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Vorspiel

Der 1. FC Köln empfängt die TSG Hoffenheim: Im Schatten des Krieges

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bestimmt seit etwas über einer Woche die öffentlichen Diskussionen und wird auch am frühen Sonntagabend in Köln-Müngersdorf beim Spiel des 1. FC Köln gegen die TSG Hoffenheim nicht ignoriert werden. Zahlreiche Aktionen sind im Rahmen des Spiels geplant und verpassen dem Tag eine eindeutige Botschaft.

Noah Katterbach im Laufduell mit Hoffenheims Kevin Akpoguma (Photo: Getty Images/Simon Hofmann)

Wer gehofft hat, dass sich das Jahr 2022 nach der hoffentlich endenden Pandemie wieder mehr nach 2019 anfühlen wird, der dürfte schon Anfang März enttäuscht werden. Das Jahr strengt sich im Gegenteil an, auch für jeden einzelnen Menschen in der wohlstandsgeprägten westlichen Gesellschaft zum Horrorjahr zu verkommen. Die bis vor kurzem nur für wenige vorstellbare russische Invasion in die Ukraine bringt alte Gespenster des kalten Krieges zurück in die Realität eines jeden einzelnen. Plötzlich beschäftigen sich junge Menschen wieder mit der Frage, wie und ob man ins Militär eingezogen werden kann und anschließend kämpfen würde. Bei älteren Menschen werden bei den täglichen Meldungen um Schießereien rund um Atomkraftwerke und den unverhohlenen Drohungen um einen Atomkrieg vermeintlich vergessene Gefühle eines Atomschlags getriggert.

Der Fußball verkommt angesichts der Bilder aus der Ukraine leider mehr denn je zur Nebensache. Zwar ist der Fußball bekanntlich immerhin die schönste Nebensache der Welt, aber die Hauptrolle gebührt rund um das Spiel zurecht den Ukrainern und all den vielen Menschen, die im Krieg leiden und aus ihrer Heimat fliehen müssen oder vertrieben werden: Das Stadion wird in den blau-gelben Farben der Ukraine strahlen, der REWE-Schriftzug auf der Brust der Kölner Spieler wird durch eine „Stop War“-Botschaft ersetzt, das Ärmellogo der Versicherung DEVK wird durch das Peace-Symbol ersetzt. Außerdem wird es vor Anpfiff eine Gedenkminute geben, die Kapitänsbinde von Jonas Hector wird ein Friedenssymbol beinhalten und über die Banden werden Spendenaufrufe der FC-Stiftung für den deutsch-ukrainischen Verein Blau-Gelbes Kreuz e.V. laufen.

Der 1. FC Köln positioniert sich deutlich

„Wir wollen ein klares Zeichen setzen. Es geht um den Frieden. Es gibt einen Aggressor, der ein Land angegriffen hat, das ihm nicht gehört. Wir in Europa müssen alle gemeinsam ein Zeichen für den Frieden setzen. Wir können uns das alle nicht gefallen lassen“ ließ auch FC-Trainer Steffen Baumgart auf der Pressekonferenz keinen Zweifel daran, auf welcher Seite der Geschichte er und der Verein stehen werden, nachdem man bereits zur Friedensdemo am Rosenmontag aufgerufen und auch teilgenommen hatte.

Und der neue FC-Geschäftsführer Philipp Türoff ergänzte im Anblick der derzeitigen Situation: „Nach der Teilnahme an der Friedensdemo am Rosenmontag wird die FC-Familie im Zuge des Heimspiels am Sonntag […] ein weiteres deutliches Zeichen an den russischen Präsidenten Wladimir Putin senden, diesen verbrecherischen Krieg sofort zu beenden.” Diesen Worten ist nichts hinzuzufügen.

Stefan Posch köpft zum 5:0-Endstand im Hinspiel gegen den 1. FC Köln ein (Foto: Simon Hofmann/Getty Images)

Dennoch wird am Sonntag auch Fußball gespielt, und die sportliche Realität des 1. FC Köln könnte im Gegensatz zur politischen und gesellschaftlichen Realität dieser Tage kaum entgegengesetzter sein. Die vor der Saison von vielen Experten als heißer Abstiegskandidat gesehenen Geißböcke spielen eine famose Saison und liegen nach 24 Spieltagen mit 36 Punkten auf Rang 8 und sind damit, ob man es am Geißbockheim hören möchte oder nicht, mitten im Rennen um die Europa League. Mit der TSG Hoffenheim wartet am Sonntag jedoch eine äußerst schwere Prüfung, denn die von Sebastian Hoeneß trainierten Kraichgauer liegen zwei Positionen und vier Punkte vor den Rheinländern. Damit nicht genug, schoss die TSG in den ersten 24 Spielen 47 Tore und damit im Schnitt knapp zwei pro Spiel. Die TSG ist in dieser Saison damit die fünftbeste Offensive.

Jeff Chabos ersetzt Timo Hübers, Arrey-Mbi erstmals auf der Bank

Kein guter Zeitpunkt für die Kölner also, um das gute und mittlerweile auch eingespielt wirkende Innenverteidigerduo Hübers und Kilian auseinanderzureißen. Doch Hübers wird die Partie krankheitsbedingt verpassen, für ihn wird der Winterneuzugang Jeff Chabot in die Startelf rotieren. Dies verriet Coach Baumgart bereits im Rahmen der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Spiel. „Wir sind überzeugt, dass er es sehr gut machen wird, er hat sich gut eingebracht in die Mannschaft“ machte sich der Trainer zumindest öffentlich keine großen Sorgen, ob der aus Genua gekommene 24-jährige seine Sache gut machen wird. Für den zweiten Winterneuzugang, Arrey-Mbi, beutetet der Ausfall von Hübers im übrigen, dass er das erste Mal im Spieltagskader stehen und ins Spiel kommen wird, sollte sich einer der beiden Innenverteidiger verletzen.

Foto: Lukas Schulze/Getty Images

Ansonsten dürfte Baumgart im Gegensatz zum enttäuschenden 1:1 in Fürth letztes Wochenende nicht die ganz große Rotationsmaschine einwerfen und auf das gewohnte aggressive Flügelspiel setzen, an dessen Ende Torjäger Anthony Modeste den Ball ins Tor befördert. An Motivation dürfte es nach dem 0:5 im Hinspiel jedenfalls nicht mangeln, auch wenn Baumgart einmal mehr Mentalität und Laufbereitschaft einforderte. Sollten diese stimmen, dürften sich die 37.500 zugelassenen Zuschauer im Stadion sowie alle Menschen vor dem heimischen Empfangsgerät auf ein flottes Spiel zweier offensivdenkender Mannschaften freuen, welches an diesem an tabellarischen Topspielen nicht gerade armen Spieltag einen schönen Ausklang bieten sollte und Tore beinahe garantiert. Und vielleicht vergisst der ein oder andere ja zumindest während der 90 Minuten das Weltgeschehen. Es wäre jedem einzelnen zu wünschen!

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