
Für den 1. FC Köln startet die neue Bundesliga-Saison direkt mit einem Kracher: Das Derby bei Borussia Mönchengladbach ist zum Auftakt eine hohe Hürde.
Der glorreiche 1. FC Köln bei Borussia Mönchengladbach. Am ersten Spieltag. Direkt Derby, direkt Vollgas. Was sich wohl der Spielplan-Ersteller gedacht hat? Um den Zuschauer zu fesseln, am besten sofort mit einer guten Pointe einsteigen in die neue Spielzeit? Oder doch eher: Der effzeh ist zu erfolgreich, beginnen wir doch einfach die Saison mit der schwersten Aufgabe? Was auch immer es gewesen sein mag: Der Auftakt gleicht dem Startschuss der Kitzbüheler Streif – direkt Derby, direkt Vollgas.
Während einige effzeh-Fans eher mürrisch auf die Ansetzung schauten und dann auch noch mit dem späten Sonntagstermin unzufrieden waren, haben die Verantwortlichen rund ums Geißbockheim deutlich mehr Vorfreude. „Mir passt das sehr gut. Das bedeutet, dass du gleich voll gefordert wirst und schon nach dem ersten Spiel weißt, was los ist. Und entweder laufen danach alle tanzend durch Köln, oder sie werden wahnsinnig frustriert sein. So oder so – auf jeden Fall bist du gleich voll drin in der Saison“, betont effzeh-Erfolgscoach Peter Stöger im Interview mit „bundesliga.de“. Direkt Derby, direkt Vollgas.
Stöger: “Vor dem ersten Spiel weißt du nie genau, wo du stehst”
Es wird aber auch eine Schussfahrt ins Ungewisse, das gesteht selbst der 51-jährige Österreicher „Vor dem ersten Spiel weißt du aber nie genau, wo du stehst. Du bist einfach nur froh, wenn es dann endlich losgeht“, erklärt er. Und losgehen wird es am Sonntag um 18 Uhr. Das Debüt dieses Termins in der Bundesliga werden also die rheinischen Rivalen zelebrieren. Für die effzeh-Fans weckt es die Erinnerung an das vergangene Jahr, als Marcel Risse die „Geißböcke“ mit einem Jahrhunderttreffer in der Nachspielzeit zum Derby-Sieg schoss. Danach tanzte ganz Köln die Nacht durch.
Für Risse könnte der Derby-Start zum endgültigen Abgesang einer neunmonatigen Leidenszeit werden: Zwei Wochen nach seinem Geniestreich riss er sich das Kreuzband und musste seitdem für sein Comeback schuften. Dass der 27-Jährige fit für einen Einsatz beim Bundesliga-Auftakt ist, bewies er bei seiner Startelf-Rückkehr im Pokal. „Ich werde Marcel sicher nicht in dieses Derby hineinjagen. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass er nicht spielen wird. Wenn wir alle zu der Erkenntnis kommen, dass er sich gut fühlt und bereit ist, dann gäbe es ja auch keinen Grund, noch eine Woche länger zu warten“, machte Stöger auf der abschließenden Pressekonferenz Hoffnungen auf eine Risse-Rückkehr.
Gradmesser nach der Pflichtaufgabe im Pokal
Doch der Auftakt in Mönchengladbach weckt auch die längst verblasste Erinnerung an das letzte Aufeinandertreffen der rheinischen Rivalen zum Saisonauftakt: 2003/04 reiste der effzeh am 1. Spieltag zum Derby an den Bökelberg und holte sich dort eine unglückliche 0:1-Niederlage ab. Bei Gluthitze war Matthias Scherz der Pechvogel des Tages, in Unterzahl (Sichone war wenige Sekunden zuvor vom Platz geflogen) köpfte er die Kugel an Wessels vorbei ins eigene Tor. Die effzeh-Fans fuhren frustriert zurück in die Großstadt, es war der Startschuss für eine miserable Spielzeit des 1. FC Köln.

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images
Von einer miserablen Spielzeit dürften die Stöger-Schützlinge weit entfernt sein, wenngleich die Aufgabe am Sonntag am Niederrhein ziemlich schwierig werden dürfte. Nach der Pflichtaufgabe im Pokal wird die Partie auf jeden Fall ein Gradmesser sein, wie weit die „Geißböcke“ nach dem Abgang von Anthony Modeste bereits wieder sind. Yuya Osako fällt beim effzeh definitiv aus, hinter Milos Jojic und Leonardo Bittencourt stehen kleine Fragezeichen. Die Gastgeber jedenfalls dürften noch motivierter als sonst ins Derby gehen, spielt der rheinische Rivale schließlich im Gegensatz zur Borussia in dieser Saison international.
Direkt Derby, direkt Vollgas
Für die “Fohlen” soll es der Auftakt in eine bessere Spielzeit werden, haben die Mannen von Dieter Hecking, der in der vergangenen Saison Andre Schubert als Borussia-Coach ablöste, doch ein verkorkstes Jahr hinter sich. Im Endspurt langte es trotz schwächerer Gegner nicht noch zum Sprung in den Europapokal. Wie beim effzeh setzt Mönchengladbach auf ein eingespieltes Team, gerade die Offensive um Lars Stindl und Raffael sorgt für ordentlich Alarm. Das Potenzial der Borussia mussten die Stöger-Schützlinge zuletzt Anfang April bei der 2:3-Niederlage schmerzlich erfahren.
Es ist genau das richtige Spiel nach so einer langen Zeit. Wir haben logischerweise große Vorfreude auf diese Partie. Es ist ein brisantes Spiel, nicht nur für die Fangruppen, sondern auch für die Trainer, für die Spieler und für den ganzen Club. Es ist definitiv Zeit, dass es losgeht.
Also: Direkt Derby, direkt Vollgas. Vorhang auf und Bühne frei! Die Bundesliga ist endlich wieder da – und wie sie es ist. Beginnt die Spielzeit doch mit der Chance, sich zu Derby-Helden zu machen. Und ganz Köln zum Tanzen zu bringen. Es könnte doch schlechter losgehen. Die Pointe am Anfang sollte allerdings sitzen. So ein Derby-Sieg taugt da bestimmt, um die Euphorie in Köln auch in die neue Spielzeit zu retten.
