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Vorspiel

Der 1. FC Köln bei Partizan Belgrad: Eine Partie mit vorentscheidendem Charakter

Nur vier Tage nach der Derbyniederlage reist der 1. FC Köln nach Belgrad, um dort im Gruppenspiel der Conference League gegen Partizan anzutreten. Eine Begegnung, die Weichen für den Ausgang dieser Gruppe stellen wird.

Kein Durchkommen für Florian Kainz beim Heimspiel gegen Partizan Belgrad (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Beim Zählen der Häupter seiner Schäfchen bei Trainingsbeginn am Dienstagvormittag mag Steffen Baumgart besonders an diejenigen gedacht haben, die nicht am Mannschaftstraining teilnehmen konnten. Jeff Chabot und Mathias Olesen, Tim Lemperle und Sebastian Andersson, der immer noch erkrankte Jan Thielmann und seit dem Wochenende leider auch Dejan Ljubicic. Besonders das Fehlen von Thielmann und Ljubicic schmerzt, stellt doch ihre Schnelligkeit im Kölner Teamgefüge ein allzu rares Gut dar.

Welche Aufstellung wählt Baumgart?

Und so wird der Kölner Trainer schon bei der Aufstellung seines Teams in der Auswärtspartie bei Partizan Belgrad zunächst einmal ein Personal-Puzzle zu lösen haben. Wem vertraut er die Position hinter der bzw. den Sturmspitze(n) an? In den letzten Begegnungen durfte sich Ondrej Duda dort zeigen, konnte dabei jedoch das in ihn gesetzte Vertrauen nie voll bestätigen. Mark Uth käme als erste Wahl in Frage, wird aber aufgrund seiner langen Verletzungspause kaum zur Startformation gehören. Denis Huseinbasic auf der “10” spielen zu lassen,  wäre ein durchaus nachvollziehbarer Schachzug, er ist unbekümmert, technisch ansprechend und vor allem handlungsschnell.

Und wie soll der verletzte Dejan Ljubicic ersetzt werden? Wohl eher nicht durch Kingsley Schindler, der in Mönchengladbach für ihn eingewechselt wurde und recht blass blieb. Vielleicht durch Linton Maina mit seiner enormen Schnelligkeit auf der rechten offensiven Außenbahn? Oder durch Eric Martel als Sechser neben Ellyes Skhiri, der für mehr Stabilität im defensiven Mittelfeld sorgen und damit so manche Offensivaktion Partizans schon im Keim ersticken könnte?

Steffen Tigges wird von Partizans Svetozar Markovic und Torwart Aleksandar Popovic am Torschuss gehindert. (Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Über all dem steht aber die entscheidende Frage, ob Baumgart mit seiner Stammformation antritt oder nicht. Ein Blick auf das Restprogramm der Gruppe D zeigt, dass dem Spiel in Belgrad mit einiger Wahrscheinlichkeit zumindest eine vorentscheidende Bedeutung zukommen wird. Verliert der 1. FC Köln und gewinnt Nizza die andere Begegnung gegen den 1. FC Slovacko, müssten die Rheinländer in den restlichen beiden Partien vier Punkte auf Belgrad oder Nizza aufholen, um wenigstens den zweiten Tabellenplatz erreichen zu können. Diese Konstellation müsste eigentlich die Wahl der stärkstmöglichen Elf nahelegen.

Seriensieger treffen auf Derbyverlierer

Und während die Kölner noch die Wunden der Derbyniederlage lecken müssen, kann Partizan Belgrad auf eine beeindruckende Siegesserie zurückblicken. In den letzten acht Ligaspielen gingen sie sieben Mal als Sieger vom Platz, lediglich Tabellenführer Roter Stern Belgrad konnte den Schwarz-Weißen ein 1:1-Unentschieden abtrotzen. Am letzten Wochenende gelang Partizan ein 4:0-Auswärtssieg bei Tabellennachbar FK Voždovac und konnte sich dabei sogar den Luxus erlauben, mit Diabaté, Menig, Gomes und Natcho die gesamte Offensivreihe nach 60 Minuten zwecks Schonung auszuwechseln.

Hamidou Traore im Kampf um den Ball mit Kingsley Schindler und Denis Huseinbasic (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Die Schwarz-Weißen werden also mit breiter Brust antreten, die nicht nur der langen Siegesserie geschuldet ist, sondern auch der Erinnerung an den 1:0-Sieg in Müngersdorf, bei dem nur die glänzenden Reaktionen von Kölns Keeper Marvin Schwäbe einem höheren Sieg der Belgrader im Wege standen. Man darf neugierig sein, ob Partizans Trainer Gordan Petrić seine Elf erneut in dem 4-2-3-1-System agieren lässt, das für die vielen Erfolge im August und September verantwortlich zeichnete. Aber egal in welchem System – Petrić weiß, worauf er sich verlassen kann: Auf zwei technisch ausgezeichnete Sechser, auf enorm schnelle Außen und auf Natcho als listigen Spielmacher, der seine Standards mit raffiniertem Schnitt zu schlagen pflegt und mit präzisen Steckpässen Torjäger Gomes sucht.

Eine Herkulesaufgabe für den 1. FC Köln

So muss man kein Prophet sein, um voraussagen zu können, dass dem 1. FC Köln nur eine sehr gute, eine sehr konzentrierte Leistung zu einem Sieg in Belgrad verhelfen wird. Er wird es jedoch nicht nur mit einer offensiv- wie kampfstarken Elf von Partizan zu tun haben, sondern auch mit gut 30 000 fanatischen Zuschauern, die das Partizana Stadion in einen Hexenkessel verwandeln werden. Fürwahr, ein hartes Stück Arbeit liegt da vor den Domstädtern, eine Nagelprobe für Nervenstärke und Leistungsbereitschaft, eine wahre Herkulesaufgabe.

Das Ergebnis steht, damit laufen wir im Moment der Sache hinterher und müssen nächste Woche sehen, dass wir das in Belgrad vielleicht wieder ausmerzen. (Steffen Baumgart)

Trainer Steffen Baumgart war die Schwere dieser Aufgabe schon nach der Heimniederlage am letzten Donnerstag bewusst: “Das Ergebnis steht, damit laufen wir im Moment der Sache hinterher und müssen nächste Woche sehen, dass wir das in Belgrad vielleicht wieder ausmerzen,” sagte er nach der Partie. Ausmerzen muss man nun zudem eine hohe Niederlage im Derby, die auch noch Tage nach der Partie vor allem die Fanseele schmerzt. Positiv betrachtet bietet der Donnerstagabend die Gelegenheit zur doppelten Wiedergutmachung – für den Verein, für die Stadt und ganz besonders für die Fans.

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