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Nachspiel

Aufwind nach Regensburg?

Der American Geißbock Randall über die Frage: „War dieses Spiel der Wendepunkt auf dem Weg nach Oben?“ und darüber, was für ein Fan er ist.

Nachfolgend ein Beitrag, der im Original hier erschienen ist und den wir mit freundlicher Erlaubnis des Autors Randall ins Deutsche übersetzen und wiedergeben durften. Viel Spaß beim Lesen.

 

Wenn Du dieselbe Sorte Fan bist wie ich, hast Du eigentlich immer hohe Erwartungen an Dein Team.

Es gibt immer wieder Zeiten, in denen Du, aufgrund der Umstände, diese Ansprüche noch ein wenig höher schraubst. Sei es, dass es gerade gut läuft und das Team sich weiter steigert oder auch nur, dass der Spielplan Gegner vorsieht, die es Deiner Meinung nach einfach nicht mit Deinem Team aufnehmen können.

Während meine Detroit Tigers ihren Platz in der World Series (Baseball, für die Unwissenden) ergattert haben – mit einer Demonstration an Überlegenheit gegenüber dem Aushängeschild der Sportart – die New York Yankees mit 4:0 Spielen aus den Playoffs geworfen haben, dabei Rekorde um Rekorde gebrochen haben, waren sie doch den Großteil der Saison nicht einmal an der Tabellenspitze. Entgegen der Erwartungen, haben sie jedoch mit Willen und Talent überzeugt.

Nach dem ausnehmend guten Start haben die Tigers dann Spiele verloren gegen Teams, die deutlich schlechter eingestuft sind, als sie selbst. Zuletzt bedurfte es dem völligen Einbruch der Chicago White Sox damit es überhaupt in die Playoffs gehen konnte. Den ganzen Sommer über haben die Fans zugesehen und sich gefragt, was mit dem Team nicht stimmt. Immer mal wieder kamen Spiele, in denen die Tigers alles richtig gemacht, im richtigen Moment, und ein verloren geglaubtes Spiel noch drehen konnten. Nach jedem dieser Spiele, kam die kollektive Frage auf: „War dieses Spiel der Wendepunkt auf dem Weg nach Oben?“

Direkt gegenüber der Tigers (tatsächlich auf der anderen Straßenseite) sind die Detroit Lions (American Football) zu Hause, die vergangene Saison mit 10-6 Siegen schlossen und in die Playoffs einzogen, nur ein paar Jahre nach dem Negativrekord von 0-16. Das Team mit vielen jungen, talentierten Spielern auf Schlüsselpositionen, hatte einige Spiele mit späten Comebacks in einer Saison, die das Interesse an Football wiederbelebt hat.

In dieser Saison jedoch sind die Lions ehrlich gesagt wieder schlecht. Nach dem ersten Spiel, das gegen Ende erst gewonnen wurde, kamen drei Niederlagen – doch dann auch wieder ein Sieg gegen ein Team, das ziemlich weit oben auf der Liste der Meisterschaftsanwärter steht. Und wieder einmal wurde sich die Frage gestellt: „War dieses Spiel der Wendepunkt auf dem Weg nach Oben?“

Hoffentlich fragt ihr euch gerade nicht, was das alles soll, hoffentlich habt ihr das Spiel des effzeh am vergangenen Samstag bis zum Ende gesehen, in dem ein 2:0 für Regensburg zuletzt in einen 2:3 Auswärtssieg gedreht wurde, beendet durch Sascha Bigalkes Distanzschuss. Ein Auswärtssieg in dem alle drei nötigen Tore in den letzten Spielminuten gefallen sind.

Das Spiel fühlte sich von Anfang an schon etwas ungewohnt an. Stani hat die Mannschaft nicht im sonst für den Trainer wie das Team üblichen 4-2-3-1 aufs Feld geschickt, das sah mehr wie ein 4-3-2-1 aus. Zum zweiten Mal in drei Spielen war der neue Publikumsliebling und quirlige Offensivspieler Sascha Bigalke nicht in der Startelf. Bedenkt man diese Aufstellung und die Rolle, die Bigalke beim Gegentor im unglücklichen Remis gegen Dresden gespielt hat, sollte man meinen, dass das Spiel dieses Mal mehr auf die Defensive fokussiert sein sollte.

Im Gegensatz zum Mangel an Toren hat Köln es in den meisten Spielen doch auf eine ansehnliche Zahl an Chancen gebracht. Um genau zu sein, war man offensiv in den meisten Spielen sogar sehr dominant und scheiterte sehr häufig an der Chancenverwertung oder deutlich überdurchschnittlichen Torwartleistungen seitens der Gegner.

Ziemlich frustrierend.

Noch bedrückender ist es zu sehen, dass der effzeh das Spiel größtenteils dominiert und der Gegner doch immer wieder mit schnellen Kontern vors Tor kommt und dort eine erschreckend hohe Ausbeute hat. Zugegeben, die Abwehr, inklusive der beiden Sechser, war oft nicht nah genug an Ball und Gegner bei solchen Kontern, es sah beinahe so aus, als rechnete kaum jemand damit, dass der Ball überhaupt in die andere Richtung gehen könnte.

Für die Veränderungen auf dem Feld, um die Defensive zu stärken, sah Regensburg sehr häufig sehr gut aus. Auch der frühe Gegentreffer gehört zu den Dingen, die eigentlich nicht hätten vorkommen dürfen. Zumal Köln zur Halbzeit hätte 2:0 zurückliegen müssen, wäre Marco Djuricin nicht – weitestgehend an sich selbst – vorm leeren Tor gescheitert.

In der zweiten Halbzeit hatte Kapitän Miso Brecko dann wieder einen seiner Aussetzer, als er Jim-Patrick Müller zu Boden zerrt und damit den Elfmeter zum (längst fälligen) 2:0 verschuldet.

Ich kenne den Sport und die Regeln nicht gut genug um die Szene absolut sicher einzuordnen, allerdings sah es für mich danach aus, als stünden da zwei Spieler ziemlich alleine, der Schiedsrichter hatte freie Sicht, auch wenn er nicht direkt in unmittelbarer Nähe stand. Was dann folgt ist ein offensichtliches Halten und Ziehen an der Schulter, bis Müller schließlich zu Boden geht.

Meiner Meinung nach, war das einfach nur grottenschlecht verteidigt von Brecko. Andauernd bewegt er sich auf der Grenze zum Foulspiel, in potenziell gefährlichen Regionen des Feldes, das treibt mich schlichtweg in den Wahnsinn.

Insgesamt habe ich ein Spiel gesehen, in dem jeglicher Plan völlig in die Hose gegangen ist. Klar ist damit zu rechnen, dass man nicht so dominant auftritt, wenn man defensiver spielt, jegliche Dominanz einzubüßen geht jedoch zu weit. Vor allem nicht, wenn der Gegner weiterhin gute Chancen herausspielen kann.

Allerdings, was macht das schon noch aus, nach den letzten sechs Spielminuten?

Eine Menge, fürchte ich.

So sehr ich daran glauben möchte, dass diese sechs Minuten irgendwie vergessen lassen können, was vorher passiert ist, die Realität ist immer noch, dass wir Regensburg beinahe das komplette Spiel überlassen haben. Man kann sich nicht auf wundersame Comebacks verlassen, aktuell nicht einmal darauf, regelmäßig das Tor zu treffen, und der gezeigte Weg ist keiner, der für mehr als tristes Mittelfeld in der zweiten Liga taugt.

Wer möchte das, außer vielleicht ein paar Gladbach-Fans und den Clubs, die dank der mitreisenden Gästefans auf volle Häuser zählen können?

Das Ziel sollte nach wie vor der Aufstieg sein, lieber früher als später. Aber dafür sollte ein Plan gefunden werden, der auch tatsächlich funktioniert. Rettung in letzter Sekunde kann kein Konzept sein.

Und ja, ich habe das Aufbäumen genossen, der Ruck, der nach dem 2:1 durch die Mannschaft ging. Und ich hoffe, dass das der Anfang des Aufbäumens ist. Aber ich vergesse nicht das Spiel, das ich Samstag gesehen habe, bis zur wohl dramatischsten Schlussphase eines Ligaspiels in dieser Saison und auch meine Erwartungen wachsen danach nicht über sich hinaus.

Auf den Aufstieg hoffe ich trotzdem. Immer.

Das ist nun einmal die Art Fan, die ich bin.

Come on effzeh!

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