Ein gebrauchter Tag, dieser 9. Oktober 2022. Einen Spieler durch Gelb-Rot verloren, einen anderen mit einer wahrscheinlich schweren Verletzung durch das rüde Einsteigen seines Gegenspielers, fünf Tore kassiert und damit das Derby verloren. Steffen Baumgart hat gewiss schon schönere Sonntage erlebt. Der 1. FC Köln hatte ab der 45. Minute in Unterzahl agieren müssen, was die Borussia weidlich ausnutzte und zu einem ungefährdeten 5:2-Sieg über den rheinischen Rivalen kam. Baumgarts Lebenserfahrung wird ihm sagen, dass es solche Tage gibt, an denen Nackenschlag auf Nackenschlag folgt. Und dass irgendwann auch wieder die Sonne scheint.
Vor der Pause entschied sich der weitere Verlauf des Spiels
Nach verteiltem Spiel mit einer Großchance durch Thuram, der Gladbacher Führung durch Friedrichs Kopfball (25.) und dem Kölner Ausgleich durch einen an ihm verübten Foulelfmeter durch Florian Kainz sollte die 1. Halbzeit noch Brisantes und Spielentscheidendes auf Lager haben. Zunächst beendete ein lediglich mit Gelb geahndetes Foul von Bensebaini (37.) den Arbeitstag von Dejan Ljubicic und wird dem Österreicher wahrscheinlich eine mehrwöchige, wenn nicht sogar mehrmonatige Zwangspause bescheren. Auch Steffen Baumgart wies auf diese Szene hin: “Das Foul an Dejo ist aber nicht richtig bewertet worden, da ist mir Gelb zu wenig,” sagte er nach dem Spiel. Wenig später erwischte Kainz den Gladbacher Hofmann im eigenen 16er mit dem Ellbogen – Elfmeter für die Borussia, Gelb-Rot für Kainz. Bensebaini verwandelte den Strafstoß zur 2:1-Führung für die Borussia.
Jonas Hector im Zweikampf mit dem Mönchengladbacher Kramer (Foto: Alexander Scheuber/Getty Images)
Der nächste Nackenschlag folgte unmittelbar nach der Pause. Ondrej Duda verlor den Ball vor dem eigenen Strafraum, was Stindl zum 3:1 nutzte (47.). Danach verflachte das Spiel. Die dezimierten Kölner waren geschockt, die Borussia nutzte die numerische Überlegenheit, wurde allerdings auch dadurch begünstigt, dass Schiedsrichter Jablonski es bis kurz vor Schluss unterließ, Fouls an Kölner Spielern zu ahnden. Bensebaini erzielte das 4:1 und konnte damit zwei Tore und eine wahrscheinlich schwere Verletzung eines Gegenspielers auf seinem heutigen Arbeitsnachweis verbuchen.
“Das Foul an Dejo ist aber nicht richtig bewertet worden, da ist mir Gelb zu wenig.” (Steffen Baumgart)
Der eingewechselte Denis Huseinbasic erzielte seinen ersten Bundesligatreffer und verkürzte zum 2:4 aus Kölner Sicht (83.). Thuram setzte in der 90. Spielminute den Schlusspunkt mit seinem Treffer zum 5:2-Endstand und konnte sich nicht verkneifen, das Tor mit dem Brillenjubel von Anthony Modeste zu bejubeln.
Erkenntnisse – wegen Unterzahl kaum möglich
Solange elf gegen elf spielten, konnte der 1. FC Köln das Spiel ausgeglichen gestalten, ließ jedoch in der Offensive arg zu wünschen übrig. Die zweite Halbzeit kann man auf dem Hintergrund des Platzverweises kaum an normalen Maßstäben messen, gefallen hat auf jeden Fall Denis Huseinbasic nicht nur wegen seines Treffers. Mit ihm verfügt Steffen Baumgart über mehr als eine Alternative zu Ondrej Duda, der zum wiederholten Male arg enttäuschte.
Ausblick: Nach Belgrad, dann kommt die Puppenkiste
Am Donnerstag steht in der Conference League die Partie bei Partizan Belgrad an, mit einiger Sicherheit ohne Dejan Ljubicic. Ein Spiel mit vorentscheidendem Charakter für das Weiterkommen in diesem Wettbewerb. Drei Tage später kommt der FC Augsburg nach Müngersdorf, eine Mannschaft, bei der man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass es ihr Hauptziel ist, Fußball zu verhindern, koste es, was es wolle – selbst wenn dies ein zerstörter Elfmeterpunkt ist. Schwierige Aufgaben kommen da auf den 1. FC Köln zu. Bei deren Bewältigung kann man ihm nur Glück und recht viel Erfolg wünschen.