Der neue effzeh macht Spaß! Dementsprechend spaßig ist es auch auf die einzelnen Spieler zu schauen. Mit einer Innenverteidigung um Charly Körbel und Traianos Dellas, einem Sturmduo, dem man nur Liebe und Respekt entgegenbringen kann sowie einer weiteren goldrichtigen Personalentscheidung von Peter Stöger. Die Einzelkritik.
Timo Horn: Einer dieser typischen Timo-Horn-Arbeitstage. Ein paar präzise Bälle auf diesen unfassbaren Mittelstürmer knallen (dazu später mehr), ein paar klitzekleine Wackler in der Strafraumbeherrschung mit tollem Stellungsspiel und herausragenden Reaktion kaschieren, mit ein paar Sensationsparaden die Niederlage verhindern und sich vom RheinEnergie Stadion mit Sprechchören feiern lassen. Manche meinen, dass das Gegentor auch etwas auf seine Kappe geht. Meinen wir nicht. Läuft bei dir, Timo.
Mehr zum Keeper? In unserem Nachspiel: Horn to be alive!
Pawel Olkowski: Trainer Peter Stöger will dem Polen nach der schweren Verletzung Zeit geben. Das ist gut so, denn Vertrauen und Zeit braucht Olkowski auch noch. Agierte bereits deutlich souveräner als in Stuttgart, leistete sich aber auch viele kleine Stellungsfehler und unpräzise Zuspiele. Zudem scheint ihm das Selbstvertrauen aus dem letzten Jahr etwas flöten gegangen zu sein. Traut sich zum Beispiel vorne wesentlich weniger zu. Kommt aber schon noch zurück. Notfalls holen wir Miso Brecko zurück (IRONIE! IRONIE! IRONIE!)
Jonas Hector: Was Olkowski an Selbstvertrauen verloren hat, das hat der Mann auf der anderen Seite hinzugewonnen. Auch gegen Wolfsburg agierte der deutsche Nationalspieler sehr forsch nach vorne, suchte die Dribblings und setzte sich einige Male stark durch. So war er in der Offensive einer der absoluten Aktivposten, hatte die meisten Ballkontakte sowie die beste Passquote im Team. In der Defensive gerade gegen Ende aber mit einigen Aussetzern. Die gefährlichen Wolfsburger Angriffe, wie auch das Tor, kamen über seine Seite. Kerngeschäft nicht vernachlässigen, Krieger.
Frederik Sörensen: Wer erinnert sich nicht an diese wundervolle griechische Mannschaft, die sich 2004 mit atemberaubenden Tempo-Fußball die Europameisterschaft sicherte? Deren wichtigster Mann: Traianos Dellas. Der Koloss von Rhodos, der jeden Ball, der ihm entgegenflog, gnadenlos wegjagte. Mit dem Kopf. Dem Fuß. Mit allem. Frederik Sörensen wirkt auch wie so ein Spieler. Der Koloss von Kölle könnte man boulevardesk fast sagen. Irgendwie ließ Sörensen Bas Dost in Kopfballduellen wie einen kleinen Schuljungen aussehen. Keine Selbstverständlichkeit. Ein bisschen Spielaufbau könnte trotzdem manchmal nicht schaden, auch wenn es geil anzusehen ist, wenn da so ein Blondschopf alles wegkloppt.
Dominique Heintz: Sieht zwar ganz und gar nicht so aus, ist aber gegenüber Sörensen die wesentlich filigranere Variante in der Innenverteidigung. Etwas unauffälliger als der Nebenmann, aber sehr souverän und abgeklärt mit einer sauberen Spieleröffnung. So lässt sich nach zwei Spielen sagen, dass sich die Befürchtungen angesichts der zwei unerfahrenen Innenverteidiger überhaupt nicht bewahrheitet haben. Gerade Heintz spielt so, als hätte er schon mehr Bundesligaspiele abgerissen als Charly Körbel.
Matthias Lehmann: Wir haben auf der Tribüne noch darüber gesprochen, dass es gar nicht einmal so lange her ist, dass Matze Lehmann kurz davor stand als gescheiterter Spieler in Rente zu gehen. Die Doppelsechs unter Stanislawski mit Lehmann und Matuschyk war jedenfalls eher sehr schlecht. Heute ist Matze Lehmann unverzichtbarer Kapitän. So unverzichtbar, dass Peter Stöger den 32-Jährigen einfach nicht rausnehmen kann, auch wenn er aus dem letzten Loch pfeift. Da passiert es dann eben auch mal, dass der sonst so zuverlässige Capitano einen kapitalen Bock schießt, der beinahe zur Niederlage führt. Diesen unverständlichen Aussetzer wollen wir Lehmann aber verzeihen. Erstens weil er seinen eigenen Fehler wieder gut machte, indem er zurücksprintete und de Bruynes Schuss auf der Linie klärte und zweitens weil Matze mal wieder sehr ordentlich die Strippen im Zentrum zog.
Kevin Vogt: Wie zu erwarten war, vertraute Stöger gegen die offensivstarken Wolfsburger wieder auf die Doppelsechs und damit auf Kevin Vogt. Goldrichtige Entscheidung. Vogt war sowohl in der Defensive wie auch im Angriff unglaublich präsent, haute sich in jeden Zweikampf als gäbe es keinen Morgen mehr und rechtfertige so seine Berufung. Auch er ging in den letzten zehn Minuten auf dem Zahnfleisch, dennoch ein starkes Spiel vom blonden Riesen.
Marcel Risse: Die Hauptrollen im Duell der beiden Champions-League-Aspiranten hatte andere Herrschaften, der Flügelspieler mimte sich eher als Nebendarsteller mit einer ordentlichen, aber unauffälligen Partie. Betrieb einen hohen läuferischen Aufwand, half Hintermann Olkowski gewohnt emsig in der Defensive, hatte nach vorne aber kaum Szenen, was man nach den Eindrücken aus Stuttgart jetzt nicht unbedingt so schlimm fand. Lobenswert: Schlug sogar zwei, drei ansehnliche Flanken.
Leonardo Bittencourt: Wie Gegenüber Risse war auch Bittencourt kein riesiger Faktor im Kölner Spiel. Arbeitete vorbildlich nach hinten mit und schafft es ziemlich gut seine 170 Zentimeter gewinnbringend in Zweikämpfen einzusetzen. Nach vorne hin fehlt es immer wieder am letzten Funken Effektivität. Spielte einen feinen Pass in den Lauf von Zoller, den dieser nicht kontrollieren konnte. Ansonsten hielt er sich noch etwas zurück, um dann gegen den HSV zu explodieren.
Anthony Modeste: Ernsthafte Frage. Gibt es irgendeinen Kölner Fan, der Modeste nach diesen 90 Minuten nicht liebt? Immer wieder spielten Horn und Heintz den Mittelstürmer gezielt auf Wolfsburgs linker Seite an. Immer wieder ging Modeste in das Duell mit Timm Klose. Immer wieder gewann er. Der Wolfsburger Innenverteidiger war irgendwann so überfordert mit dem extrem robusten und ballsicheren Modeste, dass die Wölfe ihn bei hohen Bällen doppelten. Passiert auch nicht alle Tage. War Modeste aber auch egal. Mit seiner starken Ballverarbeitung und dem Körperbau eines Panzers war er Ausgangspunkt jeder Kölner Angriffssituation und bereitete das Zoller-Tor klasse vor. Einzig und allein ein eigener Treffer blieb ihm, trotz sehr ansehnlicher Schusstechnik, verwehrt. Man mag es ihm verzeihen.
Simon Zoller: Der sehr agile Drei-Millionen-Mann scheint sich im Sturm gut mit dem bulligen Nebenmann zu verstehen. So nervte Zoller die Wolfsburger Hintermannschaft auf seine eigene Art. Lief immer wieder gut an, hatte mächtig Bock auf Fußball und verkörperte viel Spielwitz. Der Führungstreffer war auch technisch sehr ansehnlich gemacht. Auf der anderen Seite agierte er in einigen Szenen aber auch wieder unglücklich. So vergab er die Chance zum 2:0 auf die blödeste Art und Weise. Wenn man schon nicht dem besser postierten Mitspieler nicht abspielt, sollte man den Ball wenigstens technisch gut kontrollieren und treffen. Sei’s drum. Am Ende steht dennoch Zollers bestes Spiel im Trikot des besten Vereins der Welt. Ehre, wem Ehre gebührt: Respekt hierfür, Simon Zoller!
Yannick Gerhardt: Kam in einer heiklen Phase 20 Minuten vor dem Ende für Leonardo Bittencourt und sollte auf der linken Seite für etwas mehr Ballsicherheit, Entlastung und körperliche Präsenz sorgen. Das gelang dem Talent dieses Mal leider nicht. Gerhardt hatte gute Ideen, setzte diese aber zumeist schlecht um und ließ die linke Seite am Ende gemeinsam mit Hector viel zu offen.
Milos Jojic: Was hat Yann-Benjamin Kugel denn mit den Reservisten gemacht? Jojic wirkte nach seiner Einwechslung zehn Minuten vor Schluss schon erschöpfter als der Rest des Teams, der schon 80 Minuten hinter sich hatte. Und dieser Rest war schon sehr platt. Jojics Zeit wird noch kommen, gegen Wolfsburg brachte er jedenfalls überhaupt keine Belebung.