Anscheinend war meine Erwartungshaltung nach der Vorbereitung zu hoch. Vielleicht habe ich auch aus der Euphorie heraus den effzeh schon viel weiter gesehen als er tatsächlich ist. Vielleicht so halt wie jedes Jahr. Tue ich meinen Club nun einen Gefallen, wenn ich sage: Der 2:0 Erfolg in Trier war spielerischer Mumpitz?! Vor allem die erste Halbzeit ließ meine Pumpe wieder leicht schneller schlagen, dabei hatte ich mich mental auf einen Ruhepuls eingestellt. War schließlich nur Regionalliga. War doch nur Trier. Es war alles so verdammt langsam!
Ich habe mich spätestens seit gestern damit abgefunden, dass das Unternehmen Aufstieg eine ziemlich zähe Angelegenheit wird. Zu unterschiedlich ist das Leistungsgefälle innerhalb der Mannschaft, zu ungenau ist das Passspiel und zu harmlos ist die Torgefahr aus dem Mittelfeld heraus.
Schließlich muss man sich dann auch fragen, ob man einem Thomas Bröker nicht mal eine Pause gönnt, um ihn auch aus dem Fokus seiner Kritiker mal zu nehmen. Ansonsten widerfährt ihm das, was Matze Lehmann letzte Saison durchmachten musste – nämlich ein Sündenbock für alles und jeden zu sein, sogar für die Bengalo-Schwachsinns-Fackelei einiger Unverbesserlichen, die dafür verantwortlich sind, dass der FC eine empfindliche Geldstrafe zu zahlen hat und das Spiel kurzzeitig vor dem Abbruch stand!
Bingo, denn einen großen Teil der ca. 300.000 Euro für das Erreichen der Runde Zwei kann man umgehend dem DFB überweisen. Die besten Fans der Welt schaden leider wieder einmal ihrem Verein. Das lass ich mir auf den Arsch tätowieren!
Werden wir sachlich:
Ausgangslage:
Erste Runde DFB-Pokal heißt fast immer eine Reise zu einem unterklassigen Gegner. Diesmal sollte es also Eintracht Trier sein. Der ambitionierte Klub aus der Regionalliga Südwest war in der Vergangenheit schon öfter mal ein Stolperstein für Bundesligisten. Dementsprechend respektvoll fuhr der FC auch nach Rheinland-Pfalz: Als Favorit mit der klaren Vorgabe die nächste Runde zu erreichen aber auch mit dem Wissen, um die Stärken des Gegners – auch wenn Trier am ersten Spieltag eine vermeidbare Heimpleite gegen Hessen Kassel einstecken musste.
Nach zwei Remis zum Saisoauftakt sollte der erste Sieg für Peter Stöger und seine Mannschaft her.
Doch zu gerne drischt man die Phrase: „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“, wie ja auch der FC schon des öfteren leidvoll erfahren musste.
Triers Coach Roland Seitz setzte bei seiner Elf auf ein 4-2-3-1-System. Auf der Doppelsechs kamen Cuntz und Kröner zum Einsatz, der seinen 24. Geburtstag feierte. Beim effzeh hatte Stöger schon im Vorfeld angekündigt, mit der besten Elf aufzulaufen. Im Vergleich zum 1:1 gegen Düsseldorf hieß das: In der Innenverteidigung spielte Nascimento für Golobart, im Mittelfeld ersetzten Halfar und Lehmann Gerhardt und Jajalo.
Spielverlauf:
Die Partie im Moselstadion war von Beginn an ziemlich schlimm was in erster Linie unserem FC zuzuschreiben war. Ungenauigkeiten bei jedem zweiten Passversuch, alles viel zu hektisch und unüberlegt, kaum Aggressivität bei gegnerischem Ballbesitz, aus allem resultierend: Keine Torgefahr!
Trier kaum am Ball und zog sich weit in die eigene Hälfte zurück , um abzuwarten was der glorreiche effzeh da fabrizierte. Viel war es wirklich nicht. Stögers Truppe hatte zwar optischen Übergewichts , dass hatte Barcelona in München bei der 0:4 Klatsche aber auch! Okay lassen wir die unqualifizierten Vergleiche. Chancen waren Mangelware und man hätte getrost zum Bierstand schlendern können, auch weil der FC so grottenlangsam das Spiel eröffnete. In der 19. Minute kam es dann mal zu einem kleinen Aufreger, als der Ball Buchner im Kopfballduell an die Hand prallte. Im Sechzehner! Schiedsrichter Petersen pfiff gegen Köln, gegen Ujah. Keine Ahnung was der Mann im strahlendem Gelb da gesehen hat.
Fast im Gegenzug hatte der FC dann Fortune und einen Timo Horn im Tor. Im Fünfer parierte Timo glänzend gegen Comvalius (22.). So plätscherte die erste Halbzeit mit ein paar Halbchancen und unheimlich viel Quergeschiebe dahin. Schön wars bei Leibe nicht!
In der Halbzeit hat dann FC-Coach Stöger wohl, wie schon beim 1:1 in Düsseldorf, die richtigen Worte gefunden. Der FC kam aggressiver aus der Pause und es dauerte nicht lang da hatte Halfar eine gute Schusschance, scheiterte aber an SVE-Torwart Lengsfeld sowie der Latte (46.). Zwei Minuten später gabs dann den fälligen Strafstoß, nach einem unnötigen Foul von Geburtstagskind Kröner an Ujah.
Risse verwandelte knochentrocken zum 1:0 (48.).
Danach musste die Eintracht was tun und kreierte ein paar Chancen. Erst schoss Quotschalla nach einer scharfen Bender-Flanke über das Tor (58.), wenig später zielte Buchner genau in die Arme von Horn (60.). Dennoch hatte man zu diesem Zeitpunkt nicht das Gefühl, dass die Hausherren nochmal gefährlich werden könnte, vielmehr war der damit beschäftigt, das 0:2 zu verhindern. Erst rettete Dingels im Fünfer (66.), wenig später fälschte Kapitän Brighache einen Risse-Schuss ab (70.). Der FC hatte fast alles im Griff,wenn auch nicht schön! Schön waren die bengalischen Feuer aus der effzeh Fankurve auch nicht, fand auch Schiedsrichter Petersen und beorderte FC Geschäftsführer Sport Jörg Schmadtke zu sich. Das Spiel stand kurz vor dem Abruch.
Nach dieser unsäglichen Unterbrechung kam von Eintracht Trier gar nichts mehr und vom FC wenig.
Das Highlight des Spiels hat sich dann der eingewechselte Maxi Thiel vorbehalten: Drei Minuten vor Schluss hämmerte er einen indirekten Freistoß ins Tor(87.). Was ein Strahl.
Das 2:0 war die Entscheidung und der humorlose Schuss, das Beste der gesamten 90 Minuten.
Der Gegner der 2. Runde des DFB Pokals wird am 10. August dem FC zugelost.
Spieler im Fokus:
Bruno Nascimento: Machte den Job in den Innenverteidigung gut. Trier sollte zwar kein Maßstab sein aber das sah alles schon sehr souverän aus. Auch nicht zu Schade den Ball mal auf die Tribüne zu kloppen. Das wird ein heißer Tanz in den kommenden Wochen um die Position neben Dominic Maroh.
Matthias Lehmann: Meist unterschätzter FC Profi. Führte das fort was er gegen Düsseldorf schon zeigte. Souverän, zuverlässig und mit einigen schönen Bällen nach Vorne. Gezwungenermaßen auch einige zurück, da die Bewegung im Kollektiv kaum vorhanden war in der ersten Halbzeit.
Marcel Risse: Schneller als der Schall und der Ball. In der Offensive eine Bereicherung. Nagelte den Elfmeter ziemlich humorlos ins Netz. Führungsspieler braucht der FC. Vielleicht kann Risse einer werden.
Maxi Thiel: Eine Bereicherung im Offensivspiel . Wenn er kommt ist immer etwas mehr Zug im Spiel. Ich persönlich würde ihn gerne öfter sehen. Sein 2.0 = ein Genuss. Linke Klebe halt!
Fazit:
So etwas nennt man dann wohl Pflichtsieg. Es ist gut gegangen. Unspektakulär spielt der FC sein Pensum runter. So ein Pensum kann aber schon einmal wehtun. In der heutigen Zeit des Fußball Overkills im TV, ist man ja an Tempo und Ballstafetten, an Traumtore und Emotionen gewöhnt. Das was man gestern in Trier zu sehen bekam war, ich sags mal lieb: ausbaufähig.
Ja klar, der FC spielt in dieser Formation noch nicht so lange zusammen. Ja der FC hat einen neuen Trainer mit einem neuen Konzept. Versteh ich. Was ich nicht verstehe ist aber die Einstellung wenn ich gegen einen unterklassigen Gegner spiele. In den ersten Minuten nagelt man so einen Gegner an die Wand mit Aggressivität und Pressing und vor allem im Aufbau mit schnellem Spiel.
Das alles gab es gestern nicht und wenn dann ansatzweise nur von Daniel Halfar oder Marcel Risse. Letzterer ist meist aber immer noch schneller als der Ball. Thomas Bröker lähmt das Spiel des effzeh ungemein und warum Matuschyk bevorzugt nach hinten spielt, weiß man auch nicht.
Ich bin kein Trainer, ich bin nur Fan. Ich gucke ein Spiel aus der Vereinsbrille und wünsche mir einfach mal schönen Fußball meines effzeh zu sehen. Die Sehnsucht danach lässt mich manchmal etwas ungerecht urteilen. Ich hoffe man sieht es mir nach. Mit ein Grund warum ich kein Sportmoderator wurde – neben meiner Stimme wäre mein Fantum das größte Hindernis.
Egal. Ich warte. Ich hab noch Zeit. Ich warte einfach auf den großen FC der mit Glanz und Gloria auch mal in Trier 9-0 gewinnt. Ich warte ja schon 23 Jahre, da machen die paar jetzt auch nichts mehr aus.
Stimmen zum Spiel:
Peter Stöger:“ Ich bin der Meinung wie sind über 90 Minuten als verdienter Sieger vom Platz gegangen. Wir haben über eine längere Zeit das Spiel kontrolliert. Wir haben einen guten Gegner wenig ins Spiel kommen lassen und wir haben auch nur wenig gefährliche Situationen vor unserem Tor zu gelassen. Ich meine es war ein schwieriger Schritt für uns, das war auch zu erwarten, aber wir sind verdient eine Runde weiter gekommen.“
Timo Horn: „Wir wussten, dass sich Trier hinten rein stellt. Sie haben versucht auf Konter zu spielen, aber wir haben uns nicht locken lassen und der Elfmeter kam dann zu rechten Zeit. Danach haben wir es einfach gut zu Ende gespielt. Bis auf eine Phase von 10 Minuten, wo wir zu viele Fehlpässe drin hatten, war es am Ende ein verdienter Sieg.“
Maxi Thiel: „ So ein Tor zu schießen ist schön. Ich glaub das 2:0 war wichtig, dass wir den Sack dann zugemacht haben. Am Ende ist es ein verdienter Erfolg für uns. Ich glaube Paderborn ist nächste Woche fällig wenn wir so spielen, wie wir uns es im Training vorstellen und wie wir es heute teilweise gezeigt haben.“
1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Nascimento, Hector – Lehmann – Bröker (64. Thiel), Matuschyk, Halfar, Risse (74. Jajalo) – Ujah
Eintracht Trier: Lengsfeld – Brighache, Buchner, Dingels, Zittlau – Kröner, Cuntz – Bender (84. Touré), Abelski, Quotschalla – Comvalius (79. Anton)
Tore: 0:1 Risse (48.), 0:2 Thiel (86.)
Gelbe Karten: Buchner – Thiel
Zuschauer: 10.494
Schiedsrichter: Martin Petersen