Sonne, blauer Himmel, Frühlingsgefühle. Eigentlich fast schon sommerlich. Die Hormone kommen in Wallung. Manch einer schlendert durch den Park, lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen, genießt die Freizügigkeit der Mitmenschen, vielleicht auch die eigene. Andere schwingen sich auf den Drahtesel und machen exzessive Touren oder fahren mit den Kids an den See. Natürlich gibt es auch welche, die arbeiten müssen. An dieser Stelle mal ein Dankeschön an alle Helfer in Krankenhäusern, Altenheimen oder anderen sozialen Einrichtungen mit Schichtdienst. Und dann gibt es noch Arbeiter, die Sonntags für etwas mehr als 90 Minuten ein ungefähr 1 Hektar großes Grün beackern. Die arbeiten, auch wenn ihr Job für die meisten Menschen ein Hobby ist. Aber das gibt es ja auch in anderen Berufen. Genug geschwafelt. Das Leben ist schön. Kann es schöner sein? Ja, wenn der effzeh spielt, dachte ich mir. Besagte 90 Minuten später, innerlich um mindestens weitere 10 Jahre gealtert und mit Verlust von Haaren im 4stelligen Bereich versehen, sehe ich das genau so. Schuld daran ist der effzeh und ein nervenaufreibendes Spiel gegen Aalen.
Ausgangslage
Außer dem blendenden Wetter macht auch die Aufstellung des effzeh Hoffnung auf ein Fußballfest. Der ängstliche Eichner wird durch den mutigen Hector ersetzt, der unglückliche Jajalo durch Glückskind Maierhofer, der quirlige Royer kommt dür den unbeweglichen Bröker und letztendlich der gesunde Lehmann für den verletzten Matuschyk. Ansonsten spielen die gleichen Spieler, die gegen Lautern versagt haben. So ist man sich in und um Köln zumindest einig gewesen. Der Gegner kommt von der schwäbischen Alb und bringt aus dem Hinspiel eine Portion Selbstvertrauen mit, konnte man da doch den großen 1. FC Köln ziemlich souverän mit 2:0 wieder nach Hause schicken. Das sollte zwar die letzte Niederlage auf lange Zeit bleiben, aber es war ein Tiefpunkt dieser Saison. Deshalb gibt es auch zusätzlich zu der Leistung in der Pfalz etwas wiedergutzumachen.
Spielverlauf
Der effzeh beginnt sehr druckvoll und erarbeitet sich in den ersten Minuten bereits eine handvoll Halbchancen. Keine Frage, wer hier Herr im Haus ist. Man erahnt, dass der Führungstreffer nur eine Frage der Zeit sein wird. Nachdem Maierhofer mit einem Kopfball am überragenden Aalener Schlussmann Bernhardt scheitert und Clemens abgefälschter Ball nur knapp am Pfosten vorbeistreicht, setzt hier niemand mehr auch nur einen Cent auf die Gastmannschaft. Insgesamt hat der effzeh das Spiel im Griff, 64% Ballbesitz. Die anderen Statistiken sind interessanterweise ausgeglichen, allerdings darf man anmerken, dass der effzeh wie Aalen 5 Torschüsse hat, aber die wesentlich deutlicheren Chancen. Die Zweikampfstatistik dürfte von der einseitigen Foulauslegung (15:6) des Unparteiischen beeinflusst sein (51:49). Die Beeinflussung des Mannes in schwarz werden wir auch beim Auswärtsspiel in Bochum zu spüren bekommen. Anthony Ujah und Tobias Strobl holen sich bereits in der ersten Halbzeit ihre jeweils 5. Gelbe der Saison ab. So ist der Stand der Dinge zur Halbzeit, auch weil sich entgegen aller Erwartungen kein Ball ins Netz senkte.
Nach der Halbzeitpause nimmt der effzeh sich eine kleine Auszeit und es gibt zunächst kaum sehenswerte Szenen. In der 53. Minute kaommt dann Jajalo für Strobl, der einen angeschlagenen Eindruck macht. Knapp 8 Minuten später hat Ujah die Führung auf dem Fuß, verfehlt das Tor aber um ein paar Zentimeter, nachdem er sich schön um den Verteidiger gedreht hat. Auch Royer verfehlt knapp und Jajalo setzt einen Freistoß an die Latte. Die Zeit spielt langsam gegen den effzeh. Lange Bälle und Unkonzentriertheiten im Kurzpassspiel sind die Folge. Es gibt also nur noch eine nennenswerte Doppel-Chance von Lehmann nach einem kurz ausgeführten Freistoß. Seinen Flachschuss kann ein Abwehrspieler blockieren, der Nachschuss geht knapp drüber. Und wieder ein mal, wenn keiner mehr damit rechnet, macht der effzeh das Tor doch noch. In der Nachspielzeit gelangt der Ball zu Kacper Przybylko, der lässte 2 Gegenspieler stehen und schließt vom Sechzehner mit links ab. Der Ball schlägt im rechten Winkel ein. Traumtor!
Fazit
Die Mannschaft hat den Willen und die Ausdauer, jedes Spiel bis in die Nachspielzeit und noch weiter zu ackern und am Ende zu gewinnen. Das ist eine Qualität. Uns mögen andere Qualitäten fehlen, aber mir persönlich ist diese Qualität lieber. Der Sieg war verdient, aber muss teuer bezahlt mit 2 Gelbsperren in Duisburg (Ujah und Strobl).
Spieler im Fokus
Christian Clemens – seit Wochen in blendender Form, auch heute wieder Mann des Spiels, in dieser Form wohl kaum zu halten in Köln
Jonas Hector – wieder mal ein gutes Spiel, auch nach 2 Spielen Pause, die bessere Alternative hinten links
Pritsche – wir gönnen ihm das wunderschöne, extrem wichtige Traumtor
Stimmen zum Spiel
Holger Stanislawski: Das war eine Achterbahnfahrt. Erst ein mal möchte ich mich bei jedem einzelnen, der heute im Stadion war bedanken. Ich glaube, dass es wichtig war, dass heute viele Menschen im Stadion waren, die unbedingt auch diesen Dreier haben wollten. Wir sind sehr gut in die Partie reingekommen und haben das bis zur 25. Minute auch gut gemacht. Dann wurde der Rucksack immer ein bischen schwerer, bis wir am Ende gefühlt einen Kleinwagen auf dem Buckel hatten. Wir haben dann viel zu früh angefangen lange Bälle zu spielen, zu viele Fehlpässe fabriziert, zu viele entscheidende Zweikämpfe nicht für uns entschieden. Dann ging es nur noch mit der Brechstange. Es war nur noch der letzte Wille. Wir haben ca. 60 Minuten sehr schlechten Fußball gespielt. Es ist egal, ob das jetzt verdient ist oder nicht. Die Jungs haben bis zum Schluss dran geglaubt, nicht die richtigen Mittel gewählt, es aber letztendlich geschafft. Wichtige 3 Punkte! (Auf Nachfrage) Ich werde meinen Tagesablauf jetzt nicht an dem Spiel der Lauterer in Aue ausrichten, wir haben morgen genug zu tun. Wir können nur das beeinflussen, was wir selber machen. Wir genießen jetzt den Tag auf Platz 3. Es war ein langer Weg von Platz 17 am 6. Spieltag mit 2 Punkten bis hierhin, damit beschäftigen wir uns. Und mit den 5 Mannschaften, die wir jetzt noch spielen müssen, nicht mit Aue oder Kaiserslautern.
Kevin McKenna: Przybylko war die Antwort, der hat ein Wahnsinns-Erstestor geschossen. Ich freu mich für ihn, weil er wahnsinnig gearbeitet hat. Die Aalener sind schwer zu knacken, wir mussten richtig an unsere Grenze gehen. Ich bin einfach sehr glücklich.
Kacper Przybylko: In so einer Phase so ein Tor zu schießen ist einfach Wahnsinn. Wichtig ist, dass wir 3 Punkte eingepackt haben. Aalen stand richtig kompakt, das war sauschwer. Der Trainer sagte beim Einwechseln zu mir, ich solle mich endlich mal belohnen, das habe ich dann gemacht.
Matthias Lehmann: Es war eine richtige Erlösung. Pritsche hat schon unter der Woche im Training mit links besser geschossen als mit rechts. In der ersten Halbzeit haben wir richtig Druck gemacht, aber dann verpasst das Tor zu machen und die Luft war ein wenig raus. In der 2. Halbzeit stand Aalen dann noch tiefer und wir haben es mit langen Bällen versucht. Das hat nicht so gut geklappt. Am Ende haben wir gewonnen und ich denke, dass es in Ordnung geht.
Stefan Maierhofer: Ich sag immer, jede Mannschaft braucht einen Polen, der klaut dir die Punkte. Und heute hat der alles richtig gemacht. Ich freu mich so für den Jungen, für die Mannschaft und die Fans. Wir hatten ein paar Chancen aber der gegnerische Torwart hat einen richtig guten Tag gehabt. Man hofft imer bis zur letzten Minute. Wenn dann die Fans noch richtig anfeuern spürt man wie der Funke auf den Platz überspringt, dann möchtest du unbedingt. Dafür spielt man Fußball und dafür kommen die Leute ins Stadion. Man muss aber auch dem Gegner ein Komplinent machen, die haben richtig gut hinten drin gestanden heute.
1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, McKenna, Hector- Strobl (53. Jajalo), Clemens, Lehmann (81. Przybylko), Royer (73. Bröker)- Ujah, Maierhofer
VfR Aalen: Bernhardt – Schulz, Barth (81. Kister), Hübner, Buballa – Hofmann, Leandro – Lechleiter, Klauß (67. Haller), Valentini (60. Dausch) – Reichwein
Tore: 1:0 Przybylko (90.)
Gelbe Karten: Ujah, Strobl, Hector, Brecko, Maierhofer – Hübner, Valentini, Haller, Dausch
Zuschauer: 44.100
Schiedsrichter: Perl (Pullach)