Ohne Neuzugang Marco Höger und Flügelspieler Leo Bittencourt begann die Mannschaft von Peter Stöger im gewohnten 4-4-2. Zugleich bedeutete das aber auch, dass Konstantin Rausch als Linksverteidiger auflief und Nationalspieler Jonas Hector ins Zentrum neben Matthias Lehmann rückte. Die Gäste aus Salzburg, äh, Leipzig liefen in veränderter Form auf. Unter anderem kamen die Transfermarkt-Schnäppchen Oliver Burke und Naby Keita (jeweils für zarte 15 Millionen Euro Ablöse) in den Genuss eines Startelfeinsatzes. Die kostengünstigen Neuzugänge Timo Werner (zehn Millionen) und Bernardo (sechs Millionen) ließ Ralph Hasenhüttl dagegen zunächst auf der Bank.
Und die Leipziger Transfers machten sich nicht nur für die abgebenden Vereine bezahlt: Schon in der 5. Spielminute nutzte RB eine kurze Unaufmerksamkeit der Kölner Abwehr und erzielte durch Burke das 1:0. Pech für den effzeh, weil Frederik Sörensen den Schuss unglücklich abfälschte und Timo Horn, der womöglich sonst an den Ball gekommen wäre, keine Chance ließ. Wer jedoch glaubte, dass die “Geißböcke” nun konsterniert sein würden, wurde widerlegt: Der effzeh zog sein Spiel konsequent durch und bewies gegen einen extrem laufstarken und technisch exzellenten Gegner, dass er mit Rückschlägen sehr gut umzugehen weiß.
Einigen Chancen und einem Abseitstor von Anthony Modeste folgte in der 25. Minute nach Ballgewinn durch Simon Zoller und einem Zuspiel von Konstantin Rausch eine wundervolle Ballan- und mitnahme sowie ein toller Linksschuss ins kurze Eck von Yuya Osako. Nicht wenige Fans erinnerten sich bei diesem Tor an die satten Treffer von Lukas Podolski – aber wunderten sich auch, dass Osako eine solche Schusskraft mit seinem schwachen Fuß aufbrachte. In der Folge blieb der effzeh tendenziell tonangebend, musste jedoch stets höchste Aufmerksamkeit beweisen – das Umschaltspiel der Leipziger ist (leider) brillant, Ballverluste waren daher verboten.
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Während die Mannschaft von Peter Stöger jedoch zu Beginn der zweiten Halbzeit noch bestimmend agierte, ließ sie zwischen der 60. und 70. Spielminute nach, womöglich zollte die Mannschaft der Englischen Woche doch noch Tribut. Aus ihrer wiedererlangten Spielkontrolle konnten die wahren Energydrinks jedoch kein Kapital schlagen. Wie auch der effzeh erspielten sie sich keine weitere Großchancen heraus. So endete ein Spiel, das zwar arm an Tormöglichkeiten, dafür aber von beiden Seiten extrem intensiv und schnell war, mit einem leistungsgerechten Remis.
Wachsame Kölner, schnelle Leipziger
Auf Seiten des effzeh überzeugte die Defensive erneut. Mergim Mavraj und Dominique Heintz spielten erneut sehr konzentriert und nahezu fehlerfrei, Konstantin Rausch bewies seine Tauglichkeit als Linksverteidiger und Frederik Sörensen ließ erneut fast alle Gegner an sich abprallen, schaffte sogar zum zweiten Mal in dieser Saison den Sprung in die Elf des Spieltags im “kicker”. Jonas Hector war im zentralen Mittelfeld extrem ballsicher, wenngleich ihm die Zweikampfstärke und Härte von Marco Höger abgeht. Kapitän Matthias Lehmann spielte wie immer – er stopfte eine Menge Löcher im Mittelfeld, nervte die Gegner, aber in der 64. Minute auch die eigene Mannschaft mit einem Aussetzer im eigenen Strafraum.
HALLE-YUYA: Was war das für ein Wahnsinnsding, eins für den Jahresrückblick. Captain Tsubasa wäre stolz auf dich! #effzeh #osako #koerbl
— effzeh.com (@effzeh_com) September 25, 2016
Offensiv überzeugte vor allem Yuya Osako. Der Japaner zeigte nicht nur seine bekannten Qualitäten (Ballsicherheit, Übersicht, gute Laufwege, technische Klasse), sondern erzielt mittlerweile auch Tore. Das 1:1 war technisch enorm anspruchsvoll und viele Zuschauer waren augenscheinlich verwundert, dass ausgerechnet Osako, sonst häufig vor dem Tor ein Nervenbündel, so fulminant traf. Die Abstimmung mit Sturmpartner Anthony Modeste, der unauffällig spielte, funktioniert immer besser. Auf der rechten Seite überzeugte Marcel Risse mit gewohnter Dynamik und Schnelligkeit als Antreiber – sein Distanzschuss aus der 48. Minute verfehlte das Tor nur knapp. Simon Zoller merkte man hingegen an, dass er im Sturmzentrum besser aufgehoben ist, wobei dort an Osako und Modeste derzeit kein Vorbeikommen ist. Dennoch spielte er extrem diszipliniert und aufmerksam. Ohne seine geistesgegenwärtige Balleroberung in der 25. Minute wäre das 1:1 nicht gefallen.
Die Gegner aus Leipzig bewiesen hingegen, dass man sich mit viel Geld auch eine gute Mannschaft zusammenstellen kann (Hallo, HSV!). Ihr Umschalt- und Konterspiel ist hervorragend und alle Spieler sind sehr schnell und technisch stark. Vermutlich war die Retortenbrause der bis dahin stärkste Gegner, auf den der effzeh in der bisherigen Saison traf.
Nein zu Leipzig!
Abseits des Spiels waren die Kölner Fans damit beschäftigt, die Existenz des Gegners in der Bundesliga zu problematisieren. Ein Sitzstreik vor der Einfahrt zur Tiefgarage verzögerte gar den Beginn des Spiels um 15 Minuten, da der Mannschaftsbus der Leipziger nicht ins Stadion kam (was auch Leo Bittencourt zu amüsieren schien). Ins Stadion schafften es nach der Warnung und den Anweisungen durch den effzeh zwar weniger Banner als erwartet, doch auch dort waren die Botschaften unmissverständlich. Diese Aktionen machten die harmlose, aber dennoch etwas peinliche Trikotbeflockung durch Rewe fast wett. Enttäuschend war hinterher lediglich die Reaktion von Vizepräsident Toni Schumacher, der sich im Namen aller FC-Fans bei Leipzig für dieses Verhalten entschuldigte. Er folgt damit Werner Spinner, der ähnliches auch regelmäßig gegenüber Dietmar Hopp vertritt. Aber wenn das die einzigen Probleme sind…
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