Dresden ist immer eine Reise wert.
So beginnen, jede Wette, mindestens 84% der Dresden-Reiseführer. Natürlich ist die sächsische Hauptstadt schön! Man denke nur an die Semper-Oper. Aber es ist weniger davon auszugehen, dass sich Stanis Jungs am Montag die Zeit nehmen werden, um in Dresden auf Sightseeing-Tour zu gehen, trotz der ebenfalls in Dresden ansässigen und nicht von mir ausgedachten “Theaterruine St. Pauli”. Aber ein Mitbringsel aus Dresden wäre dennoch erwünscht. Wie wäre es zum Beispiel mit drei Punkten?
Ausgangslage
Der effzeh hat es tatsächlich geschafft und den Abstand auf den FCK beinahe aufgelöst. Noch vor kurzem wurden Kölsche Anhänger, die ernsthaft auf den 3. Platz schielten, belächelt und wenn man sich den Saisonstart vor Augen hielt, musste man sagen: Zu Recht.
Doch offenkundig hat sich die Mannschaft gefunden und überzeugt derzeit durch eine hohe Stabilität. Diese äußert sich unter anderem darin, dass selbst Ausfälle wie zuletzt die Sperre Marohs problemlos kompensiert werden können. Es zahlt sich anscheinend aus, dass Stani besonders zu Beginn der Saison viel wechselte und dadurch kein Spieler wirklich weit weg vom Geschehen ist.
Der effzeh ist die Mannschaft der Stunde. Daran gibt es nichts zu rütteln. Aber auch Gegner Dynamo Dresden befindet sich momemtan im Aufwind: In den letzten vier Partien holten die abstiegsgefährdeten Sachsen sieben Zähler. Lediglich das letzte Spiel in Aue ging dabei mit 0:1 verloren. Aber vor allem zu Hause hat Dynamo zuletzt Stärke bewiesen: Die letzten beiden Partien vor eigenem Publikum wurden gewonnen, darunter ein Sieg gegen: Hertha BSC.
Abgesehen von dieser Momentaufnahme trennen beide Vereine derzeit stolze 16 Punkte. Eine Differenz, die sich bei anderen Vergleichsmerkmalen der Clubs weniger stark widerspiegelt. transfermarkt.de beispielsweise sieht in den Gesamtmarktwerten beider Teams lediglich einen Unterschied von rund 6 Mio. Euro, zugunsten des effzeh. Unabhängig von dieser Zahlenspielerei, die man sicherlich auch hinterfragen könnte und für die bei uns ja eher Dominik zuständig ist, ist bei den Dresdnern mit Sicherheit Mickael Poté als wertvollster Spieler einzuschätzen. Der beninisch-französische Stürmer, der so furios in die Saison startete (vier Treffer in den ersten vier Spielen), leidet aber offensichtlich aktuell an einer Ladehemmung (schließlich gelang es ihm seit 11. Spieltag bzw. dem 28.10. nicht mehr, einzunetzen), die er hoffentlich am Montag nicht ablegen wird.
Anders sieht die Lage bei unserer Spitze aus: Tony Ujah schoss sich rechtzeitig zur entscheidenden Phase des Saisonfinales wieder aus seiner Torkrise und ist bei neun Saisontreffern angelangt. Im Laufe der Woche war von einer Vertragsklausel zu lesen, derzufolge der effzeh mehr Geld an die Mainzer abdrücken müsse, sobald Ujah zehn Tore erzielt hat. Hoffen wir, dass unser Geschäftsführer Wehrle am Montag Abend noch zur Bank muss.
Ansonsten war in der abgelaufenen Woche noch bemerkenswert, dass der effzeh es offenbar derzeit sogar noch ein wenig auf Platz 2 abgesehen hat. Matu und Stani äußerten sich in diese Richtung, wobei bei allem berechtigtem Optimismus dafür die Kirschen wohl zu weit im Himmel hängen und man sich daher lieber weiter auf den näherliegenden Schritt fokussieren sollte. Entscheidend ist und bleibt schließlich auf dem Platz.
Personelle Lage
Besagter Ujah hatte es in den vergangenen Tagen am Knie, so dass er teilweise lediglich dosiert und individuell trainieren konnte. Reine Vorsichtsmaßnahme! hieß es dabei von Vereinsseite, so dass mit seinem Einsatz zu rechnen ist. Spannend wird vielmehr zu beobachten sein, ob Stani nach der Gesundung des Majors zu einer Zweispitzenlösung zurückkehren oder es bei der erfolgreichen Ausrichtung der vergangenen Partie belassen wird, mit Ujah als einzigem Stürmer, unterstützt durch die Offensivreihe Bröker, Jajalo und U21-Rückkehrer Clemens. Stani wies darauf hin, dass zum Ende einer Woche seine Phantasie steige, so dass wir uns diesbezüglich überraschen lassen können. Aufgrund der physischen Präsenz, die von Maierhofer ausgeht und dem zu erwartenden körperbetonten Spiel rechne ich eher mit zwei Spitzen, wodurch die Position Jajalos wohl wegfiele.
Eine Etage weiter hinten ist Chihi wieder fit, jedoch laut Stani noch keine Option für die Startelf. So wird wohl wieder Bröker beginnen, der nach seiner längeren Verletzungspause noch nicht wieder richtig in der Spur ist. Für Bröker wäre ein Einsatz im Glücksgas Stadion einerseits mit einer emotionalen Rückkehr verbunden, schließlich spielte er selbst drei Jahre lang in gelb-schwarz (zudem feierte er sein Profidebut als junger effzeh-Spieler gegen Dresden). Andererseits wirkte er zuletzt zwar wie immer hoch engagiert, aber auch etwas überspielt und glücklos, kein Wunder nach der längeren Verletzungspause. Auf sein derzeitiges Tief angesprochen, äußerte Bröker gegenüber dem Express seine Hoffnung, sich seine Tore für die entscheidende Saisonphase aufgehoben zu haben. Dafür wird es allerdings wichtig sein, dass er seinen Kopf frei bekommt und sich selbst nicht zu stark unter Druck setzt, so dass ihm vielleicht eine kurze Verschnaufpause gut tun würde, um in den Folgepartien wieder richtig durchstarten zu können.
Noch einen Schritt weiter hinten im Feld wird Matthias Lehmann definitiv fehlen – er laboriert an einem Muskelfaserriss. Insofern kann man davon ausgehen, dass erneut Strobl und Matuszczyk das defensive Mittelfeldtandem bilden werden, in dem Matu den offensiveren Part gibt. Zuletzt wusste er bei einer derartigen Interpretation seiner Rolle durchweg zu überzeugen.
In der Abwehr wird es zu einem Wechsel kommen, nachdem sich Jonas Hector am Muskel verletzt hat. Hier ließ sich Stani noch nicht in die Karten blicken, ob stattdessen Eichner oder Wimmer zum Zug kommen werden, wobei Eiche nach seiner Einwechslung in der vergangenen Partie eine gute Leistung zeigte und wahrscheinlich eher den Vorzug erhalten wird.
Ausblick
Der effzeh hat im Jahr 2013 bislang in sechs Spielen 14 Punkte geholt, bei einem Torverhältnis von 9:2. Letztgenannte Zahlen drücken ein wenig Stärken und Schwächen der Geißböcke aus, wobei beim derzeitigen Erfolg weniger von Schwächen gesprochen werden sollte. Dennoch: In der Defensive hat sich Stanis Team gefunden und beeindruckt durch Ruhe, Abgezocktheit und Souveränität. Da die Dresdner selbst ihre Schwierigkeiten im Toreschießen haben (in neun der vergangenen zehn Spiele erzielte Dynamo maximal einen Treffer, im Jahr 2013 insgesamt acht), wird zumindest nicht im Bereich des Hornschen Tores mit einem Spektakel zu rechnen sein. Dennoch gilt es, weiterhin so seriös und konzentriert die Abwehrarbeit zu verrichten.
Vielmehr wird für das Erreichen eines Erfolges entscheidend sein, wie sich die Offensive des effzeh präsentieren wird. Kaltschnäuzig wie gegen Paderborn, als endlich einmal drei Treffer gelangen, oder zu wenig zielstrebig wie zuletzt in Frankfurt. Generell zeigt der effzeh noch zu stark zwei Gesichter in der Ferne und in der Heimat. Auch wenn man bei einer Serie von 13 Spielen in Folge ohne Niederlage nicht wirklich von einer Auswärtsschwäche sprechen kann, könnten die Geißböcke in fremden Stadien teilweise noch mehr Klarheit und Struktur in ihr Spiel bekommen; Dominanz vermitteln sie eigentlich auswärts bereits.
Es wird mit Sicherheit kein wunderschönes Spiel, dafür steht bei beiden Mannschaften zu viel auf dem Spiel, und die genannten Vorzeichen deuten eher auf Kampf statt auf Kunst. Aber im Grunde genommen steht die Ergebnisorientierung derzeit auch über allem anderen. Auch wenn die spielerische Entwicklung (die zuletzt beim effzeh durchaus durchschimmerte) nicht zu kurz kommen darf, müssen wir punkten, um den FCK weiter zu stressen. Wir müssen, wie Oli Kahn schon so schön sagte, weitermachen, immer weiter. Fokussiert sein auf nur ein Ziel: Platz 3. Und sollten wir am Ende der Saison doch nicht an den Pfälzern vorbei gezogen sein, wird zumindest niemand dem effzeh unterstellen können, dass er nicht alles versucht hätte. Aber so weit sind wir noch nicht. Jetzt heißt es erst einmal Ärmel hoch, Attacke, wie unser Trainer diesen Beitrag mit Sicherheit abschließen würde.
Stimmen aus der Redaktion
zyrock: Weiter, weiter, immer weiter. Platz drei ist in Schlagdistanz, jetzt darf der effzeh nicht nachlassen. Gegen Aue konnte Dresden nicht überzeugen, die wollen sicher eine Reaktion zeigen. Das darf uns aber nicht aufhalten, wenn es wirklich um den Aufstieg gehen soll.
Clonelow: Hat ja beim letzten Mal wunderbar funktioniert. Deswegen tippe ich auf Unentschieden damit wir bloß nicht in die Relegation müssen, um dann auch noch gegen Hoffenheim rausgekegelt zu werden.
gerosimo: Ich soll mich echt zu Dresden äußern? Muss das sein? Schöne Stadt. Eine Reise wert. Wer dort noch Zweitligafussball sehen möchte, muss sich allerdings beeilen. Die Fahrt in die Bedeutungslosigkeit geht für Dynamo unaufhaltsam weiter. Ebenso wie das Aufhübschen der Tordifferenz unseres effzeh! Ich rechne mit einem 4:0-Auswärtssieg. Und dabei habe ich meinen Sympathie-Bonus für Dresden bereits abgezogen. Dresden ist übrigens eine schöne Stadt – und eine Reise wert.
Thomas Re: Mer sin widder wer. Zumindest zittert die Liga vor dem glorreichen FC. Jetzt nach Dresden. Hauptstadt der perversen Menschenfresser. Gegen die abstiegsgefährderten Düüühnaaaamöööös. Klare Sache aus meiner Sicht. Wir untermauern unsere Hoffnungen auf den Relegationsplatz mit einem fulminanten 1:1.
midget: Der effzeh gewinnt irgendwie. Ich tippe auch mal hoch. 2:0 wäre mal hoch auswärts. Einfach weiter nach vorne spielen. Es ist mittlerweile eh egal. Die Mannschaft hat die Sympathien – zu verlieren gibts wenig!