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Kolumnen

Ansichten eines Köln-Fans: Wo steht der 1. FC Köln nach dem Saisonbeginn?

In der Sommerpause wagte unser Gastautor einen recht optimistischen Ausblick auf die neue Saison. Nach den ersten sieben Spieltagen sieht er sich vorsichtig bestätigt. Ganz vorsichtig.

Foto: Ina Fassbender/AFP

Wo steht der 1. FC Köln? Ist der vorletzte Tabellenplatz aussagekräftig oder nur eine einkalkulierte Zwischenstation? Man kann es einfach nicht sagen. Aber man kann versuchen, diesen schwelenden Zustand zu beschreiben.

Eine zufriedenstellende Sommervorbereitung und ein mitreißender Cheftrainer sorgten für gute Stimmung, für Zuversicht und Vorfreude. Die sportliche Leitung hatte für stimmige, passende Verstärkungen in wichtigen Mannschaftsteilen gesorgt. Die Testspiele liefen umso besser, je unterklassiger die Gegner waren. Das ließ hoffen für die erste Pokalrunde. Am Ende der Partie in Wiesbaden stand allerdings das Glück des Davongekommenen auf vielen Fangesichtern. Neben trocknenden Angst- und Panikschweiß. Dann würde die Bundesliga kommen. Knüppeldick.

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Als die DFL den Spielplan veröffentlicht hatte, dachte ich: Mannomann. Wenn man mich damit beauftragt hätte, eine Spielansetzung auszudenken, die einen Aufsteiger gleich zu Beginn der Saison auf einem Abstiegsrang festnageln soll, ich hätte es genauso gemacht! Vier CL-Teilnehmer, darunter beide gehandelten Meisterkandidaten plus auswärts ein „Angstgegner“ an den ersten fünf Spieltagen. Sapperlot. Watt willste maache!? Optimistisch bleiben, die Aufgaben angehen, langfristig denken und sich nicht verrückt machen, wenn Ende September kein einziger Punkt auf der Habenseite stehen sollte.

Es kam anders. Ein bisschen.

Ein bisschen war es so, wie in der unseligen Abstiegssaison vor zwei Jahren: Dank VAR wurde dem FC in Wolfsburg ein klarer Elfmeter verweigert, kleine Abwehrfehler und ein selten gelingender Sonntagsschuss führten zur Niederlage. Es war dennoch viel Schönes dabei, für das man aber leider nichts kriegt.

Foto: Matthias Hangst/Collection Bongarts

Der Heimauftakt gegen Dortmund war ein Fest. Bei Flutlicht und vor den jungen Augen von Hennes IX. legte der FC ordentlich was auf den Rasen und ging (zum bisher letzten Mal in der noch jungen Saison) in Führung. Hätte der BVB nicht so viel Qualität ein- und der FC mit Cordoba nicht so viel Qualität auswechseln müssen – wer weiß, was da gegangen wäre. Also wächst da ein Team zusammen? Es wurde bemerkt, wurde goutiert und ließ aufmerken. Hey, das war ein Meister-Kandidat!

Eine weitere Steigerung kam in Freiburg. Nicht unbedingt in spielerischer Hinsicht. Ein zurückgenommenes Tor, im Gegenzug der Rückstand durch ein akrobatisches Eigentor – durch unzählige ebensolcher Spielverläufe war vor zwei Jahren der Abstieg eingeleitet worden. Aber es trat ein entscheidender Unterschied zum Abstiegsjahr zutage. Beierlorzers Halbzeitansprache, Modestes wuchtiger Kopfball und Shkiris freches Solo zum 2:1 schienen genau das auszudrücken: Schieß drauf, was war! Wir spielen hier unseren Fußball! Wer hier eine verfrühte Bilanz ziehen wollte, konnte nach dem Sieg in Freiburg nur zu dem Schluss kommen: Alles em Loot.

Das Derby und zwei Klatschen

Weiter gings mit dem Horrorprogramm: Das Derby gegen Gladbach wurde teils schon wieder als Augenhöhen-Duell empfunden. Nun ja, in Stein gemeißelt sind Niederlagen gegen die „Fohlen“ ja in den letzten Jahren wirklich nicht. Der FC ging zudem mit einem Sieg in die Länderspielpause, die Niederrheiner mit einer Niederlage gegen RB (hätten die Spielplaner ganze Arbeit geleistet, hätten die Kölner eigentlich am dritten Spieltag nach Leipzig gemusst. Aber pssst. Nur Spaß.). Und? Nichts.

Der FC nahm das Derby schlicht und ergreifend nicht an. Müde, ideen- und lustlos wurde verdient, wenn auch knapp, verloren und man hatte mal wieder den Aufbaugegner für den Erzrivalen gespielt. Super! Dass man in München wieder ein besseres Gesicht zeigte und sich gut verkaufte, verblasst angesichts der hohen Niederlage von 0:4 – wieder gab es nichts Zählbares; aber etwas hoffnungsvollen Trotz.

COLOGNE, GERMANY - SEPTEMBER 29: Dedryck Boyata of Hertha BSC celebrates after scoring his team's fourth goal during the Bundesliga match between 1. FC Koeln and Hertha BSC at RheinEnergieStadion on September 29, 2019 in Cologne, Germany. (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images)

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Und wieder konnte man erwarten – und ich bin sicher nicht der einzige, der das tat – dass das nächste Heimspiel die Wende bringen würde. Der Gast aus Berlin eine Strauchel-Mannschaft „auf Augenhöhe“. Der Sprung aus der Abstiegszone möglich. Es hätte ein herrlicher Abend werden können. Denkste. Alles, was die Abstiegssaison so einzigartig beschissen gemacht hatte, trat wieder mal hervor. Breitbeinig, trotzig, schier unkaputtbar und mit Ansage in Form von Vedad Ibisevic. 0:4 inklusive Roter Karte, wie schon in München. Dazu Verletzungen von Leistungsträgern. Wenn sie überhaupt an ihre Leistung herankamen, was viele zurecht bezweifelten. Der FC läuft zu wenig. Köln liegt am Müngersorfer Boden. Am Boden der Tatsachen? Der Kicker übertrieb maßlos und schrieb, dieser FC stünde „für nichts“.

Schalke bringt die Wende. Hoffentlich…

Die Woche nach dem Hertha-Spiel war geprägt von Zweifeln, Ratlosigkeit und ersten Stellenanzeigen mancher Fans für einen neuen Chef-Trainer. Der amtierende Fußballlehrer Achim Beierlorzer weigerte sich indes, seinen Optimismus aufzugeben und handelte. Seine Umstellungen brachten einen Punkt auf Schalke. Man hätte sogar führen können, das wurde aber „vernübelt“. Und man wäre eigentlich irgendwann in Überzahl gewesen. Aber ausgerechnet der eigentlich des Platz zu Verweisende lieferte die Vorlage zum Rückstand. Und wieder roch es nach Herbst 2017. Dann siegten aber doch noch der Wille und die Moral: In letzter Sekunde besorgte Kapitän Hector den Ausgleich. Ein dicker, fetter Punkt für sie Seele. Für die Hoffnung. Gegen den Abstieg – und raus dem Tal!?

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Kann man nun also zufrieden sein? Jein. Vier Punkte sind wenig. Andererseits hätten viele das nach sieben Spieltagen zuvor unterschrieben. Der effzeh zeigte teilweise ein Gesicht, das zeigt, dass durchaus mehr drin gewesen wäre (Wolfsburg, Dortmund, Schalke). Als tatsächlich mehr drin war, brach die Mannschaft allerdings fast in sich zusammen (vornehmlich im Derby und gegen Hertha). Wo steht der FC also? Man kann es nicht genau sagen. Es ist zu früh.

Der FC weiß mal wieder im Positiven wie Negativen zu überraschen. Die nächsten Spiele werden – wie eigentlich immer in diesem Sport – entscheiden. Eine Serie ist nötig, gewollt, gewünscht und sogar angekündigt. Ehrlich gesagt führt an einer solchen auch kein Weg vorbei. Vielleicht kommen sie ja jetzt, die dominanten Auftritte, die ungefährdeten oder auch dreckigen Siege. Sie fehlen noch für eine komplette Saison. Es ist angerichtet.

Ein Gastbeitrag von Oliver Z. Weber

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