Eckball der Eintracht abwehrte und gleichzeitig Linton Maina auf die Reise schickte und er war es auch, der sich im nächsten Moment im Vollsprint auf die Verfolgung machte, um dann schlussendlich den zweiten Treffer zu erzielen.

Und strahlen konnte auch Steffen Baumgart dank der Erkenntnis, dass sich Trainingsarbeit, die nicht von Donnerstagsspielen unterbrochen wird, lohnt. Sie hat dem Team zu deutlich mehr defensiver Stabilität verholfen und ihr auch die Frische zurückgegeben, die der intensive Spielstil unter Baumgart erfordert. Es passt zur Zeit beim 1. FC Köln – und das kann gerne auch noch so weiter gehen.

Der nächste Gegner: Ins Ländle zum VfB Stuttgart

Die Schwaben sind am kommenden Samstag (15 Uhr 30) Gastgeber beim Auftritt des 1. FC Köln in der Mercedes-Benz Arena. Bruno Labbadia, seit Anfang Dezember im Amt und Nachfolger von Pellegrino Matarazzo, hat das Team stabilisiert und erkennbar das Kombinationsspiel verbessert. Allein an den Ergebnissen lassen sich diese Fortschritte bislang nicht ablesen. Zwar erreichte er mit dem VfB das Viertelfinale des DFB-Pokals, in der Bundesliga schlagen jedoch lediglich magere zwei Punkte in fünf Punkte zu Buche und ließen die Stuttgarter auf den vorletzten Tabellenplatz abrutschen.

Wataru Endo erzielt den Treffer zum 2:1 im letzten Heimspiel gegen den 1. FC Köln. (Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Und trotzdem: Unterschätzen sollten die Kölner den VfB nicht. Erinnerungen werden wach an die letzte Begegnung der Saison 2021/22, als die Stuttgarter durch einen last-minute Treffer von Wataru Endo den FC 2:1 besiegen und in buchstäblich letzter Sekunde den Klassenerhalt sichern konnten. Baumgarts Team wird daher gewarnt sein und sich für eine schwierige Partie wappnen – allerdings ohne Timo Hübers, der gelbgesperrt fehlen wird. Etwas Zählbares aus dem Ländle mitzubringen, würde ein weiterer Schritt auf dem Weg zu den anvisierten 40 Punkten sein und auch der Freude an den Karnevalsfeierlichkeiten durchaus zuträglich sein. Zunächst gilt es jedoch, den 75. Geburtstag des Vereins zu feiern – und da kann man drei wohlverdiente Punkte auf den Gabentisch legen.

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