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Nachspiel

Der 1. FC Köln geht mit 0:5 in Mainz unter: Ein Festival der Fehler

Am späten Freitagabend kassierte der 1. FC Köln mit einem 0:5 eine herbe Schlappe beim 1. FSV Mainz 05. Eine Ampelkarte für Luca Kilian, aber auch zahlreiche Fehler in der Kölner Abwehr trugen zum ersten Mainzer Heimsieg in dieser Saison bei.

Der Mainzer Marcus Ingvartsen bejubelt seinen Treffer zum 1:0 gegen den 1. FC Köln (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Es läuft die 84. Spielminute im Spiel des 1. FSV Mainz 05 gegen den 1. FC Köln, als ein langer Schlag aus der Abwehr den schnellen Johnny Burkardt erreicht und damit die gesamte Kölner Defensive aushebelt. Ein geschickter Querpass findet Karim Onisiwo und der vollendet an Nikola Soldo und Marvin Schwäbe vorbei zum 5:0-Endstand gegen die Rivalen aus der rheinischen Karnevalshochburg. Danach ist es ein entspanntes Schaulaufen für das Team von Trainer Bo Svensson, der Startschuss für ein Mainz, das singt und lacht und jubelt.

Der FC – mit einem 0:5 noch gut bedient

Es hätte gar noch schlimmer kommen können für den 1. FC Köln, zwei weitere Tore wurden vom VAR einkassiert, der allerdings Ingvartsens Doppelberührung beim Elfmeter zur Mainzer 1:0-Führung nicht monierte. Bereits in der 2. Spielminute erzitterte die Latte des Kölner Gehäuses unter Jae-Sun Lees Gewaltschuss, zahlreiche weitere Chancen ließen die Mainzer zudem aus. So blieb es bei den Toren von Ingvartsen, Kohr, Stach, Aaron und Onisiwo. Ein Trost für die Kölner Fan-Seele? Wenn überhaupt, ein schwacher, allzu schwacher.

Dabei hatte der 1. FC Köln in den ersten 25 Minuten durchaus seine Chancen. Kurz nach Beginn verpasste Linton Maina nur knapp, Steffen Tigges scheiterte alleine vor Keeper Robin Zentner (14.). Aber spätestens nach der Gelb-Roten Karte für Luca Kilian in der 28. Spielminute war es vorbei mit der Kölner Herrlichkeit. Das lag noch nicht einmal so sehr an den Mainzern, die an diesem Abend zugegebenermaßen das deutlich bessere Team stellten, aggressiv anliefen, hoch pressten und wesentlich quirliger waren als der Gegner. Nein, es lag vor allem an Kölner Fehlern, dass Mainz 05 ein Kantersieg gelang. An Baustellen, die neben Erfolgen wie die gegen den BVB und den FC Augsburg zu teils heftigen Niederlagen geführt haben und die aktuelle Saison wie ein roter Faden zu durchziehen scheinen.

Baustelle 1: Die Hinausstellungen

Die Saison ist noch recht jung, und doch hat der 1. FC Köln schon drei Gelb-Rote Karten und einmal glatt Rot hinnehmen müssen. Jeff Chabot gegen den FC Fehérvár in der Conference League, Florian Kainz in Mönchengladbach sowie Luca Kilian gegen Union Berlin und gestern in Mainz. Allen Hinausstellungen war gemeinsam, dass sie nach Fehlern in der Defensive passierten: Chabot griff nach Timo Hübers’ verunglücktem Kopfball zur Notbremse, Florian Kainz verursachte einen Elfmeter, nachdem die Kölner Abwehr einen Ball nicht klären konnte und Luca Kilian schoss zunächst Onisiwo an, riss ihn dann im Strafraum um, was zum Elfmeter führte, und foulte ihn dann später recht plump an der Außenlinie. Das monierte auch Steffen Baumgart: “Kili muss vor der Gelb-Roten Karte den Laufweg mitgehen und nicht in den Mann”, sagte er nach dem Spiel.

“Kili muss vor der Gelb-Roten Karte den Laufweg mitgehen und nicht in den Mann.”

(Steffen Baumgart)

Normalerweise unterlaufen solche Fehler gegen Ende eines Spiels, wenn die Kräfte schwinden und damit auch die Konzentration. Die drei Hinausstellungen wurden jedoch zum Teil deutlich vor der Halbzeitpause verhängt, so dass schwindende Kräfte nicht als Grund angenommen werden können, dafür aber mangelnde Konzentration und vor allem fehlende Cleverness im Defensivzweikampf. Geschickteres Abwehrverhalten kann man trainieren, nach den bisherigen Erfahrungen in dieser Saison muss man es sogar tun und zwar intensiver denn je.

Baustelle 2: Das Unterzahlspiel

Wird ein Kölner vom Platz gestellt, scheint dies wenig später quasi automatisch zu einem Gegentor zu führen. Das war gegen Fehérvár so, wo es zwölf Minuten bis zum Gegentreffer dauerte, in Mönchengladbach lag nach dem zur Ampelkarte fälligen Strafstoß nur die Halbzeitpause dazwischen und auch gestern lagen lediglich sieben Minuten zwischen dem Platzverweis und dem zweiten Tor der Mainzer. Das Spiel in Unterzahl scheint nicht das des 1. FC Köln zu sein.

Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck zeigt Luca Kilian die Ampelkarte. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Möglicherweise kann dies auf das hohe Anlaufen zurückzuführen sein, das das Team auch nach einer zahlenmäßigen Dezimierung praktiziert und mit einem Mann weniger noch ein Stück riskanter zu sein scheint als mit “voller Kapelle”. Müssen dann Gegentreffer hingenommen werden, wirkt dies von außen betrachtet umso demoralisierender auf die Mannschaft. Wie kann man Abhilfe schaffen? Vielleicht dadurch, dass man eine Zeitlang defensiver agiert, um dem Team die Möglichkeit zu geben, sich in der neuen Ordnung zu finden? Guter Rat ist hier teuer.

Baustelle 3: Die Abwehrschwächen

Diese ersten beiden Baustellen werden genährt durch die vielleicht bis jetzt auffälligste: die Schwächen in der Abwehr. 14 Gegentore in den letzten vier Spielen sprechen eine deutliche Sprache. So ist das in der Vorsaison recht zuverlässig agierende Innenverteidiger-Duo Timo Hübers und Luca Kilian in der aktuellen Spielzeit recht häufig für einen Fehler gut. Man denke etwa an Hübers’ Eigentor gegen Union Berlin, seinen verunglückten Kopfball vor Chabots Platzverweis gegen Fehérvár oder seinen Patzer vor dem Führungstor von Partizan beim Spiel in Belgrad. Kilians schwaches Abwehrverhalten vor dem Führungstreffer der Augsburger fallen einem ein — oder der Doppelpatzer gestern.

Die Besetzung des eigenen Strafraums scheint nicht stimmig zu sein, so zu sehen etwa beim zweiten und dritten Treffer der Mainzer. Die Abwehrspieler stehen zu weit von ihren Gegenspielern weg, üben zu wenig Gegnerdruck aus und erlauben so überlegte Abschlüsse wie etwa das gestrige 3:0 durch Stach. Aber selbst Marvin Schwäbe, der ansonsten eine hervorragende Saison spielte, wackelte gestern einige Male und der “kölsche Cafu” Benno Schmitz scheint wieder auf seinem “normalen” Leistungsniveau gelandet zu sein.

Ausblick: Zuerst Slovácko, dann Hoffenheim

Zunächst steht am Donnerstag (18.45 Uhr) das für das Weiterkommen in der Conference League überaus wichtige Spiel beim 1. FC Slovácko an. Eine Niederlage dort würde das Aus für weitere Europaträume der Kölner bedeuten. Nur drei Tage später stellt sich die TSG Hoffenheim zu später Stunde (19.30 Uhr) in Müngersdorf vor. Unter ihrem neuen Trainer André Breitenreiter zeigt sich das Team gleichermaßen spielfreudig wie torhungrig und fertigte etwa den FC Schalke 04 in zwei Begegnungen mit einem Gesamtergebnis von 8:1 Toren ab. Steffen Baumgart wird seine Elf vor den Sinsheimern warnen – und vielleicht an die letzte 0:5-Schlappe erinnern, die die Kölner vor ziemlich genau einem Jahr kassierten. Der damalige Gegner: die TSG Hoffenheim.

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